Die Pflege der Unternehmenskultur hat großen Einfluss auf das Image von Arbeitgebern. Kommunen sollten ihre Werte kennen, kommunizieren und zu ihrem Vorteil am Arbeitsmarkt einsetzen.
Die Unternehmenskultur kann einen wichtigen Beitrag zum wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens leisten. Daher ist die Pflege der Organisationskultur auch im öffentlichen Sektor von besonderer Bedeutung. Auch wenn die meisten Unternehmen, sowohl in der Privatwirtschaft als auch im öffentlichen Bereich, diesen Erfolgsfaktor bereits erkannt haben, scheitert meist die Umsetzung. Erst wenn Unternehmen erfolgreich die eigene Organisationskultur analysieren, verstehen und gestalten, bieten sich neue Chancen.
Diesbezüglich stehen vor allem Kommunen vor neuen Herausforderungen, denn viele Unternehmen aus der Privatwirtschaft werben mit einer „modernen Unternehmenskultur“, die der öffentliche Sektor häufig nicht bieten kann. Doch worin liegt der große Vorteil in der Unternehmenskultur des öffentlichen Dienstes? Und wie können Verwaltungen diese identifizieren und sich so auf dem Markt einen Wettbewerbsvorteil verschaffen?
Kulturwandel benötigt Zeit. Ausdauer und Disziplin sind daher besonders gefordert. Auch wenn Unternehmen ihre Kultur erkannt haben, ist für die anschließende Gestaltung ein langer Zeitraum einzuplanen. Doch in die Kultur zu investieren, bewährt sich langfristig. Die Mitarbeiterbindung und das Wir-Gefühl werden deutlich gestärkt. Das schafft die idealen Voraussetzungen für eine höhere Leistung.
Acht Dimensionen untersuchen
Das amerikanische Beratungsunternehmen Spencer Stuart hat ein Modell zur Analyse der Unternehmenskultur entwickelt. Demnach gilt es die folgenden acht Dimensionen zu untersuchen: Lernen, Sinn, Beziehungen, Ordnung, Sicherheit, Autorität, Ergebnisse und Freude. Im Modell benachbarte Kulturmerkmale sind oft in einem Unternehmen vertreten. Im Umkehrschluss sind Merkmale, die sich im Modell gegenüberstehen, in diesem Unternehmen meist nicht festzustellen.
Auf den öffentlichen Sektor bezogen, lässt sich erkennen, dass vor allem die Merkmale Sicherheit und Ordnung die Unternehmenskultur prägen. Die Dimension Sicherheit orientiert sich an einer langfristigen Planung und stellt ein risikoarmes Verhalten der Mitarbeitenden dar. Jede Entscheidung sollte mit Daten und Fakten belegbar sein. Die zweite Dimension Ordnung steht für Struktur und Normen. Traditionen und Prozesse werden als wichtig empfunden.
Die Identifikation dieser Merkmale sollten Verwaltungen als Vorteil nutzten, da der öffentliche Sektor mehr Imagevorteile hat, als gemeinhin angenommen. Neben den Merkmalen Sicherheit und Ordnung, welche für viele Arbeitnehmer bei der Auswahl des Arbeitgebers wichtig sind, sorgen weitere Merkmale für die Attraktivität des öffentlichen Dienstes wie zum Beispiel der Einsatz für das Gemeinwohl.
Veränderungen kommunizieren
Nach der Bestimmung der charakteristischen Merkmale kann die Gestaltung beginnen. Hierbei ist es wichtig, dass die Kultur gleichermaßen auf der Organisationsebene, der Teamebene und der individuellen Ebene gelebt wird. Es zählt zu den Aufgaben der Führungskraft, die Unternehmenskultur vorzuleben und durch eine transparente Kommunikation auf alle Ebenen zu übertragen.
Um die Ziele zu erreichen, müssen Veränderungen kommuniziert und die richtigen Instrumente für eine nachhaltige Personalentwicklung eingesetzt werden. Daneben müssen Führungskräfte auch ihr Führungsverhalten an die Unternehmenskultur anpassen. Nur im Einklang erscheint das Unternehmen gegenüber neuen Mitarbeitenden authentisch und attraktiv.
Es kommt also nicht nur darauf an, zu den modernsten Arbeitgebern auf dem Markt zu zählen, sondern die eigene Kultur zu erkennen und als entscheidenden Wettbewerbsvorteil zu nutzen. Umfragen nach kann sich ein Großteil der Führungskräfte vorstellen, in den öffentlichen Dienst zu wechseln, da die genannten Kulturmerkmale einen echten Anreiz darstellen.
Johanna Emde
Die Autorin
Johanna Emde ist Beraterin beim zfm – Zentrum für Management- und Personalberatung in Bonn