Eine moderne, effiziente und umweltfreundliche Abwasserentsorgung: Daran arbeitet die Gemeinde Fronreute konsequent. Wie sie vorgeht, erklären Bürgermeister Oliver Spieß und Ortsbaumeister Jürgen Jehle.
Die Kläranlage Fronhofen wurde Mitte der 1970er Jahre gebaut und ist in einem altersentsprechenden Zustand. Um dem heutigen Stand der Technik gerecht zu werden, müssten das Betriebsgebäude saniert, der Sand- und Fettfang umgebaut und die Belebung vergrößert werden. Die elektronische Ausrüstung der Anlage ist zudem veraltet und müsste komplett erneuert werden. Vor diesem Hintergrund ließ der AZV Mittleres Schussental mit der Gemeinde Fronreute (Baden-Württemberg, 5000 Einwohner) ein Strukturgutachten von Jedele und Partner GmbH erstellen, in dem mehrere Varianten für eine verbesserte Abwasserstruktur untersucht wurden.
Als wirtschaftlich und wasserwirtschaftlich beste Variante empfiehlt das Gutachten, die Kläranlage Fronhofen stillzulegen und das bisher dort behandelte Abwasser an die nahegelegene Kläranlage Ettishofen-Kanzach überzuleiten.
Die Überleitung des Abwassers erfolgt mit einer Pumpstation, weil die Kläranlage Ettishofen-Kanzach mit einem Kanal im freien Gefälle nicht erreichbar ist. Das Abwasser, das im Kanalisationsnetz des Ortsteils Fronhofen gesammelt wird, fließt über den automatisch gesteuerten Rechen zum Sandfang. Die im Abwasserstrom mitgeführten Grobstoffe werden am Rechen erstmals herausgeholt.
Die größere Kläranlage übernimmt
Der Sandfang hat die Aufgabe, mineralische Verunreinigungen wie beispielsweise Sand aus dem Abwasser zu entfernen. Diese Stoffe würden sonst die mechanischen Teile des Pumpwerks zu stark beanspruchen oder verstopfen. Das Abwasser fließt anschließend in den Vorratsbehälter, den so genannten Pumpensumpf, im Kellergeschoss des Betriebsgebäudes.
Aufgabe des Pumpensumpfes ist es, die in der Pumppause zufließende Wassermenge zu speichern. Das Pumpwerk ist vom Vorratsbehälter getrennt und besteht aus zwei trocken aufgestellten Kreiselpumpen, die jeweils über eine Saugleitung mit dem Vorratsbehälter verbunden sind.
Über eine knapp sechs Kilometer lange Kunststoffleitung aus PE-HD werden bis zu 28 Liter Abwasser pro Sekunde zur leistungsstärkeren Kläranlage in Ettishofen-Kanzach übergeleitet. Die Überleitung besteht aus einer 3,2 Kilometer langen Druckleitung mit einem Innendurchmesser von 184 Millimetern. Auf der Strecke ist ein maximaler Höhenunterschied von 76 Metern zu überwinden. Anschließend wechselt der Abwassertransport in eine 2,8 Kilometer lange Freigefälledruckleitung mit einem Innendurchmesser von 147,2 Millimetern. Hier reichen die Gefällebedingungen für die Ableitung des Abwassers ohne zusätzlichen Energieeintrag aus.
Der Umbau der Kläranlage zu einem Abwasserpumpwerk hat den Vorteil, dass die unrentable und unbefriedigend arbeitende kleine Kläranlage in Fronhofen stillgelegt und stattdessen das Abwasser auf einer größeren Zentralkläranlage behandelt wird. An diesem Standort werden die entsprechenden Reinigungskapazitäten bereitgestellt, eine Anpassung der dortigen Kläranlage ist dafür nicht notwendig.
Die neue Lösung rentiert sich
Der Anschluss führt gesamtheitlich betrachtet nicht nur zu einer besseren Reinigungsleistung des Abwassers: Die Bürgerinnen und Bürger von Fronreute erhalten dank der Neustrukturierung auch eine umweltfreundliche und wirtschaftliche Abwasserbehandlung, die auch aus ökologischer Sicht eine Verbesserung darstellt.
Das Auftreten von Spurenstoffen und Keimen inklusive resistenter Bakterien im Wasserkreislauf ist in den vergangenen Jahren verstärkt ins Zentrum des Interesses gerückt. In diesem Sinne ist es notwendig, Maßnahmen zu ergreifen, durch die Spurenstoff- und Keimeinträge in den Wasserkreislauf langfristig reduziert und die Menschen sowie die Umwelt nachhaltig geschützt werden können. Eine Qualitätsverbesserung des gereinigten Abwassers kann nur mit einer weiterführenden Abwasserreinigung durchgeführt werden, die künftig nur bei größeren Kläranlagen wirtschaftlich vertretbar umzusetzen sind.
Die Herstellung der Überleitung nach Ettishofen-Kanzach erfolgt in zwei Bauabschnitten. Der Bauabschnitt I wurde zum größten Teil bereits bis zum Sommer 2023 fertiggestellt. Vorgesehener Baubeginn des Bauabschnitts II ist Anfang März 2024, abgeschlossen sein soll er im Sommer 2024.
Der Umbau der Kläranlage Fronhofen zu einem Abwasserpumpwerk erfolgt davon unabhängig. Geplanter Baubeginn ist im September 2024. Einschließlich der notwendigen Umbaumaßnahmen des Gebäudes ist das Bauende für Juni 2025 vorgesehen.
Die Gemeinde Fronreute wird in die Gesamtmaßnahme zuwendungsfähige Baukosten in Höhe von rund 3,6 Millionen Euro investieren. Davon sind 56,9 Prozent förderfähig durch das Land Baden-Württemberg, der Zuwendungsbetrag beträgt 2.023.700 Euro.
Oliver Spieß, Jürgen Jehle
Die Autoren
Oliver Spieß (Freie Wähler) ist Bürgermeister der Gemeinde Fronreute.
Jürgen Jehle ist Ortsbaumeister.