Die Umrüstung auf LED ist in vollem Gang – smarte Lichtlösungen sind weitere Herausforderungen, die aktuell gemeistert werden sollen. Wie eine der fahrradfreundlichsten deutschen Städte diese Aufgaben meistert und welche Tipps es für andere Kommunen gibt, berichtet Lisa Schmees für die Stadtwerke Münster.

Straßenbeleuchtung ist weit mehr als schmückendes Beiwerk einer Stadt – sie ist ein zentraler Baustein für
die Lebensqualität und das Sicherheitsgefühl im urbanen Raum. Gleichzeitig ist Beleuchtung ein bedeutender Energieverbraucher im städtischen Betrieb und kann – Stichwort Lichtverschmutzung – zur Belastung für Menschen, Tier und Umwelt werden.
Deshalb arbeiten die Stadt und die Stadtwerke im westfälischen Münster gemeinsam daran, die Beleuchtung in der Domstadt zukunftsfähig zu gestalten: effizient und nachhaltig, ressourcenschonend und zunehmend smart.
LED-Umrüstung in Münster in vollem Gange
29.337 Leuchten sorgen in Münster für sichere Wege. Jährlich kommen rund 200 neue Leuchtpunkte hinzu. Gesteuert über einen zentralen Dämmerungsschalter, absolviert eine Münsteraner Leuchte jährlich 4156 Stunden Betriebsstunden. Jährlich verbraucht Münsters Straßenbeleuchtung etwa so viel Energie wie 1100 Durchschnittshaushalte, rund vier Millionen Kilowattstunden zertifizierten Ökostrom.
Sowohl zur Senkung von Energiekosten als auch für den Klimaschutz treibt die Stadt Münster mit ihren Stadtwerken die Umrüstung der gesamten öffentlichen Beleuchtung auf LED-Technologie voran. Rund 2500 Leuchten im Jahr tauschen die Beleuchtungstechniker des städtischen Energieversorgers aus. Überall dort, wo alte Leuchtmittel turnusgemäß ersetzt werden müssen, kommen energie- und kostensparende LED zum Einsatz. Die modernen LED verbrauchen nicht nur bis zu 80 Prozent weniger Energie als die bisher gebräuchlichen Leuchtmittel. Sie sorgen außerdem mit einer deutlich längeren Lebensdauer und geringeren Wartungsintensität für mehr Effizienz und natürlich auch für verbesserten Umweltschutz.
Bereits heute sind knapp die Hälfte der Leuchten im Stadtgebiet umgerüstet. Bis 2030 sollen auch die letzten rund 14.000 ausgetauscht sein. Entscheidend für die Finanzierung der Umrüstung ist es, die Förderprogramme von Land und Bund stets im Blick zu behalten.
Smarte Lösungen sind die Highlights
Besondere Anerkennung von Bürgerinnen und Bürgern sowie der Fachwelt erfahren die Münsteraner Projekte für die adaptive Beleuchtung. Bereits seit 2016 befassen sich die Experten von Stadt und Stadtwerken mit smarten Beleuchtungslösungen, die sich dank Infrarotsensoren dem tatsächlichen Lichtbedarf automatisch anpassen.
Wenn die Sensoren an den Laternenmasten erkennen, dass sich Radfahrer oder Fußgänger nähern, wird die Beleuchtung auf volle Leistung hochgefahren. Wenn sie sich wieder entfernen, wird die Helligkeit auf zehn Prozent reduziert. Diese smarte Technik hilft, Energie einzusparen. Zudem erhöht sie den Komfort für Radfahrer und Fußgänger, und sie verringert gleichzeitig Lichtemissionen zum Schutz von nachtaktiven Tieren.
Inzwischen sind in Münster mehr als 720 Leuchtenstandorte mit Sensortechnik ausgestattet. 650 davon auf einem Seitenweg des Dortmund-Ems-Kanals, der als Radverbindung in die Innenstadt, als Jogging- und Spazierstrecke gern genutzt wird. 2023 erhielt die Stadt Münster für die Neugestaltung der 27 Kilometer langen Strecke den deutschen Fahrradpreis.
Smarte Beleuchtung und ihre Herausforderungen
Auch das intelligente Beleuchtungskonzept trägt daran einen Anteil. Es spart 70 Prozent Energie ein. In Befragungen loben Nutzerinnen und Nutzer das höhere Sicherheitsgefühl. Ein Viertel der Befragten attestiert, dass sie die Kanalpromenade nun häufiger nutzen. Zählungen ergaben eine Zunahme des Radverkehrs um 50 Prozent. „Man fühlt sich, als ob jemand da ist, der aufpasst“, schreibt ein Befragter.
Trotz aller positiven Erfahrungen gibt es Herausforderungen. So führt die intelligente Steuerung der Beleuchtung immer wieder zu Diskussionen – etwa dann, wenn adaptive Leuchten zum Schutz von Fledermäusen nachts ganz abgeschaltet werden. Die Maßnahme ist ein Ergebnis des artenschutzrechtlichen Monitorings. Doch das stößt nicht immer auf Verständnis. Die abendlichen Abschaltzeiten in den Sommermonaten sind daher ein Kompromiss.
Bei allem Erfolg: Der Weg zu einer praxistauglichen, smarten Beleuchtung war auch in Münster lang und von Ausprobieren geprägt. Die Experten empfehlen daher, die Technik zunächst an Pilotstandorten auszuprobieren, Erfahrungen mit der Sensortechnik zu sammeln und Nutzer nach ihrem Erlebnis zu befragen. Denn Beleuchtungslösungen müssen stets zur Stadtstruktur, zum Einsatzort und zum Nutzungsverhalten passen – Standardlösungen funktionieren selten.
Die nächste Teststrecke ist geplant
Die nächste Teststrecke für die adaptive Beleuchtung haben die Münsteraner bereits im Kopf. Die Partner wollen den Einsatz adaptiv gesteuerter Beleuchtung in einem Gewerbegebiet testen. Dort sind die Anforderungen an die Straßenbeleuchtung ganz andere als an den bisher adaptiv beleuchteten Rad- und Freizeitrouten.
Unabhängig davon, welche Herausforderungen die neue Teststrecke bringen wird – ihrem Ansatz bleiben die Straßenbeleuchter in Münster treu: Beleuchtung soll nicht nur Lichtquelle für Nachtschwärmer sein, sondern auch ein Vehikel für urbane Innovation und Nachhaltigkeit.
Lisa Schmees
