Sonnenlicht für die Dunkelzeit

Landrat Willibald Gailler (v. l.), Bayernwerk-Vorstand Egon Westphal, Velburgs Bürgermeister Christian Schmid und Bayerns Finanzminister Albert Füracker nahmen die innovative Leuchte im Januar in Betrieb. Foto: Bayernwerk/Michael Bartels

Zu Beginn des Jahres 2023 ging im bayerischen Velburg eine Solar-Hybridleuchte ans Netz. Das Leuchtmittel bietet ein großes Einsparpotenzial in Bezug auf Energie, Kosten und CO₂.

Tagsüber Solarstrom tanken, nachts kostenlos leuchten – und wenn mal nicht die Sonne scheint, gibt es zur Sicherheit den Netzstrom: Das ist das Prinzip der neuen Solar-Hybridleuchte, die Mitte Januar zum ersten Mal im Gebiet der Bayernwerk Netz GmbH angeschlossen wurde. Im oberpfälzischen Velburg (5000 Einwohner) wurde die erste Leuchte gemeinsam mit Bürgermeister Christian Schmid (CSU), Finanz und Heimatminister Albert Füracker MdL und Bayernwerk-Vorstand Egon Westphal nahe der örtlichen Grund- und Mittelschule feierlich eingeweiht.

Die neue Hybridleuchte verfügt über ein Solarpanel auf der Oberseite sowie einen Akku, der im Leuchtenmast verbaut ist. Tagsüber lädt sich der Akku durch die Solarenergie auf und liefert nachts den CO₂-freien Strom für den LED-Leuchtenkopf. Bei zu geringer Ladung schaltet die Straßenleuchte auf den regulären Stromanschluss um, sodass das Stromnetz im hybriden Modus die nötige Energie bereitstellt.

„Mit der neuen Leuchte vereinen wir das Beste aus beiden Energiewelten: Wir nutzen das kostenlos gespeicherte Sonnenlicht abends in der Dunkelheit und gewähren zugleich eine starke Betriebssicherheit durch den Netzanschluss“, sagt Westphal. „Damit ist es das nachhaltigste und zugleich robusteste Lichtkonzept für die Gemeinden und Städte Bayerns.“

Innovation für die Region

In puncto Einsparpotenzial sprechen die Zahlen für sich: Gegenüber den bereits effizienten LED-Leuchten spart die Hybridleuchte nach Angaben der Betreiber nochmals rund 70 Prozent an Energie und Stromkosten sowie fünf Kilogramm an CO₂ jährlich ein. Von den rund 1300 Brennstellen in Velburg wurden bereits 700 auf LED-Technologie umgerüstet. Weitere zehn Brennstellen werden jetzt auf die neue Solar-Hybridvariante umgerüstet. Im vollgeladenen Zustand können die Leuchten dann rund vier Tage autark Licht spenden. Ein energie- und vor allem kostensparendes Modell, wie Bürgermeister Schmid betont: „Seit Jahren sind wir dabei, generell alle Ausgaben im Bereich Energie zu prüfen und neue, innovative Lösungen zu suchen. Nun können wir ein Musterbeispiel an Effizienz und Modernität liefern.“

Im Vergleich zum früheren Straßenbeleuchtungsbetrieb wurden seit 2012 mit den bisherigen LED-Umrüstungen fast 600 Gigawattstunden Strom eingespart – das entspricht ungefähr dem 30-fachen Jahresverbrauch an Strom von Velburg. „Das weitere Potenzial liegt bei 50 Gigawattstunden jährlich, das wollen wir bis 2025 heben“, sagt Westphal.

Das Bayernwerk betreibt die Straßenbeleuchtung in rund 1200 Kommunen landesweit. Um die Lichtanlagen so nachhaltig und effizient wie möglich zu betreiben, setzt das Unternehmen konsequent auf LED-Technologie. Gerade in Zeiten steigender Energiepreise rüsten viele Kommunen ihre Straßenbeleuchtungen auf LED um oder planen dies: Waren im Februar 2020 laut Unternehmen noch rund 200.000 LED-Straßenleuchten am Bayernwerk-Netz installiert, sind es heute über 400.000. Rund 15.000 Umrüstungen wurden dabei vom Förderprogramm „Kommunale Klimaförderung“ kofinanziert.

Was wie hier im Großen geht, geht auch im (vermutlich) Kleinen am Straßenrand: Licht wird mit Hilfe der Sonne erzeugt. Foto: Adobe Stock/ALEXSTUDIO

„Wenn die Straßenbeleuchtung auf Licht emittierende Dioden, also auf LED umgestellt ist, hat die Kommune schon viel zur Energieeinsparung und damit zum Klimaschutz beigetragen“, sagt Lichtexperte Daniel Pangerl. Mit der neuen Hybridleuchte seien nun bis zu 90 Prozent Energieeinsparung gegenüber herkömmlichen Natriumdampfleuchten möglich. „Das eignet sich vor allem im Neubau für Anlieger- und Radwege, aber auch für die Umrüstung von Bestandsleuchten“, erläutert Pangerl.

Ein ähnlich hohes Einsparpotenzial biete die smarte Lösung, also eine Umstellung auf LED-Leuchten mit Bewegungsmeldern. Zusätzlich zur hohen Energieeffizienz bieten LED-Straßenleuchten einen weiteren Vorteil: Sie ziehen weniger Insekten an. Für die Umstellung auf LED sei eine sorgfältige Planung und die Programmierung vor Ort erforderlich. Für die Umsetzung müsse man laut Betreiber sechs Monate einplanen.

Was für welchen Standort am meisten Sinn mache, müsse individuell und vor Ort betrachtet werden. Wem das zu lange dauert, der kann auch mit sogenannten LED-Retrofits seine Beleuchtung umrüsten. Hier wird nur das Leuchtmittel selbst getauscht, die Umsetzung dauere zwei bis drei Monate und amortisiere sich bereits nach rund zwei Jahren.

Red.