Schutz vor Starkregen und Hitzewellen

Information per Mausklick: Der OOWV hat für die Stadt Oldenburg ein Gründachpotenzialkataster erstellt. Hier können Bürger nachsehen, ob ihr Dach für den Gründachausbau geeignet ist. Quelle: www.mein-gruendach.de/oowv/Gruendachkataster

Begrünte Dächer helfen dabei, Überflutungen zu verhindern und das Stadtklima abzukühlen. Die Stadt Oldenburg unterstützt diese Klimaanpassungsmaßnahme mithilfe eines Gründachpotenzialkatasters, das der regionale Wasserversorger erstellt hat.

Erst wochenlang kein Regen, dann plötzlich sintflutartige Wolkenbrüche: Diese Extreme sind inzwischen Normalität. Die vergangenen Jahre haben uns auch in Deutschland hautnah erleben lassen, welche Wetterphänomene und klimatischen Veränderungen auf uns zukommen. Kommunen haben erkannt: Sie müssen sich auf die Auswirkungen von Dürre und heftigem Niederschlag vorbereiten.

In ländlich strukturierten Gebieten ist dies leichter als in eng bebauten Ballungsräumen. Der Grund: die Peripherie, Felder und Wiesen sowie die daraus resultierende Möglichkeit, dem Wasser Raum zu geben, es zu speichern und in trockenen Phasen abzurufen. Hier müssen vor allem die bestehende Infrastruktur sowie die existierende Bebauung ertüchtigt werden. Zusammen mit seinen Partnern arbeitet der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOWV) daran, den Kommunen Lösungen anzubieten.

Wassermanagement spielt mittlerweile vermehrt in der städtebaulichen Planung eine wichtige Rolle – auch aufgrund der Erfahrungen der vergangenen Jahre. Im niedersächsischen Oldenburg (169.000 Einwohner) gehen die Stadt und der OOWV das Thema gleich an mehreren Fronten an. Neben einer gemeinsam entwickelten und frei zugänglichen Starkregengefahrenkarte existiert seit Mitte 2021 auch eine smarte Verkehrslenkung. Wenn es Überflutungen gibt, ist meist die Alexanderstraße in der Innenstadt betroffen. Der Clou: Die Autos werden in dem Fall um den betroffenen Bereich herumleitet. Möglich macht das eine Vielzahl an Sensoren und Messtechnik. In dieser Größe ist das ein in Europa einzigartiges System.

Auf dem Weg zur Schwammstadt

Doch damit noch nicht genug: Das Ziel des OOWV ist es, Oldenburg zu einer sogenannten Schwammstadt zu entwickeln. Niederschlag soll nicht mehr abgeleitet, sondern in der Stadt gehalten werden. Ein wichtiges Element sind dabei Gründächer. „Es gibt verschiedene Arten von Gründächern“, erklärt der OOWV-Fachmann Reinhard Hövel. „Alle haben gemeinsam, dass sie bis zu 70 Prozent des anfallenden Niederschlagswassers aufnehmen und auf diese Weise zurückhalten können.“

Während eines Starkregenereignisses entlastet dies das Regen- und Abwassersystem. So können Überschwemmungen vermieden oder abgemildert werden. Zudem verfügen Gründächer über positive Dämmeigenschaften. Im Sommer dienen sie der Hitzeabschirmung, im Winter der Wärmedämmung. Durch die Verdunstung des gespeicherten Wassers tragen Gründächer darüber hinaus zur Kühlung von Innenstädten und so zur Verbesserung des Stadtklimas bei.

Gespeichert wird das Wasser vor allem in der Substratschicht, auf der die Pflanzen wachsen. Doch nicht jedes Dach ist als Gründach geeignet. Neben der Statik kann auch die Dachneigung ein Ausschlusskriterium darstellen. Sie sollte im Idealfall unter 15 Grad liegen. Durch bauliche Maßnahmen, die das Wegrutschen der Substratschicht verhindern, kann der Neigungswinkel aber auf bis zu 30 Grad erhöht werden.

„Seit relativ kurzer Zeit gibt es auch sogenannte Retentionsdächer“, berichtet Reinhard Hövel. „Die sind etwas anders als herkömmliche Gründächer aufgebaut, wodurch Wasser noch besser gespeichert werden kann.“ Für die Stadt Oldenburg hat der OOWV ein Gründachpotenzialkataster erstellt. Hier können Bürger ganz einfach nachsehen, ob ihr Dach zum Gründachausbau geeignet ist.

Aktuell gibt es dafür keine Förderung durch den Bund oder das Land Niedersachsen. Allerdings bieten manche Kommunen Unterstützung an. Neben der Stadt Oldenburg fördern beispielsweise auch der Landkreis Wesermarsch und die Stadt Lohne den Gründachausbau. Interessierte sollten sich deshalb bei ihrer Kommune über Fördermöglichkeiten informieren. Auch der OOWV unterstützt den Gründachbau: Für die begrünte Dachfläche wird nur die Hälfte des Niederschlagswasserentgelts in Rechnung gestellt.

Autor: Matthias Wittschieben ist Mitarbeiter beim Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband (OOWV) in Brake.