Zum Schutz von Kindern in Kita und Schule denken immer mehr Träger über die Anschaffung von Luftreinigern nach. Wir haben uns bei einem Experten für Lüftungsanlagen erkundigt, worauf es dabei zu achten gilt. Martin Törpe gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Lüften oder Luftreiniger? Was senkt effektiver die Konzentration potenziell gefährlicher Aerosole in Schulräumen?
Martin Törpe: Das lässt sich pauschal nicht beantworten. Man unterscheidet zwischen Luftreinigern, Lüftungsgeräten und Fensterlüftung. Luftreiniger filtern kleinste Stäube und Aerosole aus der Raumluft, ein Luftaustausch findet nicht statt. Bei Lüftungsgeräten wird die Raumluft hingegen permanent durch Frischluft ersetzt. Dies ist auch das Ziel einer Fensterlüftung. Für einen wirksamen Infektionsschutz muss die Luft ca. sechs Mal pro Stunde durch professionelle Luftreiniger gefiltert werden – professionell heißt: HEPA Filter der Filterklasse H13 oder H14 und eine Luftleistung vom etwa 6-fachen des Raumvolumens. Alternativ muss die Raumluft ca. sechs Mal pro Stunde durch Lüftungsgeräte oder eine Fensterlüftung komplett ausgetauscht werden. Eine Fensterlüftung kann das nur leisten, wenn dabei eine Querlüftung erzeugt wird, die aber zu starken Zugerscheinungen und Temperaturveränderungen führt.
Mobile, flexible Geräte oder stationär installierte Anlagen? Welche Optionen haben Schulen, die jetzt Luftreiniger nachrüsten wollen?
Törpe: Luftreiniger sind eine Option. Das sind meist hohe schlanke Geräte, die weniger als einen halben Quadratmeter Platz brauchen und i. d. R. als mobile Varianten auf dem Markt sind. Die zweite Option sind Lüftungsanlagen. Hier empfehlen wir üblicherweise stationäre Anlagen. Zum Nachrüsten wären diese zu aufwändig. Aber es gibt bereits Lüftungsanlagenkonzepte, die mit geringerem Aufwand nachrüstbar sind. Hierfür müssen nur in Fenstern zwei Öffnungen nach außen installiert werden können.
Ist es besser, pro Raum einen großen Luftreiniger oder verteilt mehrere kleine Geräte zu betreiben?
Törpe: Für die Raumgrößen in Schulen gibt es perfekt konfigurierte Geräte, was den Lärmpegel, die Luftfilterleistung, die Betriebskosten und das Platzangebot anbelangt. Wichtig ist es, den ca. 6-fachen Raumluftdurchsatz zu erzeugen und dabei einen Schallpegel von 40 dB(A) im Raum einzuhalten.
Partikelfilter, UV-C-Licht, Ozon oder Plasma: Welche keimabtötende Technik ist die sinnvollste für den Einsatz in Schulen?
Törpe: Die Luftfiltertechnik mit HEPA Filtern hat sich seit Jahrzehnten in Krankenhäusern bewährt. Darum wurden zunächst nur solche Geräte innerhalb der Förderung akzeptiert. Für Luftreiniger, die auf Basis von UV-C Licht, Ozon oder Plasma arbeiten, existiert noch keine wissenschaftlich belegte Wirksamkeit zur Deaktivierung von Viren.
Bringen – abgesehen vom Schutz vor Corona und anderen Infektionskrankheiten – Luftreiniger weitere Vorteile fürs Raumklima?
Törpe: Ja, Luftfiltergeräte reduzieren die Belastung der Raumluft, beispielsweise durch Stäube oder Pollen. Eine solche Luft ist für alle positiver und hilft besonders Allergikern. Lüftungsgeräte verbessern darüber hinaus die Luftqualität, da sie den CO2-Gehalt in Klassenzimmern regulieren. Studien belegen, dass der Lernerfolg mit einer guten Raumluftqualität besser ist.
Worauf müssen Schulen bei der Beschaffung achten, um in den Genuss einer Förderung zu kommen?
Törpe: Vom Bund wird derzeit eine Förderung von 80% der Kosten für die Installation von Lüftungsanlagen in Einrichtungen für Kinder unter zwölf Jahren angeboten. In einigen Bundesländern erhalten alle kommunalen Schulaufwandsträger bzw. Kita-Träger zudem einen staatlichen Zuschuss von maximal 50% der Anschaffungskosten von mobilen Luftfiltergeräten je Raum.
Interview: Dirk Täuber
Zur Person: Martin Törpe ist im Produktmanagement tätig und verantwortlich für die Entwicklung stationärer Lüftungsanlagenkonzepte für Klassenräume und Kitas bei einem deutschen Lüftungsgerätehersteller.