Gesundheitsorientierte Urlaubsformen liegen im Trend: In den vergangenen drei Jahren hat etwa ein Drittel der Deutschen Gesundheitsreisen unternommen. Besonders für staatlich prädikatisierte Heilbäder und Kurorte bedeutet das mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung gute Chancen.
Gesundheit wird von der Gesellschaft heute weithin als ein zentraler Wert verstanden. Die Bereitschaft der Bürger, für gesundheitsorientierte Leistungen Geld auszugeben, nimmt im Zuge eines immer stärker werdenden Gesundheitsbewusstseins zu. Eine besonders wichtige Gruppe stellen dabei ältere Menschen dar. Mit gestiegener Lebenserwartung und einem hohen Wohlstandsniveau sind ihr Wunsch und ihre Möglichkeiten zur Nutzung gesundheitstouristischer Angebote so groß wie nie. Beim Deutschen Heilbäderverband ist man davon überzeugt, dass dies – gemeinsam mit dem technischen und medizinischen Fortschritt, der immer neue Chancen für Vorsorge und Behandlung bietet –, auch in Zukunft zu einem anhaltenden Branchenwachstum führen wird. Die rund 350 staatlich anerkannten Heilbäder und Kurorte in Deutschland stehen dabei für besonders hochwertige gesundheitstouristische Angebote. Sie zeichnen sich durch die kompetente Anwendung natürlicher Heilmittel, anerkannte Heilverfahren und eine gesundheitsfördernde Umgebung und Infrastruktur aus.
Allerdings sind die Heilbäder und Kurorte dem Wandel ausgesetzt. In der Folge der großen Gesundheitsreformen vor der Jahrtausendwende sank die Zahl der von den Sozialversicherungen gezahlten Vorsorgeleistungen deutlich. Die Orte konnten sich jedoch erfolgreich an diese Entwicklung anpassen. Durch einen stärkeren Fokus auf selbstfinanzierte Gesundheitsdienstleistungen – insbesondere im Bereich Medical Check-ups, also umfangreichen medizinischen Vorsorgeuntersuchungen, und Medical Wellness – gelang es, die Zahl der Übernachtungszahlen weiter zu steigern: Von 1999 bis 2015 nahm nach Angaben des Heilbäderverbandes die Zahl der Übernachtungen von rund 15 auf über 24 Millionen und damit um über 50 Prozent zu. Mittlerweile zahlen rund 80 Prozent der Gäste ihren Aufenthalt und die Anwendungen selbst.
Vielfältige Angebote
Die Angebote in den Heilbädern und Kurorten sind dabei weiterhin sehr vielfältig – sie reichen von klassischen Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen unter kompetenter erfahrener medizinischer und therapeutischer Anleitung bis hin zu wellnessorientierten Entspannungs- und Aktivurlauben. Dazwischen findet sich eine Vielzahl von Angeboten, die sich an Selbstzahler mit individuellen Beschwerden (z. B. Rückenschmerzen oder Stress) richten und mit klarer Betonung der Gesundheitskompetenz vermarktet werden.
In den vergangenen drei Jahren hat etwa ein Drittel der Deutschen Gesundheitsreisen unternommen. Durchschnittlich verreisten sie dabei 2,3-mal aus gesundheitlichen Gründen und besuchten in 85 Prozent der Fälle mindestens einen Kurort. Etwa zwei Drittel der Bevölkerung über 14 Jahren sind an einer zeitnahen Gesundheitsreise interessiert, mehr als die Hälfte davon wären damit einverstanden, die davon entstehenden Kosten privat zu zahlen.
Angesichts dieser Zahlen rechnet der Deutsche Heilbäderverband mit einer weiteren Steigerung der Nachfrage nach Medical Check-ups, Gesundheits- und Wellnessreisen. Im Fokus sieht er dabei insbesondere staatlich prädikatisierte Orte, denen von den Bürgern eine hohe Kompetenz in Gesundheitsfragen zugesprochen wird. Für die deutschen Heilbäder und Kurorte sei es dabei wichtig, weiterhin als Premiumanbieter mit zentralen Alleinstellungsmerkmalen in Erscheinung zu treten und die Unterschiede zu allgemeinen Wellness-Angeboten deutlich herauszustellen.
Hohe wirtschaftliche Bedeutung
Ihr Erfolg ist dabei insbesondere im ländlichen Raum von hoher wirtschaftlicher Bedeutung, wird beim Heilbäderverband unterstrichen. Denn gerade dort und auch in strukturschwachen Regionen Deutschlands stellen Heilbäder und Kurorte einen weiter wachsenden Wirtschaftszweig dar und tragen so maßgeblich zur beachtlichen ökonomischen Bedeutung der Gesundheitswirtschaft bei. So machte diese in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2014 bereits 14,6 Prozent des landesweiten Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus. Und in den Heilbädern und Kurorten in Bayern und Baden-Württemberg wurden in den vergangenen Jahren gesundheitstouristische Bruttoumsätze in Höhe von jährlich etwa vier beziehungsweise drei Milliarden Euro erwirtschaftet. In bayerischen Heilbädern und Kurorten ergibt sich dabei ein Pro-Kopf-Einkommen aus der Tourismuswirtschaft in Höhe von rund 5000 Euro und ein Beschäftigungsaufkommen von etwa 100.000 Arbeitsplätzen.
„Wenn es ihnen gelingt, ihre Alleinstellungsmerkmale und besondere Qualität ihrer Leistungen deutlich herauszustellen und ihre Gäste entsprechend anzusprechen, bieten sich den Heilbädern und Kurorten in Deutschland auch weiter große Wachstumspotenziale“, sagt Brigitte Goertz-Meissner, seit Frühjahr 2016 Präsidentin des Deutschen Heilbäderverbandes. Von großer Bedeutung sei hierbei allerdings auch die Unterstützung durch Bund, Länder und Kommunen, deren bereits existierende Förderprogramme wichtig und hilfreich seien. Um weiterhin erfolgreich zu sein, benötigten die Orte darüber hinaus anhaltende politische Unterstützung in den Feldern, die sie einzigartig machten: ein umfassendes Angebot medizinischer Leistungen, die Tätigkeit kompetenter Kurärzte und ein effektiver Schutz der natürlichen Heilmittel.
Wolfram Markus
Info: Deutscher Heilbäderverband
Der 1892 in Leipzig gegründete Deutsche Heilbäderverband ist der älteste Gesundheitsverband in der Bundesrepublik und repräsentiert die Heilbäderverbände der Bundesländer, den Verband Deutscher Badeärzte und die Vereinigung für Bäder- und Klimakunde. Über diese Mitgliedsverbände vertritt er unter anderem 253 hochprädikatisierte Heilbäder und Kurorte. Der Verband hat die Aufgabe, die gemeinsamen Interessen seiner Mitglieder auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene in der Öffentlichkeit, insbesondere gegenüber Politik und Verwaltung auf Bundes- und EU-Ebene, sowie gegenüber Sozialversicherungen und Kostenträgern wahrzunehmen.