Der Fachkräftemangel zeigt sich zunehmend – und kommunale Arbeitgeber müssen sowohl neue Mitarbeitende von sich überzeugen als auch ihre Beschäftigten binden. zfm-Beraterin Theresa Meister erklärt, wie das gelingen kann.
Aufbau und Inhalt von Stellenausschreibungen im öffentlichen Dienst folgen größtenteils demselben Muster: Sie starten mit den Voraussetzungen, die für die Position erforderlich sind, dann folgt eine Vielzahl an Aufgabenfeldern, die drängend darauf warten, bearbeitet zu werden. Sie schließen – mit Glück – mit dem Hinweis, dass Unterlagen digital angehängt werden können. Ab und an wird die Ausschreibung noch um den ansprechenden Zusatz „Daneben erwarten wir von den Bewerberinnen und Bewerbern …“ ergänzt.
Dieser Standard bei Stellenausschreibungen hat sich über die letzten Jahrzehnte bewährt – mit Blick auf die heutige Marktlage ist er jedoch nicht mehr zeitgemäß. Der Markt an Stellenausschreibungen ist enorm, wenn man sich auf den größten Jobbörsen Deutschlands wie monster.de oder arbeitsagentur.de umschaut – und das über alle Branchen hinweg. Der Markt an qualifizierten Bewerbenden hingegen bietet das exakte Gegenteil: Laut einer Studie des Ifo-Instituts hat der Fachkräftemangel im Juli 2022 sogar einen neuen Höchststand erreicht.
Wenn man diese Ausgangslage berücksichtigt, stellt sich die Frage: Wer bewirbt sich hier eigentlich bei wem? So seltsam es womöglich klingen mag: Arbeitgeber sind nun diejenigen, die sich bewerben müssen. Und das sowohl bei potenziell neuen Mitarbeitenden, die man über Jobbörsen erreicht, als auch bei denen, die bereits in einem Haus aktiv sind. Denn ausbleibende Bewerbungen auf vakante Stellen sind nur ein Problem – außerdem klagen auch immer mehr Organisationen über einen Rückgang in der Übernahme von Führungspositionen durch Mitarbeitende. Es geht also darum, womit man punkten kann.
Was können Sie an sich bewerben?
- Was bieten Sie an interessanten Aufgabenbereichen?
- Wie sieht Ihr Konzept für die persönliche und berufliche Entwicklung Ihrer Mitarbeitenden aus?
- Wer sind die Teammitglieder? Und wie ist das Klima vor Ort?
- Gibt es Routinen oder spezielle Events, bei denen Mitarbeitende zusammenkommen? Zum Beispiel bei Angeboten der Gesundheitsförderung oder in der Kantine?
- Was ist mit Parkplätzen, Jobticket oder Jobbike?
- In welchem Rahmen sind Homeoffice, Arbeit in Teilzeit und Sabbatical möglich?
- Wer steht zur Verfügung bei Fragen zur Position?
- Gibt es Fortbildungen zu Führung – auch für Mitarbeitende, die keine Führungsposition innehaben?
Viele Benefits abseits des Finanziellen besitzen eine hohe Entscheidungsrelevanz für Bewerbende. Schauen Sie sich um – auch bei Kolleginnen und Kollegen aus der Privatwirtschaft: Was bewerben sie?
Insgesamt geht es nicht mehr darum, dass Sie eine Stelle bieten – sondern da-rum, was Sie neben dieser Stelle noch bieten und wie Sie das möglichst ansprechend an Bewerbende herantragen. Theresa Meister
Die Autorin: Theresa Meister, Psychologin M.Sc., ist Beraterin bei zfm – Zentrum für Management- und Personalberatung in Bonn.