Die Deutsche Energie-Agentur Dena empfiehlt Energiespar-Contracting beim Umbau öffentlicher Gebäude: Probleme werden von Experten gelöst, und die Ausgaben refinanzieren sich durch Kostenreduktion.
Steigende Preise sowie Deutschlands Wunsch nach Unabhängigkeit von Energieimporten aus Russland erhöhen den Druck auf den kommunalen Klimaschutz, gerade im Gebäudebereich. Das Potenzial ist groß: Viele der rund 176.000 kommunalen Gebäude sind energetisch sanierungsbedürftig – marode Substanz und veraltete Gebäudetechnik sorgen für hohe Energiekosten und CO2-Emmissionen.
Städte, Gemeinden und Landkreise müssen sich darüber hinaus auf strengere Einsparvorgaben einstellen, etwa durch die europäische Energieeffizienz-Richtlinie: Mit ihr wird die öffentliche Hand zu 1,7 Prozent Endenergieeinsparung pro Jahr verpflichtet. Die Bundesregierung formuliert dafür gerade eine Gesetzesfassung.
Gleichzeitig treffen in jeder Kommune unterschiedliche Interessen aufeinander, und es gibt eine Vielzahl an Aufgaben zu bewältigen. Viele sind Pflicht, wie etwa ausreichend Schulen und Kitas zu unterhalten oder sich um die Müll- und Abwasserentsorgung zu kümmern. Klimaschutz gehört nicht dazu – ein großes Hemmnis, um schnell voranzukommen.
Energetische Gebäudesanierung lohnt sich
Außerdem fehlt es an (Fach-) Personal, das sich um die notwendigen Sanierungen kümmern kann. Zuständige Bauämter sind oft überlastet, und viele Kommunen kennen nicht mal die Verbräuche oder genauen Flächen ihrer Gebäude. Dazu verdrängen akute Themen wie Corona, Tierseuchen oder die Versorgung Geflüchteter Klimaschutzaufgaben von der Tagesordnung.
Doch trotz aller Herausforderungen: Die energetische Gebäudesanierung lohnt sich. Denn sie bringt niedrigere CO2-Emmissionen, Energieverbräuche und -kosten sowie mehr Komfort für die Gebäudenutzer und nicht zuletzt eine Wertsteigerung der Immobilie.
Die aktuellen politischen Forderungen nach Energieeinsparungen sollten mit einer umfassenden energetischen Sanierung gleich mehrerer kommunaler Gebäude oder ganzer Liegenschaftspools verknüpft werden – selbst wenn es der Verwaltung an Personal, Know-how und finanziellen Ressourcen mangelt.
Denn im Rahmen des Energiespar-Contractings (ESC) kümmert sich ein Dienstleister um alles: Die Kommune schließt mit einem Contractor einen Vertrag, in dem dieser eine Energieeinsparhöhe garantiert.
Individuelle Energieeffizienzmaßnahmen
Um die Ziele zu erreichen, plant und realisiert er individuell auf die Liegenschaften zugeschnittene Energieeffizienzmaßnahmen, tätigt in der Regel die notwendigen Investitionen und kümmert sich um die Instandhaltung der neuen Technik, eine optimierte Betriebsführung und, wenn gewünscht, auch um die Wartung. Durch Monitoring und kontinuierliches Optimieren gewährleistet er, dass die Einsparung auch erreicht wird.
Seine Dienstleistungen und Investitionen refinanzieren sich durch einen Teil der eingesparten Energiekosten während der Vertragslaufzeit von üblicherweise sieben bis zwölf Jahren. Auch umfassendere Maßnahmen an der Gebäudehülle sind möglich, zur Finanzierung sind dann jedoch meist ein Baukostenzuschuss durch die Kommune oder Fördergelder erforderlich.
ESC bringt der Kommune viele Vorteile: Sie erhält alle Leistungen aus einer Hand und hat nur einen Ansprechpartner. Durch die systematische Betrachtung von häufig gleich mehreren Gebäuden durch den Contractor können auch weniger rentierliche Maßnahmen umgesetzt werden, die bei der Eigenumsetzung einzelner Maßnahmen wahrscheinlich außen vor blieben.
Schneller und effektiver sanieren durch Energiespar-Contracting
Zudem wird der kommunale Haushalt in der Regel nicht belastet, da sich die Effizienzmaßnahmen aus den eingesparten Kosten refinanzieren. Und die Kommune braucht über die komplette Vertragslaufzeit kein Personal für Datenerfassung oder Betriebsführung der Anlagen vorhalten.
Vor dem Hintergrund der Einsparvorgaben durch die EU ist ein weiteres Argument der kontinuierliche Nachweis über die garantierte Einsparung. ESC kann also den Prozess der Gebäudesanierung erheblich beschleunigen und effektiver gestalten.
Was jede Kommune, die ESC in Erwägung zieht, beachten sollte: Bis der Einspargarantievertrag mit dem Contractor geschlossen ist, entsteht – wie bei jeder Ausschreibung umfassender Baumaßnahmen – ein gewisser Aufwand für die Ausschreibungsvorbereitung, zum Beispiel mit der Erhebung von Gebäudedaten.
Verwaltungen, die bereits ein Klimaschutzmanagement nutzen, sind hier gut aufgestellt. Aber auch für alle anderen lohnt sich der Aufwand: Mit der Gebäudedatenerhebung kann ESC ein erster Schritt für die Einführung eines Managementsystems sein, das der Kommune dabei hilft, die Verbräuche ihrer Gebäude zukünftig im Auge zu behalten.
Konkrete Beratung und Begleitung
Es gibt zudem Hilfe, um den Aufwand zu reduzieren. Die Dena rät Kommunen, sich von Anfang an Unterstützung durch erfahrene ESC-Beratende zu holen. Die anfängliche Contracting-Orientierungsberatung, in der zunächst die ESC-Eignung der Gebäude geprüft wird, fördert das BAFA.
Wenn es dann an die ESC-Umsetzung geht, können Kommunen im Rahmen des Dena-Modellvorhabens „Co2ntracting: build the future!“ eine kostenfreie Umsetzungsberatung in Anspruch nehmen.
Hier begleiten ESC-Beratende jeden Schritt von der Ausschreibung über die Vergabe bis zur Realisierung der Maßnahmen – und nehmen der Kommune dabei jede Menge Arbeit ab. Kommunen, die sich für ESC oder die Teilnahme am Modellvorhaben interessieren, erhalten von der Dena Informationen und erste Hilfestellungen. Cornelia Schuch und Sarah Koch
Die Autorinnen: Cornelia Schuch ist Teamleiterin Quartier & Stadt, Deutsche Energie-Agentur (dena). Sarah Koch ist Seniorexpertin.