Neuerscheinungen aus Kultur, Politik und Verwaltung

Politische Sprachkritik, Grünpflege im öffentlichen Raum, kommunale Gebietsreformen – das Themenspektrum unserer Bücherseite im Juli ist denkbar breit. Unsere Redaktion stellt ausgewählte Neuerscheinungen vor.

Gärten und Parks bereichern die Stadt

Öffentlich zugängliche Gärten und Parks prägen das Bild unserer Städte. Die planerisch nüchtern als Grünfläche oder Stadtgrün bezeichneten Areale erfüllen wichtige klimatologische und soziale Funktionen in der urbanen Stadt und Gesellschaft. Darüber hinaus zählen nicht wenige Parks und Gartenanlagen zum kulturellen Erbe, zumal wenn sie bereits Berühmtheit erlangt haben wie zum Beispiel in Hannover-Herrenhausen oder Bad Muskau (Sachsen).

Die Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur widmet sich in ihrem 13. Themenband – „Kulturelles Erbe – Gärten, Parks und Landschaften“ – genau diesen Fragen: Welches Wissen, welche Kunst liegt der Gartenkunst zugrunde? Welche Spuren einstiger Urbarmachung finden wir in der Landschaft? Welche Tradition im Umgang mit Gärten, privat und öffentlich, gibt es in der Stadt? Wie kann dieser Reichtum an Kinder und Jugendliche weitergegeben werden?

Die Auseinandersetzung mit diesen Themen erfolgt nicht aus rein historischem Interesse, sondern soll Erkenntnisse fördern, um Gärten und Parks für die Zukunft erhalten zu können. Mit diesem Ziel beleuchtet der facettenreiche und ansprechend illustrierte Band das Verhältnis von Mensch und Garten. Die Autoren erörtern Fragen der zeitgemäßen Pflege von Parks und Landschaften, veranschaulichen den immateriellen Wert des urbanen Gärtnerns und zeigen Trends und Entwicklungen auf. Literaturhinweise zu jedem der 17 Kapitel regen zum Weiterlesen an.
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Info: Kulturelles Erbe – Gärten, Parks und Landschaften, DGGL-Jahrbuch 2018 (Hrsg.), Georg D.W. Callwey, München, 2018, 120 S., 15 Euro, (ISBN 978-3-7667-2351-2)

 

Die Sprache der Rechten durchschauen

Deutschland ist seit der Flüchtlingskrise 2015 stark gespalten, und die Rechten erstarken. Mit dieser Situationsbeschreibung holt Frederik Weinert den Leser seines Buches „Die Sprache der Rechten: Wie wir täglich manipuliert werden“ gleich auf Seite eins ab. Der Autor geht auf Spurensuche, wie es den Rechtspopulisten gelungen ist, wieder politisch erfolgreich zu werden und die Bevölkerung zu erreichen – nämlich in parteipolitischer Gestalt der Alternative für Deutschland (AfD).

Der Kommunikationswissenschaftler fokussiert sich dabei hauptsächlich auf Sprache und deren Wirkung. Denn die politisch Rechten geben sich heute nicht mehr durch Glatze und Springerstiefel zu erkennen. Sie sind seiner Meinung nach „schlaue Verführer“, denen es durch taktische Medienarbeit gelingt, viele Menschen für ihre Ansichten zu begeistern. Eine zentrale Rolle spielen natürlich die sozialen Medien, aber eben nicht nur. Der Autor zeigt beispielsweise, welche Formulierungen aus der NS-Zeit noch heute im Sprachgebrauch wiederfinden. Er beschreibt, wie der Boulevardjournalismus arbeitet, wie soziale Netzwerke funktionieren und was die Leute in den Medien lesen oder hören möchten.

Die Darstellung erscheint in der Abfolge der Beispiele nicht unbedingt zwingend, liefert aber wichtige Hintergründe, um das sprachliche und reale Geschehen bewerten zu können. Weiner betreibt keine wissenschaftliche Analyse, sondern beschreibt zum einen reportagenartig Situationen, die jeder aus seinem Umfeld kennt. Zum anderen liefert er Geschichten aus Zeitungen oder den sozialen Medien. Anhand seiner Beispiele zeigt der promovierte Medienexperte auf, wie sich ein hetzerischer Kommentar auf Facebook letztlich bis zur Wahlurne und eben dem Kreuzchen bei der AfD niederschlagen kann.

Das Buch ist für jeden politisch Interessierten lesenswert, da es vor der Betrachtung des historischen Hintergrunds jeden Leser über sein eigenes Medienverhalten nachdenken lässt. Gerade Personen des öffentlichen Lebens zeigt das Werk, dass eine wohlgemeinte „Political Correctness“ bei den Bürgern nicht immer gut ankommt. Gleichzeitig kann es gerade Politiker verdeutlichen, wie wichtig eine eindeutige und präzise Sprache ist, um den Wählern auf Augenhöhe zu begegnen.
Alexander Liedtke

Info: Die Sprache der Rechten, Frederik Weinert, Tectum Verlag, Marburg, 2018, 336 S., 19,95 Euro (ISBN 978-3-8288-4045-4)

 

Friedhofsgebühren richtig kalkulieren

Für die Kalkulation der Friedhofsgebühren bietet dieses Werk allen mit der komplexen Materie Befassten eine solide Einführung wie auch weiterführende Informationen. Dem Handbuch-Charakter entsprechend ist die Darstellung umfassend und systematisch aufgebaut. Der Autor erörtert die rechtlichen und ökonomischen Grundlagen der Kalkulation, differenziert die üblichen Arten und Systeme der Friedhofs- und Bestattungsgebühren und erläutert detailliert die Gebührenbemessung selbst. Auch die Ermessensspielräume und Gefahrenquellen bei der Gebührenfindung werden behandelt.

Info: Die Kalkulation der Friedhofsgebühren, Erik Gawel, Kohlhammer-Verlag, Stuttgart, 2017, 454 S., 74 Euro (ISBN 978-3-555-01619-1)

 

Gebietsreformen im Blickpunkt

Was bewirken Gebietsreformen in der kommunalen Verwaltung? Führen sie tatsächlich zur beabsichtigten Stärkung der administrativen Leistungs- und Handlungsfähigkeit? Lässt sich damit die Wirtschaftlichkeit des Verwaltungshandelns verbessern, und können Skaleneffekte realisiert werden? Leiden kommunale Demokratie und Partizipation unter der Schaffung größerer Verwaltungseinheiten? Angesichts zunehmender Schwierigkeiten, Gebietsreformen auf der Ebene der Landkreise sowie der Städte und Gemeinden politisch durchzusetzen, bedürfen diese Fragen einer intensiven Prüfung.

Dieser Band fasst den Stand der Forschung zum viel diskutierten Thema Gebietsreformen zusammen und richtet Empfehlungen an die Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung. Die wesentlichen Aspekte werden mittels einer Analyse nationaler und internationaler Studien differenziert untersucht und bewertet. Dabei gehen die Autoren auch auf methodologische Herausforderungen ein. Neben der zusammenfassenden Darstellung einschlägiger interdisziplinärer empirischer Befunde werden aus den Erkenntnissen praktische Schlussfolgerungen gezogen. Das Werk ist erschienen in der Reihe „Modernisierung des öffentlichen Sektors“ der Edition Sigma. Ziele der Reihe sind die Analyse und Unterstützung des Reformprozesses im öffentlichen Sektor durch wissenschaftlich fundierte Informationen.

Info: Wirkungen kommunaler Gebietsreformen, Sabine Kuhlmann, Markus Seyfried, John Siegel, Edition Sigma/Nomos, Baden-Baden, 2018, 118 S., 29,90 Euro (ISBN 978-3-8487-4683-5)