Nachhaltige, zentrale Sportstätten

Sportstätten; Fußball; Sport; Kemnath
Wie gewohnt: Kinder, die sich beim Fußball austoben. In Kemnath können sie neuerdings auch eine Skateranlage oder ein Pumptrack nutzen. Foto: Adobe Stock/famveldman

Die Idee im oberpfälzischen Kemnath: Anstelle von Sportstätten, die in der Region verstreut sind, wird neu ein zentrales, interkommunales Freizeitangebot realisiert. Sportanlagenexperte Steffen Baumann erklärt, welche Vorteile für dieses vielseitige Konzept sprechen.

Zu kleine und veraltete Sportanlagen gehören in vielen Gemeinden und Städten zum Ortsbild. Sie stellen Kommunen, gerade im ländlichen Raum, vor vielschichtige Problematiken — müssen sie doch vorhandene Mittel auf die versprengten Sportflächen verteilen. Meist reicht das Geld nicht aus, um den angefallenen Sanierungsstau aufzuholen, ganz zu schweigen davon, diese Flächen zu modernisieren und in ein zeitgemäßes, vielseitiges und breit aufgestelltes Sportflächenangebot zu verwandeln. So war es auch in Kemnath, einer Stadt in der Oberpfalz, am Rande des Fichtelgebirges (5500 Einwohner).

Vier Tennisplätze samt Tennisheim gehören ebenso zu diesem Sportgelände wie ein Boule- und ein Beachvolleyballfeld, Fitnessparcours, Bahnen für Pumptrack, BMX und fürs Skaten sowie ein Fußballplatz als Mehrzweckfeld. Die Gesamtanlage ist eingebettet in Blühwiesen mit einladenden Sitzgelegenheiten. Die facettenreiche Sportanlage ist aktuell zu großen Teilen bereits fertiggestellt.

Antworten auf ein verändertes Freizeitverhalten

Wie ist es zu dem Konzept für diese Sportanlage gekommen? Die Stadt Kemnath mit ihren 39 Ortsteilen und einer großen Zahl bestehender Fußballplätze sah sich mit einer städtebaulichen Innenverdichtung konfrontiert. Die Sportanlage des örtlichen Fußballvereins in der Stadt Kemnath selbst stammte aus dem Jahr 1989 und bestand aus zwei Naturrasenspielfeldern. Bei Schlechtwetterperioden waren sie kaum nutzbar und deckten dann auch nicht den Bedarf an Spiel- und Trainingseinheiten. Zudem mussten sie erneuert werden.

Roland Sächerl, Bauamtsleiter der Stadt Kemnath, erklärt die komplexe Gemengelage: „Der gesellschaftliche Wandel und das deutlich veränderte Sport- und Freizeitverhalten stellen uns wie viele Kommunen vor große Herausforderungen. Um für die Bürgerinnen und Bürger im kommunalen Standortwettbewerb ein ansprechender Lebens- und Bewegungsraum zu bleiben, möchten wir sie auch mit attraktiven Sportstätten binden und einen wesentlichen Beitrag zur Gesundheitsförderung leisten. Das alles muss in engen Budgetrahmen stattfinden und unter der Prämisse, sparsam mit Flächen umzugehen.“

Alte Fußballflächen können neu genutzt werden

Eine Lösung versprach das Konzept einer zentralen, multifunktionalen Anlage, die sowohl die örtlichen wie auch die benachbarten Sportvereine nutzen können. Die Vorteile:

  • Investierte Gelder bündeln sich gezielt auf einem multifunktionalen Sport- und Bewegungsraum, ermöglichen Modernisierung und Ausbau.
  • Das Konzept dieses zentralen Sport- und Bewegungsraumes berücksichtigt das veränderte, individuelle Sportverhalten.
  • Der Aufwand für Erhalt und Pflege fokussiert sich auf eine Anlage.
  • Die freiwerdenden Flächen aller im Gemeindegebiet versprengten Sportanlagen können anderweitig genutzt werden.

Bis 2025 soll im Bereich der bestehenden Schulsportanlage der großflächig angelegte Sport- und Freizeitpark fertiggestellt sein. Dabei wird die veraltete Flutlichtanlage auf LED umgerüstet.

Baulich machten im Jahr 2017 die Rundlaufbahn und Segmente für ein Kleinspielfeld den Anfang. Zwischenzeitlich erfolgte eine Generalsanierung des Naturrasenspielfeldes nach umfassender professioneller Leistungsdiagnostik für Rasenspielfelder unter ökologischen Grundsätzen. Ein Kunstrasenspielfeld ergänzt die Anlage, da Naturrasen witterungs- und nutzungsbedingt häufig an seine Belastungsgrenze stößt.

Bodenaushub wird Pumptrackbahn

Nachhaltigkeit spielt eine zentrale Rolle, und so werden Wiederverwertung und Zwischenlagerung ständig mitgedacht. In Kemnath wird anfallender Bodenaushub genutzt, um die Pumptrackbahn zu modellieren. Ein Entsorgen des Bodens entfällt ebenso wie der Zukauf von Material. Der gesamte Aufbau ist ohne Flächenversiegelung und nach ökologischen Richtlinien geplant.

Die Tribüne, ursprünglich ein Bau aus den 1980er Jahren, erhält eine Runderneuerung. Elemente der veralteten Tribüne werden abgebaut, gereinigt und so neu versetzt, dass die nun breiteren Stufen auch Sitzmöglichkeiten bieten. Das geplante Tribünendach soll als schwebende Holz-Stahl-Konstruktion umgesetzt werden, während die Tragwand des Daches gleichzeitig eine Boulder-Wand ist.

All diese Planungen und Überlegungen machen den Tribünenbau so leicht wie kostengünstig und sind Ausdruck einer Gesamtvision: Flächen und Elemente vielfältig zu nutzen und mit einem breit gefächerten Angebot ansprechende Lebens- und Bewegungsräume zu schaffen.

Sport mit Nachhaltigkeitsprinzip

In der modernen Sportraumkonzeption – mit der geplanten Bauweise sowie den eingesetzten Materialien – verbinden sich ökologische, soziale und ökonomische Anforderungen mit sportfunktionalen Eigenschaften und hoher Nutzungsintensität. Für den interkommunalen Sportpark in Kemnath kommen Materialien und Produkte mit einem hohen Anteil (über 50 Prozent) an Recyclat und geringen CO2-Emissionen zum Einsatz. Die ganzheitliche Betrachtung des Projekts umfasst den gesamten Lebenszyklus und beantwortet Fragen des Wasser- und Energieverbrauchs ebenso wie des Unterhaltsaufwands.

Bis 2025 entsteht hier eine Vorzeigesportstätte, die mit ihren attraktiven Arealen der Bevölkerung von Kemnath viele Möglichkeiten für Fitness, Begegnung und Austausch bietet — und damit Sinnbild für eine zukunftsorientierte Ausrichtung des Sports im Bezirk ist.

Steffen Baumann


Der Autor

Steffen Baumann leitet das Ingenieurbüro Baumann, das auf die Planung und Begleitung von Sportplatzprojekten spezialisiert ist.