Nachhaltige Berufskleidung

Das Pilotprojekt „Supporting Fairtrade Cotton“ unterstützt Kleinbauern, die Baumwolle nachhaltig produzieren – unter anderem durch feste Mindestpreise. Foto: TransFair e.V./Stefan Lechner

Nachhaltigkeit wird als Auswahlkriterium bei Ausschreibungen im öffentlichen Sektor immer wichtiger – auch im Bereich Berufsbekleidung. Harald Goost, Geschäftsführer des Unternehmens BP – Bierbaum-Proenen, erklärt, worauf es dabei zu achten gilt.

Wo liegt die Herausforderung bei der Herstellung von Berufsbekleidung – und wie gehen Sie damit um?

Harald Goost: Berufsbekleidung ist unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit ein schwieriges Produkt: Je nach Beschaffungskette umrundet sie im Extremfall zweimal den Globus, bevor sie beim Träger ankommt. Wir befassen uns daher schon seit langem mit Fragen der ökologischen, ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit. Dafür sind wir ständig mit unseren Partnern und anderen Akteuren im Austausch. Bei allen Maßnahmen, die wir ergreifen, müssen wir uns vergegenwärtigen: Vermeiden ist immer besser als Reduzieren, und erst dann kommt der Punkt Recycling.

Was bedeutet das konkret?

Goost: Vermeiden bedeutet, zu erkennen, dass jedes produzierte Bekleidungsstück Ressourcen verbraucht. Für die Ressourcenschonung ist die Qualität der Kleidung daher elementar wichtig: Wenn sie lange hält, ist das der größte Beitrag zur Nachhaltigkeit. Reduzieren heißt, beispielsweise bei Transportwegen und Verpackungen darauf zu achten, dass jedes Produkt möglichst wenige Kilometer zurücklegt. Außerdem gilt es, Frachtkapazitäten optimal auszunutzen und möglichst wenig sowie möglichst umweltschonende Verpackung zu verwenden. Ein weiterer Aspekt der Nachhaltigkeit ist, Baumwolle zu ökologisch vertretbaren Bedingungen anzubauen. Und Recyceln bedeutet, bei der Herstellung von Berufsbekleidung Fasern aus recycelten Quellen einzusetzen oder das Produkt am Ende seines Lebenszyklus einer weiteren Verwendung und perspektivisch einer Kreislaufwirtschaft zuzuführen.

Vermeiden, reduzieren, recyceln: Diese Aspekte haben Sie im Fokus. Sind Sie zudem in Nachhaltigkeitsinitiativen aktiv?

Goost: Wir nehmen seit fünf Jahren am Pilotprojekt „Supporting Fairtrade Cotton“ teil. Es unterstützt unter anderem durch feste Mindestpreise Kleinbauern, die Baumwolle nachhaltig produzieren, indem sie etwa auf künstliche Bewässerung verzichten und den Einsatz von Chemikalien restriktiv handhaben. Durch die Teilnahme am Projekt haben wir uns verpflichtet, unseren Anteil an fair gehandelter Baumwolle kontinuierlich zu erhöhen. Aktuell liegen wir bei 31 Prozent. Außerdem sind wir seit 2010 Mitglied der „Fair Wear Foundation“, einer unabhängige Multi-Stakeholder-Initiative, die sich für bessere Arbeitsbedingungen in der Bekleidungsindustrie einsetzt. Unser Produktionsbetrieb wird darüber hinaus regelmäßig durch die „Fairwear Foundation“ auditiert.

Wie wird sich die Nachfrage nach sozial und ökologisch verträglicher Kleidung im öffentlichen Sektor weiter entwickeln?

Goost: Das Thema wird sicherlich noch wichtiger werden, als es jetzt schon ist. Es herrscht ein großer gesellschaftlicher Druck. Viele Menschen haben ihr Konsumverhalten im Privatleben schon verändert und erwarten zu Recht, dass staatliche Stellen hier mit gutem Beispiel vorangehen.

Interview: Denise Fiedler

Zur Person: Harald Goost ist Geschäftsführer des Berufsbekleidungsherstellers BP – Bierbaum-Proenen in Köln. Das Familienunternehmen wurde 1788 gegründet und ist in siebter Generation inhabergeführt.