Der Plenarsaal im Schloss Schwerin wurde im Rahmen einer Generalsanierung modernisiert. Der Fokus lag auf dem Erstellen eines Lichtkonzeptes, das sowohl der politischen als auch der historischen Bedeutung des Raums gerecht wird.
In einem Zeitraum von mehr als fünf Jahren wurde der Plenarsaal im Schloss Schwerin neugestaltet – im Zuge einer Generalsanierung des Schlossgarten- und Burgseeflügels. Dabei wurde der ehemalige Festsaal mit angrenzenden Konferenz-, Besucher- und Pressebereichen sowie der Lobby zeitgenössisch neu interpretiert.
Einer der wichtigsten Aspekte während der Planung und Umsetzung lag darin, sich mit dem Bestandsgebäude auseinanderzusetzen. Diverse Sanierungsarbeiten seit den späten 1990er Jahren führten zu einer Generalsanierung des Baus sowie zu diversen Umnutzungsmaßnahmen und Restaurierungsarbeiten – wie auch im Falle des Plenarsaals, der in der Vergangenheit als Festsaal genutzt wurde.
Die grundsätzliche Idee des beauftragten Münchner Architekturbüros Dannheimer & Joos war es, den Raum auf den historischen Rohbauzustand zurückzuführen und damit das Raumvolumen des ehemaligen „Goldenen Saals“ wiederherzustellen. Zudem wurden die neue Sitzanordnung des Plenums in drei konzentrischen Kreisen sowie zwei Besucher- und Pressebalkonen an den Schmalseiten mit 96 Sitzen ermöglicht.
Gleichzeitig formal und elegant
Für die Planung und Umsetzung eines geeigneten Lichtkonzeptes mussten einerseits moderne Parameter und Strukturen bedacht werden, während gleichzeitig eine stimmige Integration in den Raum stattfinden sollte. Die Kombination aus Historie und Moderne wird durch die eingesetzten Beleuchtungskomponenten in Szene gesetzt, sodass der Fokus gleichermaßen auf den ursprünglichen, goldenen Wänden wie auch auf den neuen, konzentrischen Raumstrukturen liegt.
Die Konzeptentwicklung startete zunächst mit einem Arbeitsmodell aus Karton von den Lamellen an Decke und Wänden. Ziel war es dabei, die Wirkung einer Hinterleuchtung der Lamellen zu untersuchen. Als Ergebnis stellte sich heraus, dass auch eine direkte Beleuchtung der Lamellen benötigt wird. Im Anschluss wurde eine Vielzahl an Lichtberechnungen durchgeführt, in denen festgestellt werden konnte, dass das gerichtete Licht genug Streulicht auf die Lamellen von vorne bringt, ohne jedoch sichtbare Lichtkegel an den Wänden zu verursachen.
Zuletzt wurde eine detailgetreue Nachbildung, ein sogenanntes Mock-up, auf der Baustelle mit Originalbauteilen vorbereitet. Damit wollte man sichergehen, dass die Lösung einer Kombination aus Hinterleuchtung und direkter Anstrahlung tatsächlich funktioniert.
Die Entwicklung eines funktional formalen und gleichzeitig eleganten Raumeindruckes ist für die Gestaltung aller Raumformen wichtig und notwendig, da der Nutzer in der Regel bestimmte Ansprüche an die technischen Funktionen der Beleuchtung sowie an die Ästhetik hat. So war es auch im diesem Fall. Um den unterschiedlichen Nutzungsformen des Plenarsaals gerecht zu werden, haben wir eine Lichtplanung entwickelt, die aus drei verschiedenen Beleuchtungskomponenten besteht.
Direkt und indirekt beleuchten
Der Einsatz von indirekt und direkt strahlenden Lichtquellen in der gerasterten Lamellendecke des Saals führt zu einer homogenen Beleuchtung, die durch Leuchten an den Seitenwänden ergänzt wird. Das elegante Gold an den Wänden kann somit einerseits betont und in Szene gesetzt werden, wenn dies gewünscht ist. Andererseits tritt es in den Hintergrund, sobald die Wände des Saals nicht beleuchtet werden. Diese Variation ermöglicht einen Wechsel zwischen einem offenen und einem formal geschlossenen Raum.
In den Besucher- und Pressebereichen liegt der Fokus vor allem auf der Funktionalität der Beleuchtung. Diese Raumbereiche auf den Tribünen über dem Plenum müssen ein Höchstmaß an Flexibilität aufweisen, um für unterschiedliche Veranstaltungen und Nutzungen individuell zu funktionieren. Die in eine Abhangdecke integrierten LED-Leuchten können die Bereiche nun durch verschiedene Schaltszenen ein- oder ausblenden.
Während im eingeschalteten Zustand eine Nähe zwischen Parlamentariern und Besuchern erreicht wird, führt der ausgeschaltete Zustand dazu, dass die Aufmerksamkeit aller Anwesenden ganz auf dem Plenum liegt und die Tribünenbereiche in den Hintergrund rücken. Die Besucher- und Pressebereiche sind optisch in den Plenarsaal und seine zeitgenössische Erscheinung eingebunden. Der Foyerbereich wurde – im Kontrast zum Plenarsaal – mit runden Ringleuchten beleuchtet, in enger Anlehnung an die Historie der Räume. Lena Albrecht, Laura Sudbrock
Die Autorinnen: Lena Albrecht und Laura Sudbrock sind Mitarbeiterinnen des Planungsbüros Licht Kunst Licht AG mit Sitz in Berlin und Bonn.