Kanalsanierung: Mehr Qualität im Tiefbau

Die Gewährleistungsfrist für Produkte der Kanalsanierung ist angesichts der angestrebten Nutzungsdauer sehr kurz. Darüber hinausgehende Risiken trägt der Netzbetreiber. Die IKT-Warentests simulieren jahrzehntelange Betriebs­belastungen und zeigen die wahre Qualität von Produkten und Verfahren.

Der Einsatz von Produkten und Verfahren bei Bau, Instandhaltung und Betrieb abwassertechnischer Anlagen verursacht sehr hohe Kosten. Häufig ist allerdings unklar, ob die Qualität gut genug ist für die angestrebte jahrzehntelange Nutzung. Die Gewährleistungsfrist für Produkte der Kanalisationstechnik beträgt heute maximal fünf Jahre. Dies ist verglichen mit den üblicherweise angestrebten Nutzungsdauern von 15 bis 50 Jahren und mehr eine sehr kurze Zeitspanne. Wenn Schäden erst nach Ablauf der Gewährleistungsfrist auftreten, ist ein Rückgriff auf den Anbieter nur in den seltensten Fällen möglich und zudem mit langwierigen rechtlichen Auseinandersetzungen verbunden.

Um diese Risiken zu minimieren, sind neutrale Auskünfte von unabhängiger Stelle über die Produktqualität notwendig. Das Institut für Unterirdische Infrastruktur (IKT) in Gelsenkirchen hat sich mit seinen Warentests zum Ziel gesetzt, den Netzbetreibern genau diese zuverlässigen und unabhängigen Informationen über Eigenschaften von marktgängigen Produkten und Verfahren zu liefern. Die IKT-Warentests unterziehen Angaben in Verfahrensbeschreibungen und Werbeinformationen der Anbieter über die vermeintliche Qualität ihrer Produkte einer neutralen Prüfung.

Den zentralen Fokus ihrer Untersuchungen legen die Warentester auf die Eignung von Produkten unter langfristigen Betriebsbedingungen. So untersuchen sie vor allem während des Betriebs auftretende Beanspruchungen, denen die Produkte in der Praxis jahrzehntelang ausgesetzt sind. Die Prüfung der Übereinstimmung mit dem technischen Regel- und Normenwerk steht dabei nicht im Vordergrund.

Die vergleichenden IKT-Warentests liefern unabhängige, praxisrelevante und fachlich begründete Bewertungen der untersuchten Produkte und Verfahren. Der Abschlussbericht eines jeden Tests stellt deren Stärken und Schwächen sowie ihre Einsatzmöglichkeiten und -grenzen übersichtlich dar. So erhalten die beteiligten Netzbetreiber verlässliche Informationen, auf deren Basis notwendige Investitionsentscheidungen sicher getroffen werden können. Die Warentests ermöglichen den Entscheidungsträgern eine Angebotsbewertung, bei der nicht allein die Angebotssumme des vermeintlich günstigsten Angebots entscheidet.

Test unter Betriebsbedingungen

Bei den Untersuchungen werden die Einbauqualität der Produkte und Verfahren und die Qualitätsminderung während des Betriebs geprüft. Denn schon der Einbau auf der Baustelle kann eine erhebliche Qualitätsminderung im Vergleich zur 100-prozentigen, geprüften Werks- oder Laborqualität verursachen. Das passiert zum Beispiel durch ungünstige Randbedingungen im Kanal oder besondere Schwierigkeiten beim Zusammenwirken von Verfahrenstechnik und Sanierungsmaterial. Abhängig vom Produkt oder Verfahren ist im Betrieb über die Zeit mit einer weiteren, mehr oder weniger ausgeprägten Qualitätsminderung zu rechnen.

Ein vergleichender IKT-Warentest wird stets durch eine Gruppe von Netzbetreibern begleitet, dem sogenannten Lenkungskreis. Dieser entscheidet in regelmäßigen Sitzungen über die Auswahl von Produkten oder Verfahren für die erste Testreihe, die Bau- und Instandhaltungsaufgabe für den Einsatz der Produkte oder Verfahren im Test, die maßgeblichen Leistungsziele und Qualitätsanforderungen sowie den Umfang und die Ausrichtung des Prüfprogramms, den Informationsaustausch mit den Produkt- oder Verfahrensanbietern und die Bewertung und die Veröffentlichung der Ergebnisse.

Die eigentlichen Prüfungen sowie die Dokumentation der Ergebnisse erfolgen durch das IKT als unabhängiges Institut. Dieses ist im Rahmen der Prüfung insbesondere verantwortlich für die ingenieurtechnische Entwicklung und Umsetzung der Prüfaufbauten und des Prüfprogramms. Entscheidungen darüber werden mit dem Lenkungskreis abgestimmt.

Bedeutung für den Markt

Die Veröffentlichung der Testergebnisse ist ein wichtiger Bestandteil des Warentests. Bisher wurden die Ergebnisse aller Tests publiziert, damit möglichst viele Netzbetreiber von ihnen profitieren. So können die Testergebnisse zum Beispiel kostenfrei auf der IKT-Website heruntergeladen werden.

Die Ergebnisse der Tests werden von den Netzbetreibern ebenso wie von den Anbietern wahrgenommen. Das hat spürbare Konsequenzen auf dem Markt. So haben die Warentests schon zahlreiche Produktverbesserungen und Weiterentwicklungen angestoßen, wenn Mängel erkannt wurden. In extremen Fällen ziehen Hersteller und Anbieter ihre Produkte oder Verfahren auch vom Markt zurück.

In der Regel besteht nach einem IKT-Warentest die Möglichkeit zum Nachtest. Anbieter, deren Produkte im Vergleichstest nicht berücksichtigt werden konnten, können diese unter gleichen Bedingungen testen lassen. Auch verbesserte Produkte und Verfahren können sich dem Nachtest stellen. Damit zeigen die Hersteller, dass ihnen die Bedürfnisse der Netzbetreiber wichtig sind.

Jeder IKT-Warentest macht den Markt transparenter. Das Investitionsrisiko der Netzbetreiber kann so gesenkt werden. Und die Chancen steigen, dass die eingebauten Produkte und Materialien über die gesamte geplante Nutzungsdauer zuverlässig ihren Dienst verrichten.

Serdar Ulutas

Der Autor
Serdar Ulutas ist Leiter des IKT-Warentests im Institut für Unterirdische Infrastruktur (IKT) in Gelsenkirchen

Info: IKT-Warentest-Siegel

Nach Abschluss eines IKT-Warentests stellt das Institut für Unterirdische Infrastruktur den Produkt- und Verfahrensanbietern auf Wunsch ein IKT-Warentest-Siegel mit der erreichten Endnote zur Verfügung, das für Marketingmaßnahmen und die Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden kann. Damit kann gegenüber den Kunden die Qualität des Produkts beziehungsweise des Verfahrens dokumentiert werden.