Lust auf die Innenstadt

Buchholz; Innenstadt; Innenstadtmanager; Landschaft
Buchholz in der Nordheide: Laut Bürgerbefragung im Sommer 2023 schneidet die Stadt im Vergleich zu anderen ähnlich großen und ähnlich gelegenen Orten überdurchschnittlich gut ab. Aber es gibt Luft nach oben — und Buchholz will (noch) attraktiver werden. Foto: Stadt Buchholz

Wie kann man urbane Räume (wieder-)beleben? Buchholz in der Nordheide hat dafür im Juni zwei Innenstadtmanager eingestellt: Daniel Boedecker und Daria Sankina berichten von Zielen, Maßnahmen und ersten Erfahrungen.

Die Innenstädte haben sich bereits vielen Herausforderungen gestellt. War zunächst der lokale Einzelhandel durch Shoppingcenter und Onlineangebote unter Druck geraten, spüren aktuell alle Innenstadtakteure die Folgen der Pandemie, die Situation auf dem Arbeitsmarkt und die Auswirkungen allgemeiner Preissteigerungen. Die niedersächsischeStadt Buchholz in der Nordheide steuert hier mit dem Einsatz eines professionellen Innenstadtmanagements gegen.

Allerdings: „Die Transformation der Innenstädte ist kein Selbstläufer“ — so hat es Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, auf den Punkt gebracht. Er sagt weiter: „Städte, Handel, Immobilienwirtschaft und die Zivilgesellschaft können gemeinsam neue tragfähige Konzepte auf den Weg bringen. Das braucht Ideen, Planung, Ausdauer.“ Damit ist die Aufgabe des Innenstadtmanagements beschrieben.

Die Stadt Buchholz in der Nordheide hat dem Team des Innenstadtmanagements gleich zu Beginn ein Büro in der Innenstadt bereitgestellt. Wir beide, Daniel Boedecker und Daria Sankina, arbeiten für die Stadtentwicklungsgesellschaftsteg Hamburg mbH und als Ansprechpersonen vor Ort. Wir haben Stadtplanung studiert und sind erfahren im Projektmanagement, in Beteiligungsprozessen sowie in der Veranstaltungsorganisation.

Alle gemeinsam für ihre Stadt

Innenstädte haben naturgemäß unterschiedliche Anforderungen und Erwartungen der Stadtgesellschaft zu erfüllen. Die zentralen Akteure in Buchholz sind daher bereits früh in Workshops eingebunden worden, deren Ergebnisse in einem breit abgestimmten Nutzungskonzept festgehalten werden. Darin finden sich die Erkenntnisse der Kinder- und Jugendbeteiligung ebenso wie die Einschätzungen von mehr als 1000 Bürgerinnen und Bürgern aus einer Onlineumfrage.

Lieber vor Ort einkaufen

Bei dieser Umfrage zeigte sich, dass 61 Prozent der Befragten einen Einkauf vor Ort dem Onlineshopping grundsätzlich vorziehen. Erfreulich ist auch die Nutzung der Hybridangebote ganz im Sinne der Innenstadt: So werden online Tickets gekauft, Tische reserviert oder Bücher zur Abholung in der Filiale bestellt.

71 Prozent der Teilnehmenden halten sich zwischen 30 und 120 Minuten in der Innenstadt auf — das stellt für eine Stadt mit 43.500 Einwohnerinnen und Einwohnern einen ausgesprochen hohen Wert dar. Und jeder Zweite gibt an, die Innenstadt mit dem Rad oder zu Fuß zu besuchen. Wie kann es nun gelingen, die Buchholzer Innenstadt als attraktiven Funktions-, Erlebnis- und Aufenthaltsort für die Stadtgesellschaft auch künftig zu erhalten? Viele Themen, die andernorts bewegt werden, wie etwa die verstärkte Schaffung von Wohnraum in der Innenstadt, kann Buchholz i.d.N. bereits als erledigt ansehen.

Buchholz; Fußgängerzone; Innenstadt
Buchholz kommt bereits jetzt gut an. Die Frage hinter der Onlinebefragung ist: Was muss geschehen, damit das so bleibt? Und: Welche wichtigen Angebote und Strukturen fehlen? Foto: Stadt Buchholz

Ebenso ist mit der Empore schon in den 1990er Jahren eine attraktive Veranstaltungsstätte mitten am Marktplatz entstanden, die ein großes Spektrum an kulturellen Angeboten gestaltet. Zudem gewährt die kompakte Struktur der Innenstadt ein breites Angebot in fußläufiger Entfernung und kann als „Fünf Minuten-Stadt“ beschrieben werden.

Viel Luft nach oben zeigt sich jedoch in der Attraktivität insbesondere für Jugendliche. Handlungsbedarf sehen die Befragten auch beim Flair und bei der gastronomischen Vielfalt.

Die Angebote im Zusammenhang mit einem Kino- oder Konzertbesuch sind sehr überschaubar, so dass die Innenstadt am Abend und an Sonntagen noch mehr Anziehungskraft entwickeln könnte. Hier kann die Stärkung vor allem der Außengastronomie ansetzen, um in einladenden öffentlichen Räumen eine ansprechende Alternative zum Kaffee im eigenen Garten aufzuzeigen.

Starke digitale Impulse

Bei allen Handlungsansätzen vor Ort soll darf nicht vergessen werden, der Stadt auch eine Bühne in der digitalen Welt zu bereiten. So wird zusätzlich zum Nutzungs- ein Digitalisierungskonzept aufgestellt, das Schulungen für die Innenstadtakteure vorsieht, um die eigene Präsenz auszubauen und das „Grundrauschen“ für die gesamte Innenstadt zu verstärken.

Die Installation digitaler Infostelen trägt dazu bei, Neuigkeiten aus dem gesellschaftlichen Leben zeitgemäß in den öffentlichen Raum zu tragen. Das Innenstadtmanagement verknüpft dazu die digitalen Kanäle mit den Infostelen und den Webseiten.

Neue Mitstreiter gewinnen

Zum Gelingen der Maßnahmen und Projekte braucht es, wie so oft, das Engagement weiterer Partner. Daher wird sich das Innenstadtmanagement besonders dafür stark machen, die vielfältigen Akteure zur Mitwirkung zu gewinnen, sei es in Form ehrenamtlicher, materieller oder finanzieller Beiträge. Denn es mangelt keineswegs an Ideen für eine auch in Zukunft attraktive Innenstadt. Vielmehr ist die Ausarbeitung und Umsetzung ein mitunter langwieriger und steiniger Weg, für die es an Kapazitäten fehlt.

Unterstützung durch Fördermittel

Die Stadt Buchholz i.d.N. hat daher Mittel aus dem Bundesprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ eingeworben, um den Einsatz eines Innenstadtmanagements möglich zu machen — damit die Buchholzer Innenstadt heute und auch in Zukunft einen Besuch wert ist!

Daniel Boedecker, Daria Sankina


Die Autoren

Daniel Boedecker und Daria Sankina sind seit Juni 2023 die Innenstadtmanager von Buchholz in der Nordheide.