Mit Luftfiltern gegen Corona

Atmen fast wie echte Mitarbeiter: Mihilfe von sechs Dummys wurde simuliert, wie sich die Aerosolbelastung im Raum entwickelt – mit und ohne Luftreiniger. Foto: Hybeta

Auch wenn das Umweltbundesamt Luftreinigungsgeräte nicht empfehlen will, kommen Studien zu dem Ergebnis, dass der Einsatz sinnvoll sein kann. Eine aktuelle Testreihe mit beheizten Dummys in einem geschlossenen Raum zeigt, dass die Geräte das Risiko einer Infektion reduzieren können.

Professionelle Luftreinigungsgeräte mit eingebautem HEPA-14-Filter senken die Zahl der Aerosole in einem Raum mehr, als es das regelmäßige Stoßlüften kann. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studienreihe des Hygieneinstituts „HYBETA“ auf Initiative des Uniklinikums Münster.

Dabei kamen Luftreiniger der Hersteller Miele und Hengst Filtration zum Einsatz. Der Befund der Experten: Luftreiniger senken das Ansteckungsrisiko durch virenbelastete Aerosole in geschlossenen Räumen deutlich. Zusätzliches Lüften sorgt für die notwendige Sauerstoffzufuhr und ein besseres Raumklima.

Wie können Menschen, die sich in geschlossenen Räumen aufhalten müssen, bestmöglich vor einer Infektion mit dem Corona-Virus geschützt werden? Dieses Problem stellt vor allem Verantwortliche in medizinischen Einrichtungen oder Pflegeeinrichtungen derzeit vor große Herausforderungen. Initiiert durch den Virologen Prof. Stephan Ludwig ist das Universitätsklinikum Münster dieser Frage nachgegangen. Mit HEPA-14-Filtern ausgerüstete Luftreiniger wurden in einem Test mit unterschiedlichen Lüftungsintervallen geprüft. Das Ergebnis: „Geeignete Luftreiniger sind in Kombination mit Lüften ein weiterer wichtiger Beitrag zur Eindämmung der Pandemie“, meint Ludwig.

Luftwechselrate sollte bei mindestens fünf Mal pro Stunde liegen

Wichtig sind nach Auffassung des Raumlufttechnikers Dirk Peltzer vom Hygieneinstitut „HYBETA“ vor allem die Ausrüstung und der Aufbau der Geräte. Neben entsprechenden Partikelfiltern der Klasse HEPA 14 sind hier vor allem eine Luftwechselrate von mehr als fünf Mal pro Stunde sowie das Einsaugen auf dem Boden erforderlich, um eine möglichst große Wirkung zu entfalten.
Beim Versuchsaufbau wurde der Aufenthalt von sechs Personen in einem geschlossenen Raum durch beheizte Dummys simuliert. Jeder Dummy wurde mit einem Aerosolauslass versehen, um die reale Aerosolabgabe nachzustellen. Die Wirksamkeit der Luftreiniger wurde durch die Prüfung der Aerosolkonzentration an fest definierten Punkten im Raum gemessen. Dabei wurde die Entwicklung bei geschlossenen Fenstern sowie bei unterschiedlichen Lüftungsintervallen im Abstand von 20 und 45 Minuten gemessen.

In einer ersten Testreihe bei geschlossenen Fenstern stieg die Aerosolbelastung nach 45 Minuten kontinuierlich bis auf einen Spitzenwert von 1 950 000 Partikel/Kubikfuß an. In einem zweiten Durchlauf wurden die Verminderung der Aerosolkonzentration durch Lüftungsintervalle alle 20 Minuten untersucht. Nach den ersten 20 Minuten lag die Belastung bei 1 200 000 Partikeln/Kubikfuß im Raum, die nach dem Lüften zwar auf unter 600 000 Partikel/Kubikfuß reduziert war, aber unmittelbar nach dem Schließen der Fenster wieder auf den Ausgangswert anstieg.

Wirksamer als Lüftungsintervalle

Durch den Einsatz der Luftreiniger von Hengst konnte der Anstieg der Aerosolkonzentration in 45 Minuten auf 200 000 Partikel/Kubikfuß reduziert werden. Die Aerosolbelastung lag hier nach 45 Minuten bei geschlossenen Fenstern etwa auf dem Niveau kurz nach dem fünfminütigen Lüften ohne Luftreiniger.

Lüften ist wie in normalen Zeiten auch notwendig, um für ausreichend Sauerstoff und unverbrauchte Luft zu sorgen. Daher wurde auch das Szenario mit fünfminütigen Fensterlüftungen nach 45 und 95 Minuten bei gleichzeitig eingeschaltetem Luftreiniger getestet. Die Kombination aus Lüften und Luftreiniger konnte die Aerosolkonzentration auf etwa 300 000 Partikel/Kubikfuß reduzieren. Das entspricht etwa der Hälfte der Aerosolbelastung bei Fensterlüftungen im Abstand von 20 Minuten ohne Luftreiniger.

„Luftreiniger verringern das Risiko einer Infektion durch virenbelastete Aerosole deutlich – sowohl in geschlossenen als auch in belüfteten Räumen“ schließt Raumlufttechniker Dirk Peltzer. „Das hat zwar nicht zur Folge, dass auf Lüften verzichtet werden kann, allerdings können gerade in den kalten Wintermonaten Lüftungsintervalle verlängert werden.“

Eine gute Nachricht vor allem für Pflegeeinrichtungen, medizinische Institutionen und alle Umfelder, in denen sich Menschen aus diversen Gründen auch in den kommenden Monaten in geschlossenen Räumen aufhalten müssen.

Die Luftfiltergeräte helfen dabei nicht nur gegen Corona-Viren, sondern auch gegen Staub, Pilze, Pollen und dergleichen und können auch nach Ende der Pandemie einen gesundheitlichen Mehrwert bringen.

Maßnahme für geschlossene Räume

Neben der Perrsonenanzahl muss auch die Raumgröße bei der Berechnung berücksichtigt werden, um bestimmen zu können, ob ein Gerät ausreichend ist oder mehrere Geräte eingesetzt werden sollten, beispielsweise in Speisesälen von Pflegeeinrichtungen oder größeren Wartebereichen. Auch die Platzierung der Geräte im Raum ist entscheidend, damit einerseits die verbrauchte Luft gut angesaugt werden kann, aber andererseits keine Stolperfallen durch die Kabel entstehen.
Luftreiniger sind den Resultaten der Studie zufolge neben den bereits bekannten und weit verbreiteten Infektionsschutzmaßnahmen (Abstand halten, Hygiene, Mund-Nasen-Masken und Lüften) ein weiterer Baustein bei der Eindämmung der Corona-Pandemie. Dementsprechend lautet die neue Vorsorge-Formel: AHA+L+L.

Red.

Die Ergebnisse der Studie können online abgerufen werden unter www.hybeta.com/downloads-archiv