Littering: Hamburg räumt auf

Müll sammeln; Littering; Wald; Stadtreinigung; Kinder; Umwelt; Recycling
Im Rahmen der Aktion „Hamburg räumt auf“ haben Bürgerinnen und Bürger zusammen mit der Stadtreinigung mehr als 130 Tonnen Müll gesammelt und entsorgt. Foto: SRH/Thorge Huter

2017 hat Hamburg eine Littering-Sauberkeitsoffensive gestartet. Was hat sich seitdem getan bei der Verschmutzung öffentlicher Plätze? Und wo besteht noch Handlungsbedarf? Kay Goetze von der Stadtreinigung zieht ein Resümee.

Der Hamburger Senat hat es sich im Jahr 2017 zur Aufgabe gemacht, die Sauberkeit im Stadtbild noch einmal deutlich zu verbessern: um die Lebens- und Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum zu erhöhen sowie strukturelle Anpassungen zu deutlichen Qualitätsverbesserungen in Auftrag zu geben. Steigender Nutzungsdruck, vor allem in Parks und Grünanlagen, aber auch an anderen öffentlichen Plätzen, führte zu einer zunehmenden Verschmutzung.

Abhilfe schaffen sollten nicht nur erhöhte Reinigungsfrequenzen, sondern auch eine deutliche Ausweitung der Zuständigkeiten inklusive einer Steuerungsverantwortung bei der Stadtreinigung Hamburg (SRH). Wesentlicher Bestandteil der Ausweitung war die an die SRH übertragende Reinigung, Pflege und Unterhaltung der öffentlichen Grün- und Erholungsanlagen. Dazu wurden bis zu 450 neue Mitarbeitende eingestellt und rund 200 neue Geräte und Fahrzeuge angeschafft.

Die Arbeitseinheit der sogenannten Waste Watcher+ wurde auf 30 aufgestockt. Sie kümmern sich um die Sauberkeit Hamburgs und damit auch um die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger. Seit 2018 haben die WasteWatcher+ erweiterte Befugnisse und dürfen Ordnungswidrigkeitsverfahren in ganz Hamburg einleiten. Ziel der WasteWatcher+ ist die Reduzierung der wilden Müllablagerungen und Littering.

Littering; Stadtreinigung; Müll
Mit Schaufeln und Säcken gegen den Müll: Mitarbeitende der SRH bei der Parkreinigung im Hamburger Stadtgebiet. Foto: SRH/Thorge Huter

Sie gehen präventiv und offensiv auf Bürgerinnen und Bürger im öffentlichen Raum zu, geben Informationen und Hilfestellungen bei allen Fragen zur Verbesserung der Sauberkeit und zur Vermeidung von Abfällen. Sie weisen die Menschen auf ihr Fehlverhalten hin und leiten bei Verstößen Ordnungswidrigkeitsverfahren ein.

Außerdem sind sie tragende Säule des erfolgreichen Formats „Clean Schnack“. Das Ziel dieser Aktion: Durch gezielte Kommunikation soll dem Littering-Verhalten von Bürgern, aber auch von Besuchern und Touristen entgegengewirkt werden. Außerdem soll auf die insbesondere in Park- und Grünanlagen zeitaufwendige Müllbeseitigung und Reinigung sowie die Auswirkungen auf Stadtsauberkeit und Umwelt aufmerksam gemacht werden. Das Format findet seit zwei Jahren in allen sieben Bezirken von Hamburg statt.

Was hat sich bisher getan?

Die SRH wurde durch die Leistungsausweitung und Steuerungsverantwortung noch deutlicher zentrale Akteurin beim Thema Sauberkeit der Stadt. Mit dem Ausbau ihrer App und der Möglichkeit, Verschmutzungen zu melden, gab die SRH das Versprechen einer Erledigung oder Beseitigung der Verschmutzung binnen drei Tagen ab. Das wird bis heute in über 95 Prozent der Fälle erreicht. Ein Großteil ist bereits nach einem Werktag erledigt.

Im Rahmen der Sauberkeitsoffensive „Hamburg gepflegt und grün“ wurde auch das sogenannte Datenbanksystem zur Qualitätssicherung (DSQ-S/H/G/T) insgesamt und heruntergebrochen für Fahrbahnreinigung (S), Haltestellenumfeld (H), Grünanlagen (G) und Toiletten (T) als Messinstrument mit einem Referenzjahr 2017 integriert. Die DSQ-Werte sind in den Folgejahren fast ausnahmslos besser geworden.

Sauberkeit aus einer Hand

Die SRH berichtet dem Senat jährlich im Rahmen eines Sauberkeitsmonitorings. Selbst schwierige, durch die Pandemie geprägte Jahre mit verändertem Nutzungs- und Konsumverhalten im öffentlichen Raum konnten durch einen flexibilisierten Einsatz der Mitarbeitenden und erhöhte Leerungsfrequenzen bewältigt werden. Durch das eingesetzte DSQ-System wird die 2017/2018 eingeleitete Sauberkeitsoffensive transparent, nachvollziehbar und der Erfolg oder auch ein eventueller Nachsteuerungsbedarf werden sichtbar.

Durch die Erteilung der Steuerungsverantwortung wurden unterschiedliche Zuständigkeiten nahezu aufgehoben und somit deutlich besser koordiniert – Stichwort: Sauberkeit aus einer Hand. Im Zuge einer weiteren Bündelung der Zuständigkeiten hat die SRH im Januar 2021 die Reinigung des Elbstrandes am Nordufer und im April 2022 die Reinigung von rund 200.000 Straßenschildern übernommen.

Watcher+; Clean Schnack; Umwelt; Littering; Stadtreinigung
Waste Watcher+ beim „Clean Schnack“: Sie plädieren für Taschenaschenbecher statt Kippenschnippen unf für Müllsäcke – und sie haben Infomaterial mit Tipps für umweltbewussten Konsum dabei. Foto: SRH/Thorge Huter

Seit 2023 reinigt die SRH auch die komplette Parkanlage Planten un Blomen, womit die letzte Hamburger Grünanlage in die Zuständigkeit der Stadtreinigung übergegangen ist. Die Waste Watcher+ sind nun auch am Elbstrand zwischen Övelgönne und der Landesgrenze in Wedel regelmäßig im Einsatz.

Der Hamburger Hauptbahnhof zählt zu den größten Herausforderungen für die Stadt. Hier wurden in Absprache mit den zuständigen Behörden die Reinigungsfrequenzen erhöht, das Reinigungsgebiet wurde noch einmal großflächiger. Das gilt vor allem auch für die Nassreinigung. Außerdem soll es eine noch engere Abstimmung mit allen Beteiligten vor Ort geben.

Pilotprojekt

Ein „Kümmerer“ wird Verschmutzungen direkt melden, selbst beseitigen und präventive Beratung vornehmen – als direkter Ansprechpartner vor Ort mit der Möglichkeit, kleinere Verschmutzungen eigenhändig zu beseitigen. Ein noch stärkerer Fokus ist auf die von der SRH betriebenen öffentlichen Toiletten (außerhalb des Bahnhofs) gelegt. Eine zusätzliche Toilette an der Beratungsstelle Drob Inn ist außerdem angedacht.

In Abstimmung mit örtlichen Akteuren wird gerade in einem Pilotprojekt auf der Reeperbahn und in nördlich angrenzenden Bereichen eine Anpassung der Reinigung erprobt. Dazu gehört neben einer intensiveren Reinigung beispielsweise auch das Aufstellen spezieller Glaspressbehälter. Vom 24. Februar bis zum 5. März 2023 fand außerdem die Aktion „Hamburg räumt auf“ statt, bei der rund 80.000 Bürgerinnen und Bürger in über 1500 Einzelinitiativen zusammen mit der SRH rund 133 Tonnen Müll im Stadtgebiet sammeln und entsorgen konnten.

Hamburg zum Wohlfühlen

Nach dem Ende der Winterdienstsaison, die offiziell bis zum 15. April lief, werden in den folgenden drei Monaten zusätzliche Leistungen im Bereich der Straßen- und Gehwegreinigung erbracht. Ebenfalls wurde nach dem Winter das Format „Clean Schnack“ wieder aufgenommen. Eine weitere Onlinekampagne gegen Littering ist gemeinsam mit der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) in Vorbereitung.

In Zusammenarbeit mit den Bezirksämtern fand kürzlich erneut eine sogenannte Fahrradschrottaktion statt. Eine Sonderreinigung von Papierkörben auf Spielplätzen fand erstmals im Herbst 2022 statt und ist auch für 2023 vorgesehen.


„Clean Schnack“

Dialog statt erhobener Zeigefinger: Abfallbeauftragte – die Waste Watcher+ – klären Hamburger und Touristen über die Folgen des achtlosen Umgangs mit Müll im öffentlichen Raum auf.


Grundsätzlich werden Reinigungsgebiete und -frequenzen permanent überprüft, um durch Anpassungen noch bessere Reinigungsergebnisse zu erzielen. Weiterhin ist die SRH dauerhaft engagiert im Bereich der Umweltbildung und in der allgemeinen Aufklärung zu den Themen Littering und Alternativen zu Einwegverpackungen: Insbesondere für Verpackungen wurde ein „Einkaufsguide To-go“ herausgebracht.

Auch die Anzahl der aufgestellten Papierkörbe wächst bedarfsgerecht von Jahr zu Jahr: Aktuell gibt es hamburgweit 20.700 Papierkörbe, die die SRH leert, reinigt und instandsetzt.

Kay Goetze


Der Autor

Kay Goetze leitet die Unternehmenskommunikation der Stadtreinigung Hamburg.