Ein Konzept für die ganze Stadt

In welchen Bereichen des Stadtgebiets braucht es Licht, und wo ist es besser, auf künstliche Beleuchtung zu verzichten? In Leipzig ist das im Lichtmasterplan festgelegt. Theresa Gnoyke vom Stadtplanungsamt erklärt, welche Ziele die Akteure verfolgen und was in den vergangenen Jahren bereits erreicht wurde.

Lichtmasterplan
Energieeffizient, ressourcenschonend und verträglich für Menschen, Tiere und Umwelt: Auf diese Kriterien achtet Leipzig bei der Beleuchtung. Foto: Adobe Stock/Cities and Nature

Seit 2020 arbeiten Sie mit dem Lichtmasterplan — welche Ziele sind darin festgehalten?

Theresa Gnoyke: Wir haben uns an den strategischen Zielen der Stadt Leipzig orientiert. So trägt der Lichtmasterplan zur vorsorgenden Klima- und Energiestrategie bei: Bei der Umrüstung der städtischen Leuchtkörper auf energieeinsparende LED-Technik steht ein schonender Umgang mit Ressourcen im Vordergrund. Ein weiteres Ziel ist die Weiterentwicklung des öffentlichen Raums: Uns war wichtig, dass sich die Leuchtanlagen harmonisch in den Stadtraum einfügen. Das betrifft etwa unsere Gründerzeitviertel: Dort wollten wir Lösungen für Leuchtanlagen im Stil von historischen Straßenlaternen finden. Zudem haben wir untersucht, wo es in den städtischen Haupt- und Nebenstraßennetzen Lücken in der Beleuchtung gibt oder wo defekte Anlagen repariert werden müssen. Das vierte Ziel ist der Erhalt und die Verbesserung der Umweltqualität.


Worum geht es dabei?

Gnoyke: Die negativen Auswirkungen der Beleuchtung auf Menschen, Tiere und Umwelt sollen verringert werden. Dafür haben wir Kriterien für die Beleuchtung in sogenannten lichtempfindlichen Gebieten erstellt.


Wie hat sich der Lichtmasterplan entwickelt, seit er 2020 durch den Leipziger Stadtrat bestätigt wurde?

Gnoyke: Die damals beschlossenen Leitlinien sind größtenteils noch aktuell, wie zum Beispiel die Lichtfarbe von maximal 3000K und der Definition lichtempfindlicher Gebiete. Einzig die Definition der 4000k in den Hauptverkehrsstraßen entsprechen nicht mehr dem Stand der Technik, da das wärmere, angenehmer Licht von 3000K eine gleiche Energieeffizienz hat und somit das Hauptargument für 4000K nicht mehr gegeben ist.


Welche Herausforderungen treten bei der Umsetzung auf?

Gnoyke: Der Umgang mit den lichtempfindlichen Gebieten und damit verbunden die Sicherung der Umweltqualität ist ein großer Arbeitsschwerpunkt in der Umsetzung. Durch die steigenden Bevölkerungszahlen Leipzigs und die zunehmende Inanspruchnahme von Erholungsflächen bleibt das ein relevantes Thema. Eine Herausforderung sind auch die verfügbaren Ressourcen: Die Frage, wie schnell das Beleuchtungssystem umgerüstet werden kann, ist eine Frage des Geldes und der Prioritäten. Zudem mussten wir verschiedene Beleuchtungseinstellungen testen, da zu Beginn Anwohner rückmeldeten, dass sie das LED-Licht als greller, blendender empfinden.


Wo stehen Sie bei der Umsetzung?

Gnoyke: Aktuell warten die Betreiber von Straßenbeleuchtung und Anstrahlung die neue Gesetzgebung ab, da damit die Grenzen, in denen wir uns bewegen können, definiert werden. Stadtbeleuchtung muss den Spagat zwischen verschiedenen Themen schaffen: Naturschutz, Lichtfarbe, Bürgerinteressen, Verkehrssicherheit und Energieeffizienz.


Was haben Sie für die Zukunft vor?

Gnoyke: Die Aufgabe ist es weiterhin, „die richtige Menge Licht zum richtigen Zeitpunkt an den richtigen Ort zu bekommen“. Dabei müssen wir den oben beschriebenen Spagat schaffen. Hinzu kommen Neuerungen wie zum Beispiel die adaptive Lichtsteuerung, Solarleuchten und wetterbedingte Beleuchtung, die die Planung und Umrüstung von Beleuchtungsanlagen komplex und teuer machen.


Welche Ämter waren oder sind an der Erstellung und der Umsetzung des Lichtmasterplans beteiligt?

Gnoyke: Die Abteilung Stadtbeleuchtung des Verkehrs- und Tiefbauamtes ist konzeptionell und in der Umsetzung federführend, dort laufen alle Fäden zusammen. Wir im Stadtplanungsamt haben den Lichtmasterplan erarbeitet und mit beauftragt, sind inzwischen in der Umsetzung aber eher zurückhaltend. Das Amt für Stadtgrün und Gewässer betreut die städtischen Parkanlagen und den Forst, das ist durch die festgelegten lichtempfindlichen Gebieten in seiner Arbeit konkret betroffen. Auch das Amt für Umweltschutz war an der Erstellung des Konzeptes beteiligt, es hilft nun dabei, Entscheidungen über den Einsatz von Beleuchtung in den lichtempfindlichen Gebieten zu treffen.


Sie haben mit dem Lichtmasterplan bereits viele Erfahrungen gesammelt — was möchten Sie anderen Kommunen mit auf den Weg geben?

Gnoyke: Der Lichtmasterplan ist ein hilfreiches Instrument: Er schafft Klarheit und Vorgaben, die nicht in jedem Einzelfall neu ausgehandelt werden müssen. Durch die festgelegten Lichtfarben und die definierten lichtempfindlichen Gebiete ist zum Beispiel eine Argumentationsgrundlage gegeben, wo eine Beleuchtung so wie gewünscht nicht möglich ist, weil sie beispielsweise zu viel Lichtverschmutzung bewirken würde. Des Weiteren sind im Lichtmasterplan Leuchtentypen festgelegt, so dass eine Einheitlichkeit im Stadtbild gewährleistet werden kann.


Welche Fragen sollten sich Lichtplaner stellen?

Gnoyke: Im Fokus der Lichtplanung sollte die konkrete Funktion der Beleuchtung stehen und die Frage: Wo brauchen wir Licht unbedingt, und in welchen Bereichen können wir darauf verzichten? Meine Empfehlung wäre auch, sich dezidierter mit der Frage auseinanderzusetzen, ob und wo man noch Effektbeleuchtung aus identitätsstiftenden und touristischen Aspekten einsetzen will.


Wie sieht es mit der Finanzierung der Maßnahmen aus: Stehen Ihnen Fördermittel zur Verfügung?

Gnoyke: Ja, der Lichtmasterplan wurde mit Hilfe von EU-Fördermitteln entwickelt, im Rahmen des Projektes „PLUS“ (Public Lighting Strategies for Sustainable Urban Spaces). Im Vorfeld gab es einen umfangreichen Beteiligungsprozess. Für die Umsetzung stellt das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) außerdem Fördermittel für die Anschaffung von LED-Beleuchtung zur Verfügung.

Interview: Hannah Henrici

Zur Person

Theresa Gnoyke ist Mitarbeiterin des Stadtplanungsamtes Leipzig. Sie hat den Lichtmasterplan mit erstellt.