Kupfer geht, Glasfaser kommt: Wie funktioniert gesunder Wettbewerb?

Bis 2030 soll Deutschland flächendeckend mit Glasfaser versorgt werden. Doch der Ausbau verschluckt Milliarden. Rund 170 Unternehmen versuchen in Deutschland derzeit Fakten zu schaffen und so viel Glasfaser wie möglich in den Boden zu bringen. Doch das Geschäft ist gerade für die kleineren Anbieter ruinös.

Glasfaser
Die Plusnet GmbH, ein Tochterunternehmen des Energieversorgers EnBW, treibt den Glasfaserausbau voran. Foto: Plusnet GmbH

Was fehlt, sind Kunden auf den Leitungen. Wer heute bereits bequem mit 100 Mbit/s und mehr auf VDSL unterwegs ist, wird sich für einen schnellen Glasfaseranschluss mit all den technischen Veränderungen kaum erwärmen. Fakt ist aber auch: Die Tage der Kupferleitungen sind gezählt. Bereits heute werden die alten DSL-Netze zugunsten der Glasfaser zurückgebaut.

Vielen Anbietern dämmert es bereits: Allein werden die Herausforderungen auf dem Glasfasermarkt nicht zu stemmen sein. Wettbewerb ist wichtig, aber gleichzeitig sollen sich auch die Kosten für die getätigten Investitionen schnell amortisieren. Gegenseitig ruinieren will man sich aber auch nicht. Wie bringt man all diese Interessen unter einen Hut?

Auf der diesjährigen ANGA COM in Köln, der Kongressmesse für Breitband und Medien, spricht Plusnet CEO Ulrich Hoffmann zusammen mit Branchenvertretern, wie der Glasfaserausbau in Deutschland besser gelingen kann.

Offene Netze für gesunden Wettbewerb

Das Modell Open Access kann Abhilfe schaffen. Die Idee dahinter: Infrastrukturanbieter öffnen ihre eigenwirtschaftlich gebauten Glasfasernetze für andere Internetanbieter. Diese „mieten“ sich – wie auch in der DSL-Welt – auf den fremden Leitungen ein und vermarkten dort ihre Produkte unter eigenem Namen.

Schweden oder Südafrika machen es vor: Viele einzelne, teils lokale Provider teilen sich landesweit eine Glasfaser-Infrastruktur. Kunden wählen sich je nach Bedarf ihr Onlineprodukt beim Anbieter ihrer Wahl aus. So können auch lokale Anbieter landesweit vermarkten.

Was auf den ersten Blick einfach klingt, ist in der Umsetzung nicht trivial: Zum einen geht es in der neuen Glasfaserwelt um die Einführung technischer Spezifikationen, die das Koppeln der unterschiedlichen Glasfasernetze überhaupt erst ermöglichen, skalierbar obendrein. Zum anderen gilt es, einen vertraglichen Konsens zu finden, mit dem alle Anbieter am Markt zufrieden sind.

Glasfaser
Wie gelingt der Glasfaserausbau in Deutschland? Auch in diesem Jahr spricht Plusnet CEO Ulrich Hoffmann mit Branchenvertretern auf der ANGA COM in Köln. Foto: Dennis Knake/Plusnet GmbH

Die zahlenden Kunden zählen!

Angesichts gestiegener Zinsen und Kosten stellt sich für Netzinvestitionen in Milliardenhöhe jetzt drängend die Frage nach erfolgreicher Infrastrukturauslastung. Was nützten viele tausende verlegter Glasfaserkabel bis in die Gebäude, wenn die Kunden auf sich warten lassen? Für eine bessere Auslastung der Infrastruktur, wird es die technische Aggregation von offenen Netzen zu echten Netzdrehscheiben brauchen, da ist man sich mittlerweile einig.

Onlinemarktplätze für den individuellen Glasfasertarif

Der Branche schweben dabei Handelsplattformen vor, auf denen sich die Kunden im Internet ähnlich wie auf einem Marktplatz die Produkte aussuchen, die sie sich für Ihren Internetzugang wünschen: Webseite aufrufen, Wunschprodukt auswählen, Glasfaseranschluss erhalten. Klingt einfach, muss es auch werden, wenn es erfolgreich sein soll.

Erste Glasfasermarktplätze sind bereits im Entstehen, meist noch sehr regional. Doch es wird nicht mehr lange dauern, bis auch Plattformen mit größerer Reichweite entstehen. Das Kölner Telekommunikationsunternehmen Plusnet, ein Tochterunternehmen des Energieversorgers EnBW, hat sich jüngst die Zugriffsrechte auf das Glasfasernetz der Deutschen Telekom gesichert. Wholebuy heißt das im Fachjargon. Damit erweitert das Unternehmen seine eigene Glasfaser-Reichweite für Geschäftskunden um das Vielfache und kann auf einen Schlag über sieben Millionen Haushalte im Land mit Glasfaser erreichen.

So sollen künftig nicht nur die eigenen Kunden leichter von DSL auf Glasfaser umsteigen können, auch anderen lokalen Anbietern oder Stadtwerken will Plusnet über die eigene Netzplattform künftig Zugriff auf ihre Glasfaserreichweite ermöglichen.

Mix aus Eigenausbau und Netzzusammenschaltung

Gleichzeitig setzt das Unternehmen weiter auf eigenwirtschaftlichen Ausbau vor allem in unterversorgten Gewerbegebieten mit Fokus auf Nordrhein-Westfalen, Hessen und Bayern und zielt hiermit auf die meist mittelständischen Geschäftskunden aber auch anliegende Privatkunden.

Von dieser Strategie könnten viele kleinere Anbieter ebenfalls profitieren. Eigenwirtschaftlicher Netzausbau dort, wo die eigenen Kunden beheimatet sind. Reichweite hinzukaufen, wo Bedarf herrscht. Gerade im Geschäftskundenumfeld kann sich das lohnen; filialorientierte Unternehmen sind froh, wenn sie für ihre bundesweite Anbindung nur mit einem Dienstleister sprechen müssen und nicht je nach Standort mit lokalen Anbietern.

Bis so ein Onlinemarktplatz wie in Schweden oder Südafrika selbstverständlich wird, mag es in Deutschland noch etwas dauern. Für gesunden Wettbewerb auf der Glasfaser ist es aber wohl unumgänglich.

Plusnet auf der ANGA COM 2024

Auf der ANGA COM Präsentiert sich Plusnet in diesem Jahr in Halle 8, Stand C8. Das Panel zum Thema Open Access findet am 14. Mai um 14:30 Uhr im Kongressbereich in Raum 1 statt.

Kontakt:

Plusnet GmbH
Rudi-Conin-Straße 5a
50829 Köln
Tel.: 0221 77197-0
E-Mail: info@plusnet.de
www.plusnet.de