Nicht ausschließlich für kleinere Kommunen, aber gerade für sie ist Klimaanpassung oft nur schwer zu stemmen. In Sachsen hilft deshalb das Kompetenzzentrum Klima. Johannes Dahlmann gibt Einblick in das Konzept und in Projekte, die auch über die Landesgrenzen hinaus Impulse geben können.

Bis 2045 hat sich Deutschland gesetzlich das Ziel gesteckt, treibhausgasneutral zu sein. Seit Juli 2024 gilt auf Bundesebene das Klimaanpassungsgesetz (KAnG), das einen verbindlichen Rahmen zur Anpassung an den Klimawandel darstellt. Viele Bundesländer haben daraus bereits Landesgesetze und Strategien abgeleitet oder stehen im Begriff, dies zu tun. Diese gesetzlichen Grundlagen sollen nicht nur die Lebensumstände von Mensch und Natur verbessern, sondern auch den Kosten von bis zu 900 Milliarden Euro entgegenwirken, die laut dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz durch die Folgen des Klimawandels entstehen.
Ob Überschwemmungen an der Elbe oder am kommunalen Dorfbach, ob Hitze auf dem Dresdener Neumarkt oder dem Dorfmarktplatz – extreme Wetterereignisse sind meist lokale Ereignisse und richten unabhängig von der Größe der Kommune enorme Schäden an. In Sachsen haben daher bereits viele Kommunen mit Klimaanpassungsmaßnahmen begonnen.
Allerdings variiert der Umfang der Maßnahmen vor allem je nach Siedlungsgröße. Städte wie Dresden oder Leipzig verfügen meist über konkrete Anpassungsstrategien, während in kleineren Kommunen eher reaktiv gehandelt werden muss. Viele dieser Kommunen sind bereits mit aktuellen und kommenden Pflichtaufgaben ausgelastet. Das Thema Klimaanpassung kann dadurch trotz des Bedarfs nur langsam bedient werden.
Eigene Stellen für das Klima- oder Energiemanagement sind häufig befristet und daher schwieriger zu besetzen. Hinzu kommen Schwierigkeiten bei der Finanzierung von Personal und Maßnahmen, da selbst bei einer Förderung oft die kommunalen Eigenmittel nicht ausreichen. Damit bleibt der Ausbau der Anpassungsmaßnahmen eine wichtige Aufgabe im Freistaat, für die derzeit eine Strategie und in der Folge ein Landesgesetz entwickelt werden.
Kompetenzzentrum Klima entwickelt genau angepasste Lösungen
Das Team des Kompetenzzentrums Klima im Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) berät und unterstützt Kommunen der sächsischen Kohlereviere. Dabei geht es sowohl darum, Gefahren und Potenziale zu analysieren, als auch darum, geeignete Finanzierungsmöglichkeiten zur Umsetzung vorhandener Ideen und Pläne zu finden. Die gute Vernetzung unter anderem mit dem Fachzentrum Klima im LfULG und verfügbare Fachinformationen aus dem regionalen Klimainformationssystem (ReKIS) helfen dabei, die bestmöglichen Lösungen für Herausforderungen im Bereich Klimaschutz und Klimaanpassung zu finden.
Mit dem „Ideenwettbewerb Klima“ unterstützt das Kompetenzzentrum Klima bei der fachlichen Begleitung ausgewählter Projekte. Mit einer Auslobung von je 50.000 Euro aus dem Wettbewerb 2024 werden aktuell sechs Projekte mit Strahlwirkung umgesetzt.
Innovatives Konzept für Görlitz
Eines dieser Projekte ist die „Görliane“ aus Görlitz. Die Stadt mit ihrer großen Anzahl denkmalgeschützter Gebäude leidet im Sommer unter starker Hitze. Abhilfe könnte zum Beispiel die Installation von Fassadenbegrünung schaffen, das stößt jedoch auf Bedenken hinsichtlich der Denkmalschutzauflagen und der Bausubstanz. Mit dem Projekt nimmt sich Görlitz der Umsetzungsfrage an. Ziel ist es, ein innovatives Ranksystem zu entwickeln, das neben architektonischen Elementen auch den Denkmalschutz berücksichtigt.
Den Naunhofer Marktplatz beleben
Ein weiteres Projekt ist die „Grüne Pause“ in Naunhof. Wie in vielen Kommunen Deutschlands wird der dortige Marktplatz derzeit hauptsächlich für den Wochenmarkt und gelegentliche Veranstaltungen genutzt. Gerade im Sommer bietet er jedoch nur eine geringe Aufenthaltsqualität.
Das Projekt „Grüne Pause“ beinhaltet, die Sitzbänke und das Bushäuschen zu beschatten, Pergolen zu errichten und zu bepflanzen, Regenwasser zu versickern und ein Insektenhabitat zu schaffen. Unterstützend beteiligen sich die Bürgerinitiative „Grüner Tisch“, das freie Gymnasium und die Grundschule Naunhof an diesem Projekt.
Auch für das Jahr 2025 ist ein Ideenwettbewerb für die Kommunen der beiden sächsischen Kohlereviere geplant. Neu ist die separate Bewertung von Maßnahmen mit Umsetzungs- und mit konzeptionellem Schwerpunkt. Der Bewerbungszeitraum für den Ideenwettbewerb 2025 startet am 31. März und endet am 9. Mai.
Wichtige kleine Schritte mit dem Kompetenzzentrum Klima
Welche Möglichkeiten zur Klimaanpassung gibt es? Was wird konkret vor Ort gebraucht – und wie lässt sich das umsetzen? Unterstützung für kleine Kommunen gibt das Kompetenzzentrum Klima im Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG). Gefördert wird das Kompetenzzentrum Klima vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK).
Kleine Schritte, großes Potenzial
Kleinere Klimaanpassungsmaßnahmen sind ein wichtiger Bestandteil einer umfassenden Klimaanpassungsstrategie, da sie eine flexible, kosteneffiziente und direkt umsetzbare Lösung für Kommunen darstellen. Sie können gezielt eingesetzt werden und lassen sich häufig auf größere Bereiche übertragen, wie zum Beispiel die Beschattung des aufgeheizten Dorfmarktplatzes.
Außerdem bieten kleine Anpassungsmaßnahmen die Möglichkeit, die Bevölkerung mit einzubeziehen und über Beteiligungsformate die Akzeptanz, das Engagement und den Ideenreichtum zu steigern.
Der Autor
Johannes Dahlmann ist Sachbearbeiter im Kompetenzzentrum Klima im Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) in Dresden.
Johannes Dahlmann