Kommunalwälder als wertvolle Ressourcen

Forstwirtschaft, Kommunalwald
Knapp 20 Prozent der deutschen Waldfläche liegen in den Händen von Kommunen: Ihnen kommt die wichtige Aufgabe zu, zwischen Erholungs-, Natur- und Wirtschaftsraum zu vermitteln. Foto: Adobe Stock/galaganov

Wie sollen Kommunen ihren Wald nutzen: als Freizeitraum für gestresste Städter, als Geldbringer – oder soll man die Natur in Ruhe lassen? Denny Ohnesorge erklärt die Perspektive des Deutschen Holzwirtschaftsrats.

Die Kommunen gehören zu den wichtigsten Waldbesitzern in Deutschland. Rund 2,3 Millionen Hektar Wald oder 20 Prozent der deutschen Waldfläche liegen in den Händen von Städten und Gemeinden, eine Fläche, die etwa der Größe Hessens entspricht. Das zeigt den Stellenwert der Kommunen für die Holzwirtschaft und für die Menschen in Städten und Gemeinden. Denn der kommunale Wald stellt Holz bereit und ist Erholungs-, Sport- und Freizeitraum. Zudem dient er als Lebens- und Rückzugsraum für zahlreiche Tier- sowie Pflanzenarten.

Wir vom Deutschen Holzwirtschaftsrat glauben, dass alle Funktionen im Kommunalwald erfüllt werden können: dass also Nutzung, Erholung und Schutz auf der gleichen Fläche möglich sind — damit wir auch künftig mit dem Wald leben und Kommunen vom Wald leben können. Eine aktive Bewirtschaftung erhält den Wald, der in Kommunen neben der Holznutzung als wichtiger Einnahmequelle und Grundlage regionaler Brennholzversorgung auch eine wesentliche Bedeutung für Freizeit und Erholung hat.

Insgesamt steht aktuell ein großes Thema im Vordergrund: Wie für andere körperschaftliche und für private Waldbesitzer in Deutschland besteht auch für Akteure, die im Auftrag von Städten und Gemeinden tätig sind, die größte Aufgabe der kommenden Jahre und Jahrzehnte darin, den Wald zu klimaresilienten Mischwäldern umzubauen.

Etliche Kommunen, insbesondere jene, die über mehrere hundert Hektar verfügen und ihren Wald aktiv bewirtschaften, kümmern sich schon seit vielen Jahren um den Umbau. Vor welchen Herausforderungen sie dabei stehen, hängt von den regionalen Verhältnissen ab: Welche klimatischen Veränderungen sind zu erwarten und welche Ausprägungen werden sie annehmen – für Wasserhaushalt, Bodennährkraft, regionale Niederschlagshöhe und -verteilung?

Mischwälder sind die Zukunft

Wichtig ist, dass instabile Waldbestände, insbesondere diejenigen aus nur einer Baumart wie reine Fichten- oder Buchenwälder, zu Mischwäldern umgebaut werden. Dabei sollten die besonders bedrohten älteren Fichtenwälder konsequent genutzt werden, um zu vermeiden, dass sie bei einer der nächsten Trockenperioden dem Borkenkäfer zum Opfer fallen.

Das ist auch wirtschaftlich sinnvoll: Wir empfehlen, Wälder, in denen der Umbau notwendig ist, zu nutzen, wenn der Markt den Rohstoff zu guten Preisen nachfragt – und dann die Bestände mit klimastabilen Baumarten zu verjüngen, im Sinne einer stärkeren Durchmischung mit verschiedenen Arten von Nadel- und Laubbäumen. Junge Bäume reagieren flexibler auf Störungen und klimatische Veränderungen.

Es gilt, klimabedingten Waldschäden vorzubeugen, denn sie können massiv die Erholungsleistungen des Waldes schmälern. Es sollten daher gerade bewirtschaftete Wälder in Konzepte von Kommunen zur Klimaneutralität eingebaut werden, zumal bewirtschaftete Wälder auch in punkto Naturschutz überzeugen.

Kommunen können es sich nicht leisten, ihren Wald nicht zu nutzen, betont Denny Ohnesorge – und verweist auf die Bedeutung von Holz insbesondere für den Bausektor. Foto: Adobe Stock/dieter76

Wem gehört der Wald?

In Deutschland gibt es laut der Strukturerhebung der Forstbetriebe 2022 rund 10,2 Millionen Hektar Wald. So sind die Besitzverhältnisse:

  • 43 Prozent der Waldfläche sind in Privatbesitz.
  • 32 Prozent der Waldfläche sind im Besitz der einzelnen Bundesländer.
  • 22 Prozent der Waldfläche sind den Körperschaften zugeordnet (Einrichtungen des öffentlichen Rechts, etwa Zweckverbände und Kommunen).
  • Drei Prozent sind Eigentum des Bundes.

Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis)


Wälder naturnah bewirtschaften

Studien belegen, dass nicht zwingend der ungenutzte Naturwald, sondern die naturnah bewirtschafteten Wälder die höchste Artenvielfalt aufweisen. Dies liegt an den kleinflächigen Eingriffen durch die Nutzung. Sie schafft Strukturen und Licht auf den Böden, was vielen Arten mehr nützt als beispielsweise ein einschichtiger dunkler Buchenwald.

Es gibt im Wald immer Potenzial für Flächen, die besonders für den Artenschutz geeignet sind – sie sollten nur sehr behutsam oder auch gar nicht genutzt werden. Dazu zählen insbesondere wertvolle Biodiversitäts-Hotspots wie Feucht- und Bruchwälder oder technisch kaum nutzbare steile Hanglagen. Noch besser ist es, wenn auf der gesamten Fläche verteilt wertvolle Bäume oder Baumgruppen erhalten bleiben.

Immer wieder gibt es Diskussionen mit Teilen der städtischen Bevölkerung, die jegliche Nutzung im kommunalen Wald generell ablehnen. Dieses Meinungsbild steht im krassen Gegensatz zur tatsächlichen Entwicklung während der letzten Jahrzehnte: Die Wälder sind älter, artenreicher und biodiverser geworden — entsprechend den Indikatoren des Bundesamtes für Naturschutz.

Auch hier kommt kommunalen Waldbesitzern eine besondere Rolle zu: Sie sind Mittler zwischen der Landbevölkerung und naturaffinen, aber auch nutzungskritischen Städtern. Weder können es sich die Kommunen leisten, den Wald nicht zu nutzen, noch ihn in einen reinen Wirtschaftswald zu verwandeln.

Mit Nadelholz den Bausektor stärken

Da wir sehen, was heute ein bereits registrierter Temperaturanstieg von 1,6 Grad mit unserem Wald anrichtet, bekommt man eine vage Vorstellung davon, was ein Plus von drei Grad oder mehr bedeuten könnte. Die Baumarten, die vor 60 Jahren gepflanzt wurden, finden heute schon und morgen ganz sicher nicht mehr optimale Bedingungen. Durch den notwendigen Umbau des Waldes wird mehr Nadelholz genutzt werden (müssen) als bislang. Nadelholz eignet sich hervorragend für das Bauen mit Holz. Etwa 90 Prozent aller Bauprodukte sind aus diesen Holzarten.

Derzeit kann der Baubereich in Deutschland nicht die gesamte produzierte Bauholzmenge aufnehmen, auch wenn das nach Preissprüngen und Berichten über Holzknappheit paradox erscheint. Die Märkte haben sich wieder beruhigt, dies darf aber nicht über einen langfristigen Trend hinwegtäuschen: Auf fossile Rohstoffe und Energieträger basierende Bauprodukte werden durch Klimaschutzmaßnahmen, den Emissionshandel und weitere Regulierungen in den kommenden Jahren teurer werden. Holz gewinnt beim nachhaltigen Bauen enorm an Bedeutung, auch durch die regulatorische Einbeziehung von Nachhaltigkeitsaspekten und ökobilanziellen Kriterien.

Derzeit gibt es nur wenige Alternativen zur Holzbauweise, und keine davon hat das gleiche Entwicklungs- und Treibhausgaseinsparpotenzial. Weitere Aspekte bringen der Holzbauweise Auftrieb: die serielle Vorfertigung und Fertigbauweise erlauben Planungssicherheit hinsichtlich der Kosten und Fristen. Es geht schnell, zuverlässig, in überzeugender Qualität und bei höchsten Energiestandards. Das senkt Bau- und Betriebskosten!

Den Wald in jeder Hinsicht schätzen

Den Kommunen kommt auch hier eine Schlüsselrolle zu: Sie sollten als Vorbild für ökologisches Bauen vorangehen. Denn immer noch gibt es überholte Vorurteile gegenüber dem Holzbau. Zudem scheuen Planer und Architekten die ihnen häufig noch unbekannte vorgefertigte Bauweise. Sie erfordert schon in der frühen Planung der Gebäude die Einbeziehung von Akteuren, die bei konventioneller Ausschreibung und Ausführung erst später hinzukämen, wie Bauingenieur, Statiker oder ausführendes Unternehmen.

Darüber hinaus erfordert die Bauweise nicht selten zusätzliche Kompetenz in serieller Fertigung und dem Bauen mit Holz. Dies gilt besonders für den mehrgeschossigen Wohnungsbau, dessen Holzbauanteil heute im Bundesdurchschnitt nur bei vier bis sechs Prozent liegt.

Bauen mit Holz, bestenfalls aus dem eigenen Wald, kann die Kommunen maßgeblich auf ihrem Weg zur Klimaneutralität unterstützen – während die Menschen in Stadt und Land weiterhin den Wald auch als Natur- und Erholungsraum genießen können.

Denny Ohnesorge


Der Autor

Dr. Denny Ohnesorge ist Geschäftsführer beim Deutschen Holzwirtschaftsrat DHWR.