Kommunale Wertstoffhöfe: Ressourcen zurückgewinnen

Kommunale Wertstoffhöfe leisten innerhalb der Kreislaufwirtschaft einen wichtigen Beitrag zur hochwertigen Abfallverwertung und damit zur Ressourcenschonung. Nutzerfreundliche Öffnungszeiten und übersichtliche Kundenlenkung tragen zur Akzeptanz bei den Bürgern bei.

Der kommunale Wertstoffhof ist ein wesentlicher Baustein der kommunalen Abfall- und Wertstofferfassung. Die Wertstoffhöfe ergänzen die Holsysteme der Kommunen, wo Abfälle und Wertstoffe direkt vom jeweiligen Grundstück abgeholt werden – etwa Restabfall, Bioabfall sowie Papier, Pappe und Kartons (PPK). Folglich tragen sie dazu bei, dass die Gesamtheit der Abfälle und Wertstoffe aus privaten Haushalten und zum Teil aus dem Gewerbe in geeigneter Weise erfasst und in Folge geeigneten Verwertungs- und Beseitigungsanlagen übergeben wird.

Die Einrichtung des kommunalen Wertstoffhofs garantiert den Bürgern, sowie im Einzelfall dem Gewerbe, dass die dort abgegebenen Abfälle und Wertstoffe sachgerecht und gesetzeskonform gemanagt und sortiert werden, um anschließend an qualifizierte kommunale oder private Verwertungs- oder Beseitigungsunternehmen übergeben zu werden. Die jeweils geeigneten Verwertungsverfahren ermöglichen eine Rückführung von Stoffen und/oder Energie in den Kreislauf. Im Einzelfall arbeiten Wertstoffhöfe auch mit Sozialbetrieben zusammen, die Schritte zur Wiederaufbereitung oder zur Demontage durchführen (z. B. bei Möbeln aus der Sperrholzfraktion oder im Bereich der Elektro- und Elektronikgeräte).

Art und Umfang der am Wertstoffhof erfassten Abfälle und Wertstoffe variiert je nach Einrichtung. Dies ist unter anderem mit unterschiedlichen örtlichen Rahmenbedingungen und der jeweiligen strategischen abfallwirtschaftlichen Ausrichtung der Kommune zu begründen. Wichtige Einflussfaktoren sind dabei die lokalen Gegebenheiten des Wertstoffhofs wie zum Beispiel seine Lage im Stadt- oder Kreisgebiet oder weitere Entsorgungsangebote im Umfeld inklusive dem Umfang des Holsystems der jeweiligen Kommune sowie die speziellen Bedürfnisse der Nutzer. Im Allgemeinen ist die Ausdifferenzierung des Annahmespektrums umso geringer je kleiner die Stadt ist.

Bei der baulichen Ausführung eines Wertstoffhofs ist eine Vielzahl von Kriterien zu beachten. Der Flächenbedarf hängt ab von den Annahmeregelungen (Gebührenbemessung oder nicht), dem Umfang der am Wertstoffhof anzunehmenden Fraktionen sowie der Verkehrsführung und dem Abladesystem. Bei der Verkehrsführung lassen sich folgende Konzepte unterscheiden: gemeinsamer Kunden- und Betriebsverkehr auf einer Ebene; getrennte Verkehrsführung für Kunden und Betrieb auf einer Ebene; Steuerung der Anlieferungen über eine zweite Ebene; kombinierte Varianten.

Bei der Gestaltung von Wertstoffhöfen sind auch Maßnahmen des Klima- und Ressourcenschutzes von besonderer Bedeutung. Etwa empfiehlt es sich, die Nutzung von Dachflächen für Solarheizungen oder Fotovoltaikanlagen zu prüfen. Die Nutzung von Regenwasser kann in vielen betrieblichen Bereichen erfolgen und sollte in Abhängigkeit der Standortbedingungen festgelegt werden. Bei Planung und Bau sollten nachhaltige Baumaterialien (etwa aus Sekundärrohstoffen) verwendet werden.

Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) kann eine Reihe von Empfehlungen für die Planung neuer Wertstoffhöfe und die Optimierung bestehender Einrichtungen geben:

Abfallfraktionen

Wesentlich ist die Flexibilität des Wertstoffhofs mit Blick auf die Annahme von Abfallfraktionen. Im Idealfall nimmt ein Wertstoffhof alle Abfallströme an, die üblicherweise bei Haushalten und gegebenenfalls bestimmten sonstigen Herkunftsbereichen anfallen, sofern nicht für einzelne Abfallströme separate Entsorgungswege (etwa durch herstellereigene Rücknahmesysteme) eröffnet sind. Hierbei müssen auch Lösungen für die Rücknahme „neuer“ Abfallströme gefunden werden, die etwa durch neue Produktgestaltungen oder eine besondere politische Förderung entstehen.

Öffnungszeiten

Die Öffnungszeiten sind ein wesentliches Element für die Akzeptanz und Beliebtheit eines Wertstoffhofs. Dem Kundenwunsch nach möglichst langen Öffnungszeiten an möglichst vielen Tagen im Jahr stehen wirtschaftliche Aspekte entgegen. Es ist auch nicht notwendig, dass jeder Wertstoffhof dieselben (langen) Öffnungszeiten hat. Jeder Wertstoffhofleiter muss aufgrund der lokalen Gegebenheiten entscheiden, welche Öffnungszeiten er seiner Kundschaft anbieten kann. Durch Kundenbefragungen lassen sich dringende Wünsche mit Blick auf die Öffnungszeiten identifizieren.

Kundenverkehr

Die Wertstoffhöfe sollen so ausgestaltet sein, dass sie mit einem hohen Kundenandrang, etwa am Freitagnachmittag und am Samstag, umgehen können. So kann durch bestimmte Leitsysteme dafür gesorgt werden, dass der Kundenverkehr flüssig abgewickelt wird und Staus und zu lange Wartezeiten vermieden werden. Dies trägt zu einer guten Akzeptanz der Wertstoffhöfe bei den Bürgern bei.

Verkehrssteuerung

Mit Blick auf die Arbeits- und Betriebssicherheitsaspekte sowie zur Förderung eines störungsfreien Verkehrs auf dem Wertstoffhof ist es zu empfehlen, den Anlieferer- und Entsorgerverkehr räumlich zu trennen.

Wiederverwendung

Die Wertstoffhöfe sollen im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen Systeme entwickeln und/oder ausbauen, mit denen die Wiederverwendung von Abfällen ermöglicht wird. Entsprechende Systeme werden heute schon auf verschiedenen Einrichtungen etwa für den Bereich Möbel, Bücher oder Elektroaltgeräte praktiziert, indem wiederverwendbare Gegenstände vom Personal gesichtet, separat gesammelt und dann etwa über Gebrauchtwarenhäuser abgesetzt werden.

Sortiertiefe

Wertstoffhöfe sollten im Interesse einer hohen Qualität der Verwertung prüfen, inwieweit sie die Sortiertiefe für die Wertstoffe erhöhen können, damit Rohstoffe optimal im Verwertungsprozess wiedergewonnen werden können. Die Frage einer derartigen Gewinnung von Sekundärrohstoffen über die gesetzlichen Verpflichtungen hinaus muss aber im Zusammenhang mit der Absetzbarkeit der Sekundärrohstoffe und den daraus resultierenden wirtschaftlichen Aspekten gesehen und bewertet werden.

Alexander Neubauer

Der Autor
Alexander Neubauer ist Fachgebietsleiter Abfall- und Wertstofflogistik – Abfallwirtschaft und Stadtreinigung VKS im Verband kommunaler Unternehmen (VKU) in Berlin

Info: Breites Spektrum

In Großstädten bieten die Wertstoffhöfe üblicherweise ein breites Annahmespektrum. Die Sammlung erfolgt je nach Aufkommen in Groß- und Kleinbehältern:

  • Sperrmüll, gegebenenfalls weitere Separierung in Hartkunststoffe, Altteppiche, Matratzen

  • Metalle/Schrott

  • Altholz (behandelt und unbehandelt)

  • Grünabfall

  • Altreifen

  • Hausmüll (Restmüll)

  • Elektroaltgeräte (alle Sammelgruppen nach ElektroG)

  • Papier, Pappe, Kartonagen

  • Gegebenenfalls Sammlung der Verpackungsabfälle der dualen Systeme (Altglas, Leichtverpackungen)

  • Gegebenenfalls stoffgleiche Nichtverpackungen

  • Alttextilien und Schuhe

  • Kleinabfälle wie zum Beispiel CDs, DVDs, Korken, Toner- und Druckerkartuschen

  • Problemabfälle / Schadstoffe: Zum Beispiel Batterien, Altlacke/Altfarben und diverse andere Schadstoffe (zum Beispiel Medikamente)

Abfälle zur Beseitigung spielen in der Regel auf den Wertstoffhöfen nur eine untergeordnete Bedeutung.