Der Weg zur Klimaneutralität führt in Biberach an der Riß über ein vielseitiges Mobilitätskonzept. Der Plan sieht neben der Installation von Mobilitätsstationen und weiteren Ladesäulen den Einsatz von Elektrofahrzeugen im Öffentlichen Nahverkehr, im Dienstverkehr sowie im Bauhof vor.
Die Stadt Biberach an der Riß (Baden-Württemberg, 34.000 Einwohner) sieht in der Elektromobilität einen wichtigen Baustein für eine umwelt- und klimafreundliche Stadt. Dies wurde sowohl im Energiepolitischen Arbeitsprogramm des European Energy Award (EEA) als auch im Stadtentwicklungskonzept 2015/2016 beschrieben und als Zielsetzung vom Gemeinderat beschlossen. Dabei werden unter Elektromobilität elektrisch betriebene Verkehrsmittel verstanden, unabhängig vom Energieträger wie Strom oder Wasserstoff.
Anfang 2020 hat die Stadtverwaltung nach Beschluss des Gemeinderats den Auftrag zur Erstellung eines städtischen Elektromobilitätskonzeptes an die Firma Mobilitätswerk GmbH vergeben. Die Kosten des Konzepts in Höhe von 76.755 Euro werden mit 80 Prozent vom BMVI über den Projektträger Jülich bezuschusst.
Städtischer Dienstverkehr wird elektrifiziert
Das Konzept sieht eine umfassende Beteiligung unterschiedlichster Akteure in Form von Workshops vor. Unter anderem werden die EnBW, der örtliche Energieversorger „e.wa riss“, die Hochschule Biberach, der Landkreis, die Energieagentur, der TeilAuto-Verein und interessierte Bürger einbezogen. Aufgrund der Corona-Pandemie konnte nur der Eröffnungsworkshop in der geplanten Form durchgeführt werden. Alle anderen Beteiligungen und Workshops mussten online abgewickelt werden. Auch die Fertigstellung hat sich pandemiebedingt verzögert, sodass beim Zuschussgeber eine Verlängerung des Bearbeitungszeitraums beantragt werden musste.
Der Gemeinderat der Stadt Biberach hat jüngst die wesentlichen Eckpunkte des Konzeptes beschlossen. Die Verwaltung wurde beauftragt, die Vorschläge planerisch weiter zu verfolgen und dann dem Gemeinderat zur Beschlussfassung vorzulegen. Einer der Vorschläge ist, den städtischen Dienstverkehr mittelfristig zu elektrifizieren. Dazu wird geprüft, ob ein Fahrzeugpool bestehend aus sechs Elektrofahrzeugen aufgebaut werden kann. Dieser Fahrzeugpool sowie die verstärkte Nutzung des Umweltverbundes sollen den Einsatz privater Fahrzeuge für den Dienstverkehr weitestgehend ersetzen.
Im Bereich des Bauhofes werden zunächst die Pritschenfahrzeuge bei Neubeschaffung und entsprechender Eignung durch elektrische Fahrzeuge ersetzt. Auch im Nutzfahrzeugbereich erfolgt eine laufende Prüfung, ob es batterieelektrische oder brennstoffzellenbetriebene Alternativen auf dem Markt gibt.
Erkenntnisse fließen in die Umsetzungsplanung
Ein wichtiger Punkt des Konzeptes bezieht sich auf die Verlagerung der Mobilität auf den Umweltverbund (umweltverträgliche Verkehrsmittel, wie Fahrräder, ÖPNV und Carsharing). Dazu wird vorgeschlagen, acht Mobilitätsstationen einzurichten, an denen je nach Standort eine unterschiedliche Ausstattung angeboten wird. Der Gemeinderat hat beschlossen, zunächst mit zwei Stationen zu beginnen. Die dort gewonnenen Erkenntnisse fließen dann in die weitere Umsetzungsplanung.
Die derzeit vorhandenen 20 Ladestationen (40 Ladepunkte) werden bis zum Jahr 2025 um weitere neun Ladestationen ergänzt. Bis zum Jahr 2030 wird im Konzept vorerst der Bedarf für weitere 51 Ladestationen gesehen.
Die Stadtwerke Biberach als Betreiber des Stadtlinienverkehrs werden ermutigt, die schon vorhandene Machbarkeitsstudie zur Elektrifizierung von acht Bussen umzusetzen. Dies würde sehr gut zu bereits durchgeführten Maßnahmen der Attraktivierung des Stadtlinienverkehrs passen. Zu nennen sind hier die Taktverdichtung und -optimierung sowie das Bürgerticket.
Handlungsleitfaden zur Flottenelektrifizierung erstellt
Last but not least war auch der Weg der Konzepterstellung ein Konzeptziel. So gelang es erste Ansätze für ein Netzwerk Elektromobilität in der Stadt Biberach aufzubauen. Darüber hinaus wurde eine Unternehmerbefragung durchgeführt, an der sich 40 Unternehmen beteiligten.
Gewerbliche Flotten machen einen Großteil des Neuwagenmarktes aus. Für Innovationen im Fahrzeugbereich wie zum Beispiel die Elektromobilität sind Unternehmen daher von großer Bedeutung. Über 60 Prozent der befragten Unternehmen setzen schon E-Fahrzeuge ein oder planen dieses.
Auf Basis der Erkenntnisse wurde ein Handlungsleitfaden zur Flottenelektrifizierung erstellt, der Teil des Konzeptes ist. Dabei wird Schritt für Schritt aufgezeigt, wie bei einer Umstellung vorgegangen werden sollte und in welchen Bereichen eine besonders hohe Eignung besteht. Angewandt wurde der Handlungsleitfaden bereits in einem Beraterworkshop mit den Unternehmen. Ulrich Maucher
Der Autor: Ulrich Maucher ist Umweltschutzbeauftragter der Stadtverwaltung Biberach an der Riß.