Klimafreundlich und sozial einkaufen

Für die Umwelt und die Gesellschaft: Wolfratshausen bezieht verstärkt Produkte, die möglichst wenig negative ökologische und soziale Auswirkungen haben. Foto: Stadt Wolfratshausen

Die Stadtverwaltung Wolfratshausen will bis zum Jahr 2030 die Beschaffung in allen Bereichen möglichst nachhaltig gestalten. Dafür haben die Mitarbeiter einen Handlungsrahmen entwickelt.

Im September 2019 rief der Stadtrat von Wolfratshausen (Bayern, rund 17.000 Einwohner) den Klimanotstand aus. Die Eindämmung der Klimakrise hat seitdem höchste Priorität. „Alle Stadtratsentscheidungen müssen sich an diesem Ziel messen lassen“, erklärt Erster Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW). „Umwelt- und Klimaschutz sind in unserer Verwaltung allgegenwärtig. Das Thema nachhaltige Beschaffung ist damit untrennbar verbunden.“

Bereits jetzt werden ausgediente Dienstfahrzeuge durch Elektroautos ersetzt und nachhaltige Smartphones als Diensthandys gekauft. Um alle Bereiche zu durchdringen, hat die Verwaltung einen Handlungsrahmen für den nachhaltigen Einkauf entwickelt.

„Wir bemühen uns, Produkte und Dienstleistungen zu beziehen, die geringere negative Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft haben“, erklärt Geschäftsleiterin Kirsten Vogler. „Dabei berücksichtigen wir den gesamten Lebenszyklus der Waren.“

Orientierung an Nachhaltigkeitszielen der Agenda 2030

Die Wolfratshauser Stadtverwaltung organisiert die Umstellung schrittweise bis zum Jahr 2030. Der Zeitraum wurde weit gefasst, da manche Produktlebenszyklen lange andauern und Beschaffungsprozesse komplex sein können – beispielsweise, wenn es um Baustoffe für städtische Bauvorhaben geht.

Zunächst lag der Fokus der Stadt auf dem Bereich Papier und Büromaterial. Heute werden Drucker- und Kopierpapier, Papier- und Druckprodukte sowie Büroverbrauchsmaterial nachhaltig beschafft. Eine Ausweitung auf die Bereiche Büromöbel und IT ist geplant. Bei ihrem Vorgehen orientiert sich die Wolfratshauser Stadtverwaltung an den Nachhaltigkeitszielen der Agenda 2030. Außerdem sucht die Verwaltung proaktiv den Erfahrungsaustausch mit anderen Kommunen.

Um Orientierung und Handlungssicherheit zu schaffen, wird aktuell ein Leitfaden entwickelt, auf den die Mitarbeiter bei unterschiedlichen Beschaffungsprozessen zurückgreifen können. Dieser Leitfaden benennt Sozial- und Umweltstandards, die dazugehörigen Zertifikate und Siegel wie beispielsweise den „Blauen Engel“ und Mindestanforderungen für die Produktgruppen. Zudem unterstützt die Stadt Produkte wie Tee oder Kaffee, die ein Fairtrade-Siegel tragen.

Austauschen und vernetzen mit anderen Kommunen

Zum Informieren dienen Netzwerk- und Austauschtreffen auf kommunaler Ebene, wie das Austauschtreffen nachhaltige Beschaffung Oberbayern Süd, sowie externe Weiterbildungsangebote. Da nachhaltige Produkte oft teurer als konventionelle Waren sind, wurde in Wolfratshausen der Einkauf umstrukturiert: Über eine zentrale Beschaffungsstelle können nun Mengenrabatte und Sonderkonditionen ausgehandelt werden.

Für die Anforderungen der Beschäftigten gibt es einen Online-Produktkatalog. Die Bestellungen werden so zentral gebündelt, bevor sie an den Händler weitergeleitet werden. Der Vorteil: Der Warenkorb ist mit einer Vorauswahl nachhaltiger Produkte gefüllt. Gleichzeitig sind Preisverhandlungen mit dem Büromaterialhändler möglich. Doch es geht auch um Einsparpotenzial im Bereich CO2-Ausstoß, Energie- und Wasserverbrauch.

Bürgermeister Klaus Heilinglechner ist mit den ersten Ergebnissen zufrieden. Für die Zukunft sagt er: „Wir möchten das große Ganze im Blick behalten – das ist eine Aufgabe, die uns noch lange beschäftigen wird.“ Alexandra von Alvensleben

Die Autorin: Alexandra von Alvensleben ist Mitarbeiterin der Stadtverwaltung Wolfratshausen.