Klärschlamm verwerten im Gemeinschaftswerk

Logistisch günstiger Standort in Köln-Merkenich: Der Klärschlamm kann per Rohrleitung, Schiff, Lkw und potenziell per Bahn angeliefert werden. Foto: StEB Köln

Gemeinschaftsunternehmen „KLAR“: In Köln planen die Stadtentwässerungsbetriebe, die Stadtwerke sowie weitere kommunale Kläranlagenbetreiber eine Anlage zur Verwertung von Klärschlamm.

Für den Bau und Betrieb der Anlage wird ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet, die KLAR GmbH (Klärschlammverwertung am Rhein). Sie wird ausschließlich von kommunalen Unternehmen getragen, damit der Einfluss der Gemeinwohlinteressen gewahrt bleibt. Durch die interkommunale Zusammenarbeit mehrerer Kläranlagenbetreiber profitieren die Menschen in vielen Städten und Gemeinden im Rheinland künftig von einer sicheren und bezahlbaren Entsorgung ihrer Klärschlämme.

Darüber hinaus leistet das Projekt einen wichtigen Beitrag, die Energieversorgung in Köln klimaneutral umzustellen. Denn mit Klärschlamm lässt sich klimaneutrale Fernwärme für rund 1700 Haushalte und die Industrie im Kölner Norden erzeugen, dazu klimaneutraler Strom.

Neue Rahmenbedingungen

Zurzeit wird der Kölner Klärschlamm in den rheinischen Kohlekraftwerken in Hürth und Frechen mitverbrannt. Deutschland steigt in den nächsten Jahren jedoch aus dem Energieträger Kohle aus. Die Möglichkeit, Klärschlamm in Kraftwerken zu verbrennen, fällt daher künftig weg.

Neben diesem Aspekt gibt es weitere Einflussfaktoren: Bisher wurde Klärschlamm wegen der enthaltenen Rohstoffe oft als Düngemittel in der Landwirtschaft eingesetzt. Das ist aufgrund von Änderungen in der Klärschlammverordnung ab 2029 nicht mehr erlaubt.

Zudem muss in Zukunft der wertvolle Rohstoff Phosphor aus dem Schlamm zurückgewonnen werden. Mittelfristig werden die Vorkommen der Minerale, die zur Herstellung von Phosphor notwendig sind, zur Neige gehen bzw. auf dem Weltmarkt nicht zuverlässig zur Verfügung stehen. Das Recycling aus Klärschlamm wird daher zur Pflicht.

Erneuerbarer Energieträger

Zudem ist seit 2017 das Preisniveau für die Klärschlammentsorgung sprunghaft gestiegen. Die StEB Köln stehen deswegen vor der Herausforderung, die Kosten für die Bürgerinnen und Bürger niedrig zu halten sowie einen Entsorgungsnotstand zu vermeiden.

Klärschlamm besteht zum überwiegenden Teil aus natürlichen Rohstoffen (organisches und mineralisches Material). Daher ist seine Verbrennung – anders als die von fossilen Rohstoffen wie Erdöl – klimaneutral. Das derzeit maßgebende Gesetz stuft den Klärschlamm als nicht klimarelevant ein.

Er kann damit als Erneuerbarer Energieträger genutzt werden und ein wichtiger Baustein sein, die gesetzten Klimaziele zu erreichen: Die StEB Köln haben es sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 klimaneutral zu arbeiten. Und der Rat der Stadt hat im Dezember 2021 entschieden, dass Strom bis 2030, Wärme bis 2035 nur noch erneuerbar, also klimafreundlich und nachhaltig erzeugt werden soll.

Klärschlamm von zwei Millionen Einwohnern verwerten

Bis 2025 wird die RheinEnergie AG im Industriegebiet Köln-Merkenich einen Braunkohleblock im dortigen Kraftwerk stilllegen. Das Gelände steht für die Klärschlammverwertung jedoch weiter zur Verfügung. Gebäude wie die Werkstatt und Fernwärmestation des Kraftwerks lassen sich weiter nutzen. Das spart Energie, Zeit und Kosten.

Die Anlage in Köln-Merkenich wird mit einer Kapazität von 30.000–39.000 t/a TS (Trockensubstanz) geplant. Die StEB Köln können mit ihren Partnern durch die Anlage Klärschlamm von zwei Millionen Einwohnern verwerten – aus Köln und der direkten Umgebung.

Am Standort ist dank der vorhandenen Infrastruktur eine einzigartige Lösung für den Transport möglich. Nur hier kann der Klärschlamm per Rohrleitung, Schiff, Lkw und potenziell per Bahn angeliefert werden. Der Klärschlamm aus dem Großklärwerk Stammheim wird direkt über eine Rohrleitung in die Anlage transportiert – statt per Lkw durch Wohngebiete und über die Autobahn.

Günstige und saubere Energie

Die vorhandene Infrastruktur verringert den Lkw-Verkehr für Köln und den Kölner Norden. Die umliegenden Industriebetriebe erhalten weiterhin günstige und saubere Energie, was viele Arbeitsplätze sichert. Die in der neuen Anlage erzeugte Energie (Strom und Wärme) versorgt auch die Industriebetriebe im Norden von Köln mit ihren zahlreichen Arbeitsplätzen.

Seit der Rat der Stadt Köln im Mai 2021 die Gründung der KLAR GmbH beschlossen hat, stehen die Projektpartner im Austausch mit der Stadt, mit Politik, Vereinen, Unternehmen sowie Bürgerinnen und Bürgern. Der Kontakt zur Bezirksvertretung und den Bürgervereinen des Kölner Nordens besteht bereits seit Ende 2020.

Gerade bei einem öffentlichen Unternehmen ist der frühe Beginn einer glaubwürdigen Kommunikation – besonders die frühe Einbeziehung der kommunalen Entscheidungsträger – von großer Bedeutung. Das Projekt befindet sich in der Vorplanungsphase, die Projektgesellschaft wurde noch nicht gegründet. Birgit Konopatzki

Die Autorin: Birgit Konopatzki ist Leiterin Unternehmenskommunikation und Pressesprecherin der Stadtentwässerungsbetriebe Köln, AöR.