KI-Technik für Straßen

KI; Kommunalfahrzeug; mähen; Straße
Anders mähen: Ökologische Grünflächenpflege mit einem Mähkopf, der schonender, als es bisher oft möglich war, mit Insekten und kleinen Tieren am Boden ebenso wie mit Jungwild umgeht. Foto: Dücker

Neue Wege für die Stadtreinigung, etwa im Ruhrgebiet und in Brandenburg: Recklinghausen setzt zwei wasserstoffbetriebene Abfallsammelfahrzeuge ein, und Potsdam will ein KI-gestütztes Messsystem nutzen. Auch Grünflächenpflege kann anders als bisher oft üblich durchgeführt werden.

Wasserstoff statt Diesel: Der Fuhrpark der Kommunalen Servicebetriebe Recklinghausen (KSR) ist um einen umweltschonenden Zugang reicher. Zusätzlich zu den bereits vorhandenen sechs elektrisch angetriebenen Pkw und zu der Elektro-Kleinkehrmaschine hat im September 2022 ein Abfallsammelfahrzeug seinen Dienst aufgenommen. Dieses wird mit Wasserstoff betrieben.

„Die Verringerung des Dieselverbrauches und somit auch die Verringerung des Ausstoßes von Stickoxiden in der Fahrzeugflotte ist das Ziel der Nachhaltigkeitsstrategie der KSR“, erklärt Betriebsleiter Roland Wrobel. „Die Abfallsammelfahrzeuge mit Brennstoffzellen-Technologie sind ein weiterer Baustein in unserer klimaorientierten Entwicklung.“

Das Besondere an diesem Projekt, das in Kooperation mit der Abfallentsorgungs-Gesellschaft Ruhrgebiet mbH (AGR) erarbeitet wurde: Es entsteht ein Kreislauf aus Abfallsammlung, Entsorgung und Nutzung der erzeugten Energie zur emissionsfreien Abfallsammlung im Stadtgebiet.

KI; Kamera; Kommunalfahrzeug
KI-Kamera für mehr Effizienz: Sie erfasst in Potsdam, welche Art von Abfall anfällt. Foto: Remondis

Im Vorfeld wurden Testfahrten mit „Datensammlern“ – herkömmliche, mit Dieselmotoren angetriebene Abfallsammelfahrzeuge – durchgeführt, die sämtliche Fahrzeug- und Sammeldaten im Echtbetrieb einer Abfallsammlung aufzeichneten. So konnte man wichtige Informationen zum Energiebedarf und der Dimensionierung der Technik ermitteln. Nach der Auswertung der Datenmengen wurden die Fahrzeuge nach den Recklinghäuser Bedürfnissen konfiguriert.

Die Anschaffung der Wasserstoff-Abfallsammelfahrzeuge wurde im Rahmen der Förderrichtlinie Elektromobilität des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) mit insgesamt knapp 1,43 Millionen Euro gefördert. Die Förderung beträgt 90 Prozent der Mehrkosten im Vergleich zum Preis eines herkömmlich angetriebenen Abfallsammelfahrzeugs. Die Kosten für Unterbringung und Instandhaltung der Fahrzeuge sind durch die Förderung ebenfalls abgedeckt.

Den Müll vor Ort mit KI genau im Blick

Auch die brandenburgische Landeshauptstadt Potsdam verfolgt bei der Straßenreinigung ein innovatives Konzept: Die Stadtentsorgung Potsdam (STEP) will künftig ein KI-gestütztes Messsystem nutzen. Eine integrierte Kamera erfasst praktisch im Vorbeifahren nicht nur das Ausmaß der Verschmutzung, sondern auch die verschiedenen Arten von Abfällen – etwa Papier, Zigarettenstummel oder Glasscherben.

Das Messsystem hießt „Cortexia“ und stammt aus der Schweiz. In Deutschland wird es von Remondis Digital betrieben. Im Vorfeld hat Potsdam das System ein halbes Jahr lang mit einer Kleinkehrmaschine getestet. Die so gesammelten Daten beschränken sich aktuell noch auf Rad- und Gehwege. Mit der Ausweitung auf vier weitere Kehrmaschinen soll eine umfassende Analyse des gesamten Stadtgebiets innerhalb von zwölf Monaten erfolgen.

Anhand der gewonnenen Daten sollen sich passgenaue Reinigungsstrategien für die verschiedenen Stadtbereiche entwickeln lassen. So könne dann beispielsweise der Reinigungsturnus für besonders schmutzige Hotspots erhöht und der für sehr saubere Straßenzüge reduziert werden. Mit Blick auf das ganze Jahr wären zudem saisonale Abfallbehälter in Ballungsräumen eine mögliche Maßnahme zur Reduzierung von Littering.

Red.