Gütezeichen für mobile Hochwasserschutzsysteme

Hochwasserschutz wird aufgrund der zunehmenden Häufigkeit von Extremwetterereignissen für alle Kommunen unabhängig von ihrer Lage zur wichtigen Aufgabe. Foto: Adobe Stock/Gina Sander

Überblick: Die schrecklichen Hochwasserereignisse diesen Sommer haben die Aktualität des Themas „Hochwasserschutz“ (HWS) wieder deutlich werden lassen. Sicher wird es keinen hundertprozentigen Schutz vor Extremereignissen geben können. Aber nicht nur stationäre HWS-Maßnahmen (Deicherhöhungen, Polder, Rückhaltebecken usw.) können vor Hochwasser schützen, auch mobile HWS-Systeme sind effektive und wirksame Maßnahmen. Leider sind die Anwendungsmöglichkeiten der mobilen Systeme  immer noch kaum bekannt.

Der Europaverband Hochwasserschutz e.V.: Dieser Verband (kurz: EVH) wurde vor 10 Jahren von Herstellern, Vertriebsfirmen und Montagebetrieben mobiler HWS-Systeme gegründet. Er hat z.Zt. Mitglieder aus 6 Ländern. Aufgaben des Verbandes sind u.a. die Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit für mobile HWS-Systeme und deren Qualitätssicherung. Letzteres führte zur Entwicklung eines Prüfsystems für solche Systeme.

Das Prüfsystem des EVH: Der Verband hat seit 2015 einen eigenen Prüfcontainer mit drei Prüfboxen für verschiedene mobile HWS-Systeme. Zur Einordnung der Systeme werden drei Beurteilungsgruppen unterschieden:

  • L-für Linienschutzsysteme
  • O-für Objektschutzsysteme und
  • K-für Katastrophenschutzsysteme.

Die L- und O-Systeme gehören zu den ortsgebundenen (planmäßigen) Systemen und die K-Systeme zu den ortsunabhängigen Systemen. Bis jetzt wurden 40 mobile HWS-Systeme der Beurteilungsgruppen L nund O aus 6 Ländern geprüft. Die Prüfergebnisse ermöglichen dem Nutzer von mobilen HWS-Systemen eine Vergleichbarkeit.

Abb. 1 Prüfcontainer mit großer Prüfbox und zur Prüfung eingebautem L-System

 

Grundlagen und Durchführung der Prüfungen: Die Prüfungen werden auf der Grundlage von Güte-und Prüfbestimmungen durchgeführt. Diese wurden im EVH erarbeitet und per Mitgliederentscheid beschlossen. Die Prüfungen werden von zwei unabhängigen und mit allen Belangen des HWS vertrauten Prüfern (keine Mitglieder des EVH) durchgeführt. Zunächst erfolgt die Prüfung der technischen Unterlagen und danach die praktische Prüfung der Systeme. Es werden dabei u.a. Prüfwerte für das Transport- und Lagervolumen/-gewicht, die Aufbauzeit und die Dichtheit ermittelt und klassifiziert.

Dokumentation der Prüfwerte und das Gütezeichen: Die Prüfwerte werden protokolliert und dem Güteausschusses des EVH übergeben. Dieser kann dann das Gütezeichen inklusive der Verleihungsurkunde (siehe Abbildungen) vergeben. Die Verleihungsurkunde verweist auch auf die Prüfprotokollnummer. Damit kann der Anwender  auch das Prüfprotokoll  beim Hersteller einsehen.

Abb. 2 Verleihungsurkunde (Beispiel)

Abb. 3 Gütezeichen

Empfehlung: Die Anwendung geprüfter mobiler HWS-Systeme kann einen wirksamen Schutz vor Hochwasser auch dort gewähren wo stationäre Systeme nicht möglich sind. Der lästige und aufwändige „Sandsackverbau“ sollte dann der Vergangenheit angehören. Die Wirksamkeit der geprüften mobilen HWS-Systeme wurde nachgewiesen und mit dem Prüfzeichen dokumentiert.

Gern können Sie zu Details auch beim EVH nachfragen.

Autor:
Prof. Dr.-Ing. Franz Sänger
Bei den Schlehen 34
38855 Wernigerode