Grundwasserschutz gewinnt an Bedeutung

Sauberes, gesundes Wasser aus dem Hahn ist in Deutschland nicht mehr so selbstverständlich, wie es lange war. Es gilt, für das Thema Wasserschutz zu sensibilisieren. Foto: Adobe Stock/Antonioguillem

Die Wiederherstellung naturnaher Gewässer, eine klimaangepasste Landwirtschaft oder das Schwammstadt-Prinzip: Grundwasserschutz bedeutet große Anstrengungen – die Zahl der Blue Communities steigt aber.

Lange musste man sich um den guten Zustand des Grundwassers wenig kümmern – Qualität und Verfügbarkeit waren in Deutschland selbstverständlich. Daher wurde dem Schutz des Grundwassers zu wenig Bedeutung beigemessen – und so gelangen in die Umwelt zahlreiche Schadstoffe wie Pestizide, PFAS, Arzneimittel oder Mikroplastik, die eine Gefahr für das Grundwasser darstellen. Gleichzeitig steigt der Wasserbedarf durch den Klimawandel, und die Grundwasserneubildungsrate nimmt ab.

Das Bewusstsein ändert sich aber – das zeigt sich an Bürgerinitiativen und an der steigenden Anzahl von Kommunen, die zu Blue Communities werden und einen nachhaltigeren Umgang mit den Wasserressourcen anstreben. Damit diese bewusstere Wahrnehmung des Grundwasserschatzes auch einen Wandel im Handeln bewirkt, braucht es viel Engagement. Dabei lohnt es sich, Grundwasserschutz nicht nur als Herausforderung, sondern auch als Chance zu sehen.

Grün-blaue Maßnahmen umsetzen

Es ist bereits viel Energie in Forschung und Pilotprojekte investiert worden, sodass Wissen für quantitativen Grundwasserschutz vorhanden ist. Es muss darum gehen, die Differenz zwischen Grundwasserneubildung und Grundwasserentnahme so gering wie möglich zu halten und den Zustand des natürlichen Wasserhaushalts anzustreben. Im ländlichen Bereich sind die Wiederherstellung naturnaher Gewässer, Kooperationen mit den relevanten Akteuren und eine klimaangepasste Landwirtschaft wichtige Instrumente, die einen Beitrag für den Grundwasserschutz leisten können.

Für Städte zeigt das Schwammstadtprinzip vielfältige Maßnahmen für den Grundwasser-schutz auf – mit zahlreichen Synergieeffekten für Ökosysteme, Stadtklima und Steigerung der Lebensqualität der Bürger. Grün-blaue Maßnahmen wie Entsiegelung, begrünte Dächer, Baumrigolen und multifunktionale Flächen bewirken im Zusammenspiel einen echten Unterschied.

Für den ganzheitlichen Ansatz der Anpassungsmaßnahmen braucht es eine fachübergreifende, interkommunale Zusammenarbeit und einen intensiven Austausch, um die Stärken jeden Bereichs einzubringen und den benötigten Wandel zu beschleunigen. Dabei muss es neue Allianzen zwischen allen Akteuren geben – insbesondere zwischen der Stadt- und Regionalplanung sowie der öffentlichen Wasserwirtschaft, die durch ihre Orientierung am Gemeinwohl ein verlässlicher Partner in den Kommunen ist.

Verunreinigung vermeiden

Schwierig wird der Grundwasserschutz, wenn durch Verunreinigungen Ressourcen zur Grundwasser-anreicherung aus Qualitätsaspekten wegfallen. Denn die Reinigung von Schadstoffen aus dem Wasser ist technisch höchst aufwendig und erreicht nur eine Reduzierung, aber keine hundertprozentige Entfernung. Die Schadstoffe etwa aus den Stoffgruppen Mikroplastik, Arzneimittel und Pestizide sind zunehmend ubiquitär.

Gleichzeitig ist die Datenlage schlecht, da es kein bundesweites Monitoring gibt und stetig neue Produkte auf den Markt gebracht werden. Die Wissenschaft kann da naturgemäß nicht Schritt halten, sondern hängt Jahre zurück, um die (Langzeit-) Folgen auf Ökosysteme, Grundwasser und die menschliche Gesundheit zu ermitteln. Daher ist zwingend ein vorsorgender Schutz notwendig, der den Eintrag in die Umwelt vermindert.

Während auf EU-Ebene versucht wird, Schadstoffeinträge durch Beschränkungen zu reduzieren, können vor Ort Schadstoffeinträge in das Grundwasser durch Aufklärungsarbeit vermieden werden. Neben dem qualitativen und quantitativen Grundwasserschutz steht die Wasserwirtschaft auch vor den Herausforderungen, Anpassung an die Klimafolgen Hochwasser und Starkregen zu leisten, Biodiversität zu schützen und CO2-neu-trale Energiepotenziale auszuschöpfen.

Ursachen, Wirkungsketten und Lösungen sind für die Herausforderungen in der gesamten Gesellschaft zu finden, daher braucht es eine engere Zusammenarbeit und stärkere Verknüpfung der kommunalen Akteure. Die Wasserwirtschaft in öffentlicher Hand ist dabei ein engagierter, verlässlicher und gemeinwohlorientierter Partner. Leonie Hilmers

Die Autorin: Leonie Hilmers ist wissenschaftliche Mitarbeiterin des Bereichs Umwelt und Wasser bei der Allianz der öffentlichen Wasserwirtschaft e.V. (AöW) in Berlin.