Gewappnet gegen Blackouts

Um auch bei einem Blackout einsatzbereit zu sein, brauchen Rettungsdienste und Feuerwehr Strom ─ Notstromaggregate aber brauchen Diesel, und Tankstellen sind wiederum ebenfalls auf Strom angewiesen. Auch das berücksichtigt ein entsprechendes Programm, das vom schleswig-holsteinischen Innenministerium aufgelegt wird. Foto: Adobe Stock/Tim Freitag

Was ist, wenn der Strom ausfällt? Was kann man vorsorglich tun, damit Krankenhäuser, Feuerwehren und weitere wichtige Akteure arbeiten können? Der Norden war schon frühzeitig aktiv: Wie Schleswig-Holstein sich auf Stromausfälle vorbereitet, erklärt Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack.

Vom Wasserwerk über die Verkehrswege bis hin zu Stromtrassen: Unsere Infrastruktur ist unsere Lebensader. Viele dieser für unser Zusammenleben unverzichtbaren Infrastrukturen werden als Kritische Infrastrukturen bezeichnet. Es gehört zu den zentralen Aufgaben von Bund, Ländern und Kommunen, die Versorgung der Bevölkerung mit lebenswichtigen Gütern und Dienstleistungen zu gewährleisten. Gerade auf kommunaler Ebene wirkt sich der Ausfall bestimmter Versorgungseinrichtungen oft unmittelbar und sofort aus. Zum Beispiel sorgte im Mai 2018 ein knapp vierstündiger Stromausfall in Lübeck für erhebliche Beeinträchtigungen im Verkehr, im Geschäftsleben und auch in öffentlichen Einrichtungen.

Der Fall hat uns deutlich gemacht: Ohne Strom funktioniert fast nichts mehr. Zwar haben heute nahezu alle lebenswichtigen Grundversorger Notstromaggregate. Diese laufen allerdings mit Diesel, und der kommt aus Tankstellen, die für ihre Pumpen auch Strom brauchen. Deswegen haben wir als zuständiges Innenministerium bereits nach dem Stromausfall in Lübeck kurzfristig ein Programm für Notstromaggregate aufgelegt. Die Entwicklung gerade im vergangenen Jahr hat gezeigt, wie wichtig diese frühzeitige Initiative war.

Tankstellen in Betrieb halten

Mit unseren Aggregaten können in den Kreisen und kreisfreien Städten je zwei Tankstellen im Falle eines Stromausfalls am Laufen gehalten werden. Dadurch wird im Krisen- und Katastrophenfall die Handlungsfähigkeit der Rettungsdienste, Feuerwehren, Polizei und Hilfeleistungsorganisationen sowie deren Kommunikation über den Digitalfunk sichergestellt.

2019 haben wir dafür etwa 1,65 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Mittlerweile sind die Notstromaggregate an alle Kreise und kreisfreien Städte ausgeliefert. Die Festlegung geeigneter Tankstellen für die Schwerpunktversorgung im Ereignisfall erfolgt durch die jeweils zuständigen Unteren Katastrophenschutzbehörden (UKBs) in Abstimmung mit dem Innenministerium.

In jedem Kreis sollten zumindest zwei Tankstellen bei Stromausfall funktionsfähig bleiben. Dies ist in den meisten Fällen bereits geschehen. Darüber hinaus haben wir als Innenministerium schon 2021 damit begonnen, zusätzlich besonders leistungsstarke Netzersatzanlagen (NEAs) an alle Kreise und kreisfreien Städte zu verteilen. Jede dieser Anlagen wird vollständig vom Land Schleswig-Holstein finanziert und kostet etwa 330.000 Euro.

Gerade vor dem Hintergrund, dass regionale Stromausfälle nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden können, nimmt die Bedeutung der flächendeckenden Versorgung mit leistungsfähigen Netzersatzanlagen zu. Jede dieser Netzersatzanlagen erzeugt bis zu 250 Kilowatt Strom. Ein großer Vorteil ist, dass die Anlagen miteinander gekoppelt werden können und so noch leistungsfähiger werden. Zwei dieser koppelbaren Anlagen reichen beispielsweise bereits aus, um ein Kreiskrankenhaus zu versorgen.

Katastrophenschutz stärken

Die Ausrüstung der Kreise und kreisfreien Städte mit diesen leistungsstarken Netzersatzanlagen ist Teil der seit geraumer Zeit laufenden und umfassenden Stärkung des Katastrophenschutzes in Schleswig-Holstein durch die Landesregierung. Glücklicherweise hatten wir mit der Beschaffung der bereits übergebenen, besonders leistungsstarken und flexibel einsetzbaren Netzersatzanlagen schon vor fast zwei Jahren begonnen, da eine kurzfristige Beschaffung aufgrund der aktuell gestiegenen Nachfrage schwierig ist. Die letzten noch fehlenden Netzersatzanlagen werden im Laufe des Jahres übergeben werden.

Unabhängig von der Ausrüstung mit Notstromaggregaten sind wir als Innenministerium, gemeinsam mit den Unteren Katastrophenschutzbehörden, im intensiven Austausch mit Institutionen, mit Unternehmen und mit Medienanstalten. Die Ausrüstung mit Notstromaggregaten ist das eine – die Vorbereitungen auf einen möglichen längeren Stromausfall gehen aber natürlich sehr viel weiter. Wir können das öffentliche Leben im Falle eines Stromausfalls nicht vollständig aufrechterhalten. Deshalb haben wir bereits vor mehreren Monaten angefangen, die entscheidenden Stellen zu sensibilisieren.

Die Verantwortlichen Kritischer Infrastrukturen müssen einerseits wissen, wie sie im Falle eines Schwarzfalls überhaupt weiterarbeiten können. Es müssen Notfallpläne erstellt werden. Weiß beispielsweise jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter eines Unternehmens, ob sie oder er „ins Haus“ kommen soll oder muss? Wenn ja: Wie kann das bewerkstelligt werden?

Es muss sichergestellt werden, wie die Menschen überhaupt noch an gesicherte Informationen kommen können – Handys, Fernsehen und die meisten Radios funktionieren ja ohne Strom nicht mehr. Autoradios oder batteriebetriebene Radios können aber noch empfangen – es muss also sichergestellt werden, dass die Rundfunksender senden können und dass sie an Informationen kommen.

All dies geschieht zurzeit und wird vorbereitet – immer in der Hoffnung, dass wir diese Vorbereitungen und Notfallpläne niemals benötigen werden.

Sabine Sütterlin-Waack

 

Foto: Frank Peter

Zur Autorin: Dr. Sabine Sütterlin-Waack (CDU) ist Innenministerin in Schleswig-Holstein