Gemeinsame Abwasserentsorgung in Irndorf und Beuron

Die Kläranlage im Beuroner Ortsteil Neidingen wurde im vergangenen Jahr modernisiert und erweitert. Foto: BIT Ingenieure AG

Um ihre Abwasserversorgung wirtschaftlicher und gleichzeitig ökologischer zu gestalten, haben die beiden Gemeinden Irndorf und Beuron ihre Kläranlagen zusammengelegt.

Die Gemeinden Irndorf und Beuron in Baden-Württemberg haben ihre Kläranlagen stillgelegt und die Abwässer an die Kläranlage Neidingen angeschlossen. Dabei waren nicht nur zwei Gemeinden betroffen, sondern auch zwei Regierungspräsidien: Irndorf (rund 780 Einwohner) liegt im Landkreis Tuttlingen, das zum Regierungspräsidium Freiburg gehört. Beuron (rund 700 Einwohner) befindet sich im Landkreis Sigmaringen, das zum Regierungspräsidium Tübingen gehört.

Die wasserrechtliche Genehmigung der beiden Kläranlagen lief aus, und es bestand Investitionsbedarf. Ein Abwasserstrukturgutachten ermittelte als wirtschaftlichste Alternative, die Kläranlagen in Irndorf und Beuron stillzulegen und die Kläranlage im Beuroner Ortsteil Neidingen zu erweitern.

Der Anschluss der beiden Kläranlagen an die Kläranlage Neidingen hatte mehrere Konsequenzen: einen Abwasserzweckverband (AZV) Obere Donau zu gründen, die biologische Reinigungsstufe der Kläranlage Neidingen deutlich zu vergrößern und neue Funktionalitäten zu erweitern sowie schließlich neue Abwasserzuleitungen von Irndorf und Beuron zur Neidinger Kläranlage zu legen.

Kläranlage wird erweitert und modernisiert

Der AZV ermöglicht es den Gemeinden und den Regierungspräsidien, interkommunal und landesweit zusammenzuarbeiten. Über den Verband können sie gemeinsam den Kläranlagenausbau sowie die weitere Betreuung der Kläranlage finanziell regeln. Die BIT Ingenieure AG hat die beiden Gemeinden bei der Gründung des AZV beratend begleitet sowie die Modernisierung und Erweiterung der Kläranlage in Neidingen geplant und umgesetzt.

Die erste Klärstufe, die vom Ende der 1980er Jahre stammte, war komplett zu erneuern und auf die neue Größe anzupassen. Wegen der sehr engen Platzverhältnisse mussten die in der Regel runden Nachklärbecken rechteckig ausgeführt werden. Dadurch wurde die Leistungsfähigkeit verdoppelt.

Der Tank für die Fällmittelzugabe zur Phosphatelimination wurde erneuert, das Zulaufpumpwerk der neuen Größe angepasst sowie die vorhandene Denitrifikation erweitert und auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Eine Kompaktanlage im Zulauf kombiniert Sand- und Fettfang. Für die elektronische Mess-, Steuer- und Regeltechnik wurde ein neues Prozessleitsystem eingebaut, das eine Fernüberwachung und -wartung erlaubt. Der Umbau erfolgte unter laufendem Betrieb.

3,5 Millionen Euro vom Land

Nach dem rund fünf Millionen Euro teuren Umbau inklusive des zugehörigen Leitungsbaus entspricht die Kläranlage Neidingen einer nahezu neuwertigen Anlage. Sie ist energieeffizient, geht über die Anforderungen der Kommunalwasserrichtlinie hinaus und erfüllt die Vorgaben der Reinhalteordnung kommunales Abwasser (ROkA) für das sensible Einzugsgebiet Obere Donau.

Die Regel der EG-Wasserrahmenrichtlinie, Gewässer in einem guten ökologischen und chemischen Zustand zu erhalten, wird eingehalten, die Wasserqualität der Donau „nachhaltig verbessert“ – so der damalige Umweltminister Frank Untersteller bei der Vergabe der Landesfördermittel in Höhe von 3,5 Millionen Euro.

Die Anlage liegt in einem Überschwemmungsgebiet und stellt an die Zuleitungen hohe wasserschutzrechtliche Anforderungen. Die neuen Zuleitungen von Irndorf und Beuron queren zudem Wasserschutzgebiete, so genannte Fauna-Flora-Habitate (FFH-Gebiete), und kreuzen mehrmals die Donau.

Wasser-, landschafts- und naturschutzrechtliche Vorgaben

Vorgabe war daher, die Rohre so umweltschonend wie möglich zu verlegen und dabei die wasserschutz-, landschafts- sowie naturschutzrechtlichen Vorgaben einzuhalten. Teilweise durfte die Oberfläche aus Landschafts- und Naturschutzgründen nicht gestört werden. Eine Rohrverlegung war, wie etwa bei den Querungen der Donau, oft nur im Spülverfahren möglich.

Eingriffe bei der Rohrverlegung waren zu egalisieren, die Oberfläche wieder herzustellen. So musste seitlicher Bewuchs ausgehoben und nach den Bauarbeiten wieder eingebaut werden. Alle Rohre sind aus PEHD-Kunststoff. Sie wurden mit Muffen miteinander verbunden und verschweißt, oder die Rohrenden wurden aufeinandergepresst und mittels Heizelementstumpfschweißverfahren miteinander verschmolzen.

Die Kläranlage ist nun seit gut einem Jahr in Betrieb. Sie läuft nahezu störungsfrei. Am 10. Juli 2022 will der AZV Obere Donau einen Tag der offenen Tür veranstalten – eine gute Gelegenheit für Gemeinderäte sowie Entscheider in Kommunen, die Kläranlage Neidingen in Augenschein zu nehmen. Dominik Bordt

Der Autor: Dominik Bordt arbeitet bei der BIT Ingenieure AG am Standort Villingen-Schwenningen.