Digitale Portale können zur Normalisierung des Alltags- und Geschäftslebens beitragen. Die damit verbundenen Prozesse, zu, Beispiel im E-Payment, müssen für die Kunden einfach, sicher und skalierbar sein. Denn Insellösungen führen nicht in die Zukunft.
Seit COVID-19 steht die Welt Kopf. Die Menschen verlangen in unsicheren Zeiten, in denen Gesprächsthemen wie Social Distancing, Hygiene und Atemschutz zum Alltag zu werden scheinen, nach ihrer „alten“ Stabilität. Schulen, Behörden, Einzelhandel suchen den Weg in ein „New Normal“. Wie sieht dieses aus? Oder ist es doch eher ein „Nearly Normal“?
Eines lässt sich mit Sicherheit vorhersagen: Die neue Realität wird digitaler sein. COVID-19 hat den digitalen Wandel beschleunigt. In vielen Bereichen des Lebens waren und sind wir nicht wirklich vorbereitet. Dabei können auch öffentliche Träger ihre Arbeit gegenüber den Bürgern digitaler gestalten und das Infektionsrisiko durch Kontaktvermeidung verringern. Um schnell mit einer digitalen Lösung beim Bürger zu sein, bedarf es der Kooperation und Skalierung.
Unter Einhaltung von Hygienestandards kommt es dieser Tage zu längeren Warteschlangen vor Rathäusern und Behörden. Durch die Wartezeiten sowie durch die Ansteckungsangst steigt der Bedarf an alternativen Lösungen und digitalen Kontaktpunkten. Digitale Bürgerportale können ein Teil der Lösung sein. Doch sie müssen diese weit über ein Formular-Center mit Downloadfunktion hinausgedacht werden.
Online-Banking vom Sofa aus
Um dies kundenzentriert zu verwirklichen, bedarf es digitaler Lösungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette: Von A wie Authentifikation bis Z wie Zahlung. In Verbindung mit einem hohen Grad an Automatisierung werden die eigenen Kapazitäten geschont und für die eigentlichen Aufgaben für Bürger frei.
Die Prozesse müssen für den Kunden einfach und vor allem sicher sein. Banken und Sparkassen haben hier in den letzten Jahren Know-how aufgebaut. So umfasst zum Beispiel das Online-Banking eine Vielzahl an Services, sodass relevante Erledigungen vom Sofa aus oder im Bus gemacht werden können. Dies muss alles höchsten Sicherheitsstandards und Anforderungen des Datenschutzes genügen.
Volker Müller, Geschäftsführer eines Lösungsanbieters für E-Government und Spezialist für E-Payment-Lösungen, zeigt die Vorteile der Digitalisierung im Zusammenhang mit der Pandemie auf: „Durch das E-Government-Gesetz (§ 4 EGovG) sollen Bürger sowie Unternehmen künftig in der Lage sein, ihre Behördengänge auch elektronisch abzuwickeln. Spätestens jetzt zeigt sich, wie wichtig und richtig die Einführung dieses E-Government Gesetzes war. Durch Bezahlplattformen mit allen gängigen Online-Bezahlverfahren wie Kreditkarten, Lastschriftverfahren, Giropay oder Paydirekt kann man geschützt vor Viren und Cyberkriminellen sicher bezahlen. In einer Zeit, in der jeder digital bezahlt, ist die eigene digitale Identität schützenswerter denn je. Unsere Plattform ist bereits in allen wichtigen Payment-Schnittstellen bundesweit integriert“.
Freie Wirtschaft, öffentlichen Sektor und Banken vernetzen
Um seine Services möglichst vielen Bürgern verfügbar zu machen, bedarf es leicht zugänglicher und übergreifender Lösungen. Eigenentwicklungen und Insellösungen werden nicht zum Ziel führen, weil die Akzeptanz mangels Marktdurchdringung beim Kunden scheitert.
Dezentrale und lokale Entwicklungen bei gleichzeitigem Bedarf an überregionalen Standards bremsen den Fortschritt. Ohne einen Standard werden die Angebote nicht skalieren und die Investitionskosten schwierig zu rechtfertigen sein. Es reicht nicht als Antwort, dass es nur Bürger einer Gemeinde nutzen können. Lösungen müssen überregional skalierbar und verstanden sein.
Skalierbarkeit stellt sich unter anderem über Kooperation ein. In Anfängen zeigen dies während der COVID-19-Pandemie die regionalen Gutscheinplattformen (z. B. gemeinsamdadurch.de), welche Kunden den Kauf eines Restaurantgutscheins vor Ort ermöglicht, der nach Wiedereröffnung eingelöst werden kann. Hier wurden schon einige Städte und Gemeinden innovativ und bieten regionale Gutscheinplattformen zusammen mit Sparkassen für die Gastronomie und den Einzelhandel vor Ort an.
Die Kooperation ist der erste Schritt in eine stärkere Vernetzung von freier Wirtschaft, öffentlichem Sektor und Banken. Nur wer sich vernetzt kann von einem Netzwerkeffekt profitieren. Netzwerkeffekt heißt in diesem Fall von einander zu profitieren und gemeinsam zu wachsen.
Es ist nun unsere gemeinsame Aufgabe unser „Nearly Normal“ für die Zukunft so einfach und zugänglich zu gestalten, wie wir können. Um das „New Normal“ zu definieren, benötigen wir digitale Lösungskompetenz, von dem es reichlich gibt. Über standardisierte Plattformen zu kooperieren und sich zu vernetzen, ist im digitalen Zeitalter unerlässlich.
Henning vorm Walde
Der Autor
Henning vorm Walde ist Geschäftsführer der GIZS (Frankfurt am Main), einem Gemeinschaftsunternehmen der Landesbank Hessen-Thüringen Girozentrale (Helaba), der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und des Deutschen Sparkassenverlags (DSV) zur Entwicklung und Vermarktung des Online-Bezahlverfahrens „paydirekt“ in Richtung der Sparkassen