Die kommunalen Versorgungsunternehmen stehen vor großen Aufgaben, auch in Leipzig. Hier steht vor allem die Energie- und Wärmewende im Vordergrund. Pressesprecher Frank Viereckl beobachtet trotz aller Hürden eine Aufbruchstimmung.
Energiewende, Fachkräftemangel, Sanierungsstau: Welche Herausforderung beschäftigt Sie aktuell am meisten?
Frank Viereckl: Grundsätzlich steht bei den Leipziger Stadtwerken die Energie- und Wärmewende mit allen daraus resultierenden Einzelthemen im Fokus. Mit unserem Ziel, Leipzig bis 2038 klimaneutral mit Wärme zu versorgen, ergeben sich viele Aufgaben, die wir strukturiert abarbeiten. Auch die Themen Fachkräftemangel und Sanierungsstau sind für uns relevant, zumal sie sich gegenseitig beeinflussen. Da in allen Phasen der Umsetzung unserer Planungen Fachkräfte gebraucht werden, sowohl in der Vorbereitung als auch in der Umsetzung konkreter Bauvorhaben, sind wir von diesem Mangel besonders betroffen. Hier sind wir dabei, innovative Ansätze zu entwickeln.
Was tun Sie, um diese Herausforderungen zu bewältigen?
Viereckl: Die Umsetzung der kommunalen Wärmewende erfordert Fachkräfte auf allen Stufen. Neben Grundsatzplanern sind Tief- und Leitungsbauer, Monteure für Hausanschlussstationen etc. entlang der gesamten Errichtungsprozesse kritische Ressourcen. Um der Thematik des Fachkräftemangels gut vorbereitet zu begegnen, planen wir langfristig. Wir arbeiten hier mit mehreren Konzepten und auf unterschiedlichen Ebenen. Zum einen werden innerhalb unserer technischen Bereiche Planer aus anderen Bereichen mittelfristig den Bau von Wärmenetzen unterstützen. Zum anderen werden gemeinsam mit Innungen, Handwerkskammer und Industrie- und Handelskammer neue Arten der Qualifizierung von Monteuren besprochen. Auch werden wir in den nächsten Jahren unsere eigenen Ressourcen aufstocken.
Was läuft besonders gut bei den Leipziger Stadtwerken?
Viereckl: Ein wichtiges Thema ist nicht nur der Aufbau von Ressourcen, sondern auch die Einhaltung der sehr ambitionierten Zeitplanung. Daher beschäftigen wir uns bereits jetzt sehr intensiv mit dem Thema, wie die Umsetzung der Wärmewende in Leipzig schneller werden kann. Wenn man sich vor Augen führt, dass für den Bau eines Umspannwerkes aktuell rund zehn Jahre für Planung und Bau notwendig sind, dann sind die übergeordneten Ziele nicht zu erreichen. Wenn für den Bau eines einzigen Meters Fernwärmerohr mehr als 20 Genehmigungen einzuholen sind, kann die Wärmewende nicht gelingen. Daher ist es unser Ziel, mit allen Verantwortlichen die Geschwindigkeit von Umsetzungsmaßnahmen zu erhöhen. Das ist in Leipzig in den 90er Jahren schon einmal gelungen. Aktuell laufen diese Prozesse erst an, aber wir spüren schon eine Aufbruchstimmung bei allen Beteiligten.
Interview: red.
Zur Person
Frank Viereckl ist Pressesprecher der Leipziger Stadtwerke.
Was steht in diesem Jahr an?
2024 steht bei den Leipziger Stadtwerken ganz im Zeichen des Wärmeplans und dessen Umsetzung. Dabei liegt der Schwerpunkt auf drei Hauptthemen:
- Bau von Anlagen: Die Leipziger Stadtwerke haben mit dem Bau ihrer Solarthermieanlage in Lausen begonnen. Die Fernwärmetrasse nach Leuna zur Einbindung industrieller Abwärme soll zeitnah starten.
- Pilotprojekt Fernwärmeerschließung: In der ersten Jahreshälfte soll zudem, anhand eines beispielhaft ausgewählten Quartiers, das komplette Planungs- und Bewilligungsprozedere für die Erschließung ganzer Stadteile mit Fernwärme durchexerziert werden. Dabei berücksichtigt der Versorger die vielfältigen Anforderungen an eine Umgestaltung eines Stadtviertels. Ausgehend vom Ausbau des Fernwärmenetzes gilt es auch, die Erneuerungen von Fahrbahnoberflächen, die Einrichtung von Grün- und Sickerflächen, aber auch die Integration von Erholungsspots sinnvoll mitzudenken.
- Detaillierung Wärmeplanung: In Zusammenarbeit mit Vertretern der Stadt wird außerdem der Wärmeplan für Leipzig weiter verfeinert. Nach den ersten Eckpunkten entstehen sukzessive Wärmelösungen für alle Stadtteile in Leipzig. Aufbauend auf diesen Eckpunkten, die nun im Stadtrat behandelt werden, erarbeiten die Stadtwerke in enger Abstimmung mit den zuständigen Ämtern der Stadt Leipzig dann weitere Projekte.