Drei Fragen an … Benjamin Fadavian, Bürgermeister von Herzogenrath

Wie viele Städte in ehemaligen Bergbauregionen steht auch Herzogenrath vor der Frage, wie die Stadt attraktiv zum Leben und Arbeiten bleiben kann. Bürgermeister Benjamin Fadavian geht dabei auch ungewöhnliche Wege – zum Beispiel, indem er die Parkgebühren abschafft, um den Einzelhandel zu fördern.

Foto: Stadt Herzogenrath

Vor welchen Aufgaben stehen Sie in Herzogenrath?

Benjamin Fadavian: Herzogenrath befindet sich im Wandel. Vor etwas mehr als 50 Jahren schlossen hier die letzten Zechen, seither befindet sich die Stadt in einer beständigen Transformation von der Bergarbeiterstadt hin zu einem modernen Technologiezentrum. Mein Ziel ist es daher, die Stadt im Rahmen dieser Entwicklung nach vorne zu bringen und klug zu organisieren. Daher verfolgen wir hier eine Vielzahl an Projekten, um den Bürgerinnen und Bürgern ein Rundum-Paket für gutes Leben, Arbeiten, Familie und Freizeit bieten zu können. Meine Aufgabe ist es daher, gegenüber verschiedensten Interessenvertretern zu zeigen, dass wir als Stadt attraktiv sind, sprich ein wichtiger und nachhaltiger Wirtschaftsstandort für Technologieunternehmen, in dem aber auch Familienfreundlichkeit großgeschrieben wird. Daher versuchen wir als Verwaltung jeden Tag, die optimalen Rahmenbedingungen hierfür zu schaffen – mit schnell erteilten Baugenehmigungen, aber auch als Veranstaltungsorganisatoren oder direkter Ansprechpartner für Kinder, Jugendliche, Schulen und Ehrenamtler.

Welche Herausforderungen und Themen beschäftigen Sie aktuell?

Fadavian: Wie viele andere Kommunen auch beschäftigen uns natürlich die Auswirkungen der Flüchtlingskrise in besonderem Maße, vor allem die Frage der Unterbringung sowie die sozialen Folgen für unsere Stadt. Bürgerhäuser, Turnhallen oder alte Hotels sind hier derzeit durch geflüchtete Menschen belegt und wir müssen Lösungen finden, um diese Räumlichkeiten bald wieder ihrem Ursprungszweck zu übergeben. Auch die Themen Sicherheit und Ordnung stehen hier in unserer direkt an der niederländischen Grenze gelegenen Stadt im Fokus. Aus diesem Grund verstärken wir aktuell unser Ordnungsamt – personell und mit entsprechender Ausrüstung. Gleichzeitig investieren wir an vielen Stellen in die Infrastruktur, um den angesprochenen Transformationsprozess zu realisieren. Wir errichten ein neues Hallenbad, gestalten die Innenstadt neu, erweitern unser Technologiezentrum für junge Unternehmen und wollen aus einer Bauruine ein nachhaltiges Quartier zum Leben und Arbeiten machen. Der Klimakrise begegnen wir mit einer grenzüberschreitenden Wasserstoff-Wärmeinfrastruktur, verfügen über einen der größten Solarparks von Nordrhein-Westfalen und setzen auf einen intelligenten ÖPNV. Natürlich muss die Finanzierung solcher Investitionsprojekte gut durchdacht sein, aber dank Doppelhaushalt, Investoren und Fördermitteln sind wir gut aufgestellt.

Was läuft besonders gut in Ihrer Stadt?

Fadavian: Die Abschaffung der Kita-Gebühren im Ü3-Bereich war ein wichtiges familienpolitisches Signal. Wir haben zwei Kita-Neubauten eröffnet sowie jede Menge neue Spielplätze in Neubaugebieten gebaut. Um den Einzelhandel zu fördern, schaffen wir die Parkgebühren ab, was deutschlandweit für Schlagzeilen gesorgt hat. Gemeinsam mit unserer Nachbarstadt Kerkrade, mit der wir die grenzüberschreitende Doppelstadt Eurode bilden, bringen wir die wirtschaftliche Zusammenarbeit in der Region voran. Seit 2021 sind allein in Herzogenrath 800 neue sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze entstanden. Das spüren auch die Bürgerinnen und Bürger: ein lebendiges Vereinsleben, viele gesellschaftliche und kulturelle Events rund um unsere Burg und eine große Vielfalt an Freizeitangeboten prägen unsere Stadt und machen sie lebenswert.

Interview: red.


Zur Person

Dr. Benjamin Fadavian (SPD) ist seit 2020 Bürgermeister der Stadt Herzogenrath (Nordrhein-Westfalen, rund 47.000 Einwohner).