Digitales Lernen: fit for future

Die Digitalisierung eröffnet neue Chancen für das Lehren und Lernen. Durch eine produktive und kreative Verbindung von analogen und digitalen Bildungsangeboten werden neue Lerngelegenheiten kreiert und Lernprozesse gestärkt. Dazu muss Klarheit über die Ziele und den Weg dorthin herrschen.

Kitas, Schulen und Hochschulen erleben derzeit einen gewaltigen Wandel. Einerseits wirken gesellschaftliche Herausforderungen, wie die zunehmende Vielfalt, die Krise der Demokratie und der Klimawandel, massiv auf unsere Bildungseinrichtungen ein. Zugleich durchdringt die digitale Transformation viele unserer Lebensbereiche und ganz besonders auch die Bildung.

Der sinnvolle Einsatz von und der verantwortungsvolle Umgang mit digitalen Medien, das Wissen um die Macht der Algorithmen oder um das Programmieren („Coding“) – Facetten der Digitalisierung, die derzeit Einzug in die pädagogische Arbeit finden. Weitere technische Entwicklungen, beispielsweise die Künstliche Intelligenz, werden diesen Prozess in Zukunft noch beschleunigen. Mittendrin stehen die Fach- und Lehrkräfte. Um ihre pädagogischen Ziele bestmöglich zu erreichen, müssen sie den digitalen Wandel mitgestalten. Dafür benötigen sie die Unterstützung aller, die den Rahmen für institutionelle Bildung festlegen: Politik und Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft.

Die Bildungswirtschaft stellt sich dieser Verantwortung. Mit guten Produkten, Dienstleistungen und Fortbildungsangeboten trägt sie dazu bei, die Bildungsqualität zu steigern. Dabei werden ihre Angebote zunehmend digitaler, aber nicht ausschließlich. Die Technik bietet weitere Werkzeuge, die sinnvoll eingesetzt zu besseren Lernergebnissen führen können. Das Potenzial der Digitalisierung kann jedoch nur ausgeschöpft werden, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind.

Gemeinsames Verständnis entwickeln

Wie kann der pädagogische Auftrag mit Verwaltungsaufgaben und technischen Fragestellungen in Einklang gebracht und bewältigt werden? Im Zuge des Digitalpaktes bringen die Bundesländer gerade ihre Förderrichtlinien auf den Weg, die ein Zusammenspiel von Schulträgern, Schulleitungen und technischen Entscheidern erfordern. Ein gemeinsames Verständnis über die Ziele und die zu beschreitenden Wege zu entwickeln, ist dafür eine Grundvoraussetzung.

Für Rechtssicherheit sorgen

Medienkonzepte und Medienentwicklungspläne sind zentrale Instrumente, die einen pädagogisch gewinnbringenden Einsatz digitaler Medien in den Schulen gewährleisten sollen. Darüber hinaus braucht es einen übergeordneten Rahmen, in dem sich alle Akteure rechtssicher bewegen können. Hier sind die Gesetzgeber gefordert. Schulen benötigen Rechtssicherheit, beispielsweise in Fragen des Datenschutzes oder bei der Nutzung und Erstellung von digitalen Inhalten.

Infrastrukturen schaffen

Ohne funktionierende Technik ist moderner Unterricht unmöglich. Aus diesem Grund sind für Schulen und Schulträger eine systematische Planung des technischen und räumlichen Bedarfs, nachhaltige Beschaffungsentscheidungen und nicht zuletzt der technische Support unverzichtbar. Die Bildungswirtschaft entwickelt nicht nur die Lehr- und Lernmittel der Zukunft, sie setzt sich auch intensiv mit den Zielen, Inhalten, Methoden und Strukturen der Bildung in der digitalen Welt auseinander. Kommunen und Träger von Bildungseinrichtungen können davon profitieren.

Die Mitglieder des Didacta-Verbandes sind verlässliche Partner in diesem Prozess. Sie bieten Unterstützung an, beispielsweise bei Fragen zu den baulichen, infrastrukturellen und technischen Voraussetzungen. Sie beraten Schulträger, welche Lizenzierungsmodelle für Schulen sinnvoll sind, welche Vor- und Nachteile mobile Geräte und Cloud-Lösungen haben und wie die Sicherheit in Schulnetzwerken gewahrt werden kann.

Pädagogik stärken

Fach- und Lehrkräfte sind das Herz gelingender Bildung – und sie werden es auch im digitalen Zeitalter bleiben. Sie für die Anforderungen der Digitalisierung fit zu machen, muss deshalb oberste Priorität haben. Der Umgang, die Reflexion und der Einsatz digitaler Medien sowie eine angepasste Methodik und Didaktik müssen sowohl in der Lehrerausbildung als auch in der Weiterbildung berücksichtigt werden. Dazu braucht es ebenso gut qualifizierte Dozenten an den Hochschulen.

Zugleich müssen die Fach- und Lehrkräfte in die Lage versetzt werden, geeignete didaktische Einheiten für ihre Fächer zu entwickeln. Denn pädagogisch-didaktische Konzepte, die den sinnvollen Einsatz neuer Technik erst ermöglichen und rechtfertigen, entscheiden über den Bildungserfolg. Es gilt: Die Technik muss stets der Pädagogik folgen. Sie darf nicht zum Selbstzweck werden. Alle Maßnahmen zielen auf einen Kompetenzgewinn der Lehrenden und Lernenden ab.

Koordiniert und nachhaltig handeln

Der Einsatz von Technik wird Lehr- und Lernprozesse nur stärken, wenn er koordiniert und nachhaltig erfolgt. Deshalb ist eine dauerhafte und gemeinsame Anstrengung von Praxis, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft nötig, um die erforderliche Unterstützung der Technik schon heute zu gewährleisten und mit den Entwicklungen Schritt halten zu können. Kitas, Schulen und Hochschulen brauchen Planungssicherheit und müssen über die Laufzeit des Digitalpakts hinaus ausreichend finanzielle Mittel erhalten.

Theodor Niehaus

Der Autor
Dr. Theodor Niehaus ist Präsident des Didacta-Verbandes der Bildungswirtschaft mit Sitz in Darmstadt