Ab Ende 2025 will Microsoft ausschließlich cloudbasierte Bereitstellungsmodelle anbieten. Für öffentliche Behörden, Verwaltungen sowie Schulen hätte das weitreichende Konsequenzen, warnt der Bundesverband für digitale Souveränität. Die Alternative könnten Open-Source-Lösungen sein.
Microsoft hat vor Kurzem angekündigt, seine Software, die bisher von vielen Verwaltungen genutzt wurde, ab Ende 2025 nicht mehr zu unterstützen. Stattdessen will das Unternehmen dann ausschließlich cloudbasierte Bereitstellungsmodelle anbieten. Laut des Bundesverbands für digitale Souveränität führt das zwangsläufig dazu, dass die von Bund, Ländern und Kommunen genutzte Software für Büroarbeit und Kommunikation zukünftig nicht mehr von den Verwaltungen selbst oder von ihren Dienstleistern bereitgestellt und betrieben werden könne. Fortan müssten an Stelle dessen Cloud-Angebote von Microsoft genutzt werden, die hinsichtlich des Datenschutzes sowie der Datenflüsse höchst bedenklich seien.
Die Open Source Business Alliance (OSB) macht in einem entsprechenden Positionspapier deutlich, warum sich dadurch ein Abhängigkeitsverhältnis mit weitreichenden Auswirkungen auf das digitale Ökosystem in Europa ergeben würde. „Wenn die Politik zulässt, dass die bestehenden Abhängigkeiten deutscher und europäischer Behörden von einem einzigen Hersteller weiter zementiert werden, wird das fatale Auswirkungen auf die nationale digitale Souveränität und die Leistungsfähigkeit des digitalen europäischen Wirtschaftsraumes haben“, warnt Peter Ganten, Vorstandsvorsitzender der OSB Alliance. „Wir sprechen eine deutliche Warnung aus, dass die digitalpolitische Zukunft Europas nicht in die Hände eines einzigen Konzerns gelegt werden darf.“
Probleme beim Datenschutz und der Datensicherheit
Nicht zuletzt hinsichtlich des Datenschutzes und der Datensicherheit sieht die OSB Alliance Probleme. „Die Abhängigkeit von Microsoft wird unter Umständen nicht nur Zugeständnisse in Bezug auf Datenschutz und Datensicherheit erfordern, sondern hat die direkte Abhängigkeit von Entscheidungen amerikanischer Behörden zur Folge“, heißt es in einem Schreiben der Alliance.
Aufgrund des für die Anwender intransparenten Softwarecodes könne außerdem nicht ausgeschlossen werden, dass über die kontinuierlich von Microsoft oder anderen Anbietern zur Verfügung gestellten Aktualisierungen und Fehlerkorrekturen Hintertüren eingeführt würden, die einen ungewollten Zugriff ermöglichen, erklärt der Bundesverband für digitale Souveränität. Die in der Verwaltung verwendeten Fachverfahren müssten zudem die proprietären Programmierschnittstellen und Funktionen der Microsoft-Cloud-Angebote nutzen. Ein Festhalten an offenen und von einer breiten Community gesetzten Standards sei nicht mehr möglich.
Der Bundesverband gibt darüber hinaus zu bedenken, dass die Monopolstellung es Microsoft ermögliche, praktisch jeglichen Preis zu diktieren. Zudem bestünde die Gefahr einer einseitigen Kündigung des Vertragsverhältnisses durch Microsoft, was unabsehbare Folgekosten verursachen würde.
Open-Source-Lösungen sind für digitale Souveränität unverzichtbar
„Die digitale Souveränität ist gerade für den öffentlichen Sektor von entscheidender Bedeutung“, betont Frank Hoberg, Mitgründer vom Open-Source-Lösungsanbieter Open-Xchange. „Behörden und Schulen müssen digital unabhängig sein und selbst bestimmen können, wie sie arbeiten und wie sie Daten bestmöglich vor unbefugtem Zugang schützen. Bereits heute besitzen einige wenige US-Unternehmen nahezu eine Monopolstellung“, schildert Frank Hoberg die gegenwärtige Situation. „Umso wichtiger ist es, dass der Open-Source-Ansatz gefördert und durch Aufträge aus dem öffentlichen Sektor systematisch unterstützt wird.“
Es geht auch ohne Microsoft. Die bekannteste Alternative ist die vom deutschen Anbieter Dataport entwickelte Lösung „dPhoenixSuite“. Mir ihr können öffentliche Einrichtungen auf einen vollständigen Arbeitsplatz mit allen Anwendungen für die digitale Zusammenarbeit zugreifen und dabei die volle Kontrolle behalten – nicht zuletzt beim Schutz sensibler Daten. Die Phoenix-Suite, die bereits von mehreren Bundesländern für die IT der Behörden und Schulen genutzt wird, kann in jedem Rechenzentrum vor Ort oder alternativ in einem deutschen Rechenzentrum durch Dataport als Cloud-Lösung gehostet werden.
Mit E-Mail, Kalender, Kontakte, Textverarbeitung, Chat, Videokonferenzen und der Zusammenarbeit in virtuellen Räumen bieten solche Open-Source-Arbeitsplätze alle notwendigen Funktionen, ohne sich in Abhängigkeit eines einzelnen Anbieters zu begeben. Die Dataport-Lösung ist modular aufgebaut, sodass bei Bedarf auch nur einzelne Module genutzt werden können wie die E-Mail-Plattform, die schon seit vielen Jahren von den größten Internet-Providern eingesetzt und somit von Millionen von Endkunden in Deutschland genutzt wird. In Schleswig-Holsteins Landesverwaltungen, Schulen und kommunalen Gremien arbeitet man beispielsweise mit dem Mail- und Videokonferenzmodul – und somit unabhängig von Microsoft und anderen US-Anbietern. Tillmann Braun
Der Autor: Tillmann Braun ist Fachjournalist mit Schwerpunkt IT und Digitalisierung aus Haiterbach.