Der Stolz ist wieder da in Bad Münstereifel

Das Outlet-Center Bad Münstereifel ist kein abgezirkelter Shoppingparcour, sondern in das historische Stadtbild integriert. Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian ist stolz auf dieses Alleinstellungsmerkmal. Sie spürt neuen Spirit in der Stadt, die nach Jahren der Stagnation wieder auflebt und sich weiterentwickelt.

London B. Johnson trat sein Amt als 36. Präsident der USA in einer schweren Zeit an. Johnson folgte auf John F. Kennedy, der ermordet worden war. Immer wenn es ihm zu viel wurde und er unter der Bürde seines Amtes besonders litt, tröstete sich Johnson mit dem Gedanken, dass andere es noch schlechter hätten: „It could be worse. I could be a mayor.“

Womöglich hat er recht, denn die Bürgermeister haben die Aufgabe, für ein besseres Miteinander von Regeln des politischen Systems und den Menschen, die darin leben, zu sorgen. Dieses politische System, unser Staat, dem wir als Bürger zugeordnet sind, soll in den Augen der meisten nicht schwach sein, sondern stark, innovativ, zuverlässig und fair. Ein Teil der Stadtgesellschaft sehnt sich nach Bürgerbeteiligung, aber die demokratische Mehrheit interessiert es nicht, wodurch die Straßenlaterne brennt, sondern dass sie brennt. Letzteres ist die Aufgabe der Kommune. Für eine Stadt ist es aus meiner Sicht wichtig, diesen Kern der Demokratie zu bewahren, aber dabei wandlungsfähig zu bleiben.

Rückbesinnung auf den Handel

Die Stadt Bad Münstereifel, gelegen in der Nordeifel in Nordrhein-Westfalen, 18.500 Einwohner und 151 Quadratkilometer Fläche, hat sich mit der Gründung eines City-Outlets im Jahr 2014 eine neue Ausrichtung gegeben. Handel hat die Stadt schon im Mittelalter geprägt, so war sie im neunten Jahrhundert Zentrum des Warenumschlags zwischen Köln und Trier. Nach Ende der napoleonischen Herrschaft im 19. Jahrhundert verarmte die Stadt zusehends. Zum Glück lockte der Bau der Eisenbahn zu Ende des 19. Jahrhunderts viele Erholungssuchenden aus den Industrieregionen Köln, Bonn und Ruhrgebiet in die gut erhaltene, von Natur umgebene, historische Stadt.

In der Folge erlebte die Stadt aufgrund ihrer gesundheitstouristischen Ausrichtung einen Aufschwung und wurde schließlich im Jahr 1974 als Kneipp-Heilbad staatlich anerkannt. In dieser Blütezeit verzeichnete die Stadt 300.000 Übernachtungen jährlich. Nach der Gesundheitsreform in den 80er- und 90er-Jahren sank die Anzahl der Kurgäste kontinuierlich und Hotels mussten schließen. Schnell folgte das Aussterben der Innenstadt und zunehmender Leerstand.

Drei Bad Münstereifler Bürger erkannten, dass diese Abwärtsspirale nur durch einen großen Wurf aufgehalten werden konnte und leiteten mit ihren Kontakten und finanziellen Möglichkeiten die Gründung des City-Outlets Bad Münstereifel ein. Mittlerweile beherbergen 40 größtenteils historische Baudenkmäler zeitgemäße Outlet-Shops, und die Erweiterung wird kontinuierlich fortgeführt. Die Geschäfte reihen sich unauffällig und liebevoll stadtbildprägend in die inhabergeführten Läden ein. Die Besucherzahlen haben sich mehr als verdoppelt, sodass Bad Münstereifel mittlerweile 2,5 Millionen Tagesbesucher im Jahr verzeichnet.

Das Erfolgskonzept ist das Erlebnis, denn im Gegensatz zu anderen Outlets oder Einkaufszentren verfügt Bad Münstereifel über ein vielfältiges Kultur- und Freizeitangebot, eine abwechslungsreiche Gastronomie sowie ein authentisches mittelalterliches Ambiente. Die Stadt bietet den Besuchern nicht nur Erholung, sondern auch Spirit. Diesen Geist spürt man auch zunehmend in der Bad Münstereifler Bevölkerung. Das Wir-Gefühl ist stärker denn je ausgeprägt. Das Miteinander stärkt den Zusammenhalt und den Stolz.

Wandel gestalzen – Substanz erhalten

Ziel eines gesamtstädtischen Entwicklungskonzeptes ist es nun, diesen Wandel selbstbewusst zu gestalten und dabei den Kern zu bewahren. Die zunehmend lebendige Stadt soll für unsere Besucher und Bürger gleichermaßen attraktiv sein. Aus den Tagesbesuchern gilt es Übernachtungsgäste zu generieren. Nach einer Phase der Stagnation setzen wir uns endlich wieder konkrete und ehrgeizige Ziele und leiten einen Kulturwandel ein, der Stadtentwicklung, Stadtmarketing und Verwaltungshandeln umfasst. Das Entwicklungsleitbild für Bad Münstereifel 2030 lautet: Wandel selbstbewusst gestalten, Qualitäten stärken. Naturnah, authentisch, lebendig.

Die Stadtentwicklungsstrategie wird zur Grundlage einer Neuausrichtung. Städtische Entwicklungsmaßnahmen werden integriert und fachübergreifend geplant und umgesetzt. Von diesem ganzheitlichen Ansatz versprechen wir uns eine Stärkung der Positionierung und Vermarktung der Stadt. Die Verwaltung versteht sich als Dienstleister und fördert durch Transparenz und Kommunikation die Interaktion mit den Bürgern. Eine lebendige und vielfältige Stadtgesellschaft wird dadurch gefördert und macht Bad Münstereifel zur integrativen Stadt.

Mit Stolz habe wir im vergangenen Jahr die Auszeichnung „Integrative Stadt 2017“ durch die Konrad-Adenauer-Stiftung entgegengenommen, nachdem die Idee des City-Outlets bereits im Jahr 2015 mit dem Europäischen Innovationspreis des German Council of Shopping Centers und dem Immobilienmanager Award für Stadtentwicklung ausgezeichnet wurde. Wir sind das einzige Outlet in Deutschland, das mit Apotheken, Ärzten, Bioläden, einer Bücherei, einer Feuerwehr, einem Bahnhof, einem Park, Kindergärten, Schulen, Kirchen und einem Rathaus ausgestattet ist – und das ist gut so.

Sabine Preiser-Marian

Die Autorin
Sabine Preiser-Marian ist Bürgermeisterin der Stadt Bad Münstereifel in Nordrhein-Westfalen