Die Umstellung der Straßenlampen und Gebäudebeleuchtung auf LED senkt den kommunalen Stromverbrauch — mit der Dienstleistung Contracting ist die Modernisierung ohne eigene Investitionen möglich: Dafür plädiert Anders Berg von der Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg.
Deutschland will bis 2045 klimaneutral werden — Kommunen in Baden-Württemberg müssen es bereits fünf Jahre früher schaffen. Ein wichtiger Hebel, um die Klimaziele zu erreichen, ist es, den Stromverbrauch zu reduzieren. Ein großer Anteil entfällt oft auf die Straßenbeleuchtung. Oft sind dies rund ein Drittel des gesamten Stromverbrauchs einer Kommunalverwaltung, in den kleineren Gemeinden bis zu 50 Prozent.
Die Umrüstung der Beleuchtung von alten Leuchtmitteln auf effiziente LED verspricht daher ein erhebliches Einsparpotenzial: Energieverbrauch und Kosten lassen sich um bis zu 80 Prozent reduzieren.
Auch die Innen- und Hallenbeleuchtungen benötigen viel Strom. Der Anteil liegt grob geschätzt bei rund 30 Prozent — genaue Daten gibt es hierzu nicht. Tauscht die Gemeinde die Beleuchtung in den öffentlichen Gebäuden wie Schulen, Kindergärten, Rathaus, Festhalle und Hallenbad aus, sind wie bei der Straßenbeleuchtung bis zu 80 Prozent Stromeinsparung möglich.
Wird die Außenbeleuchtung erneuert, gibt es noch einen weiteren positiven Aspekt: Die Lichtverschmutzung verringert sich. Fachgerechte Lichtplanung sorgt dafür, dass das Licht ausschließlich auf die zu beleuchtenden Straßen ausgerichtet wird. Das vermeidet unerwünschte Beleuchtung, die unter anderem zur Erhellung des Nachthimmels führt.
Kosten sparen, Insekten schützen
Die Lichtverschmutzung hat mehrere negative Auswirkungen, zum Beispiel: Das Licht beeinträchtigt nachtaktive Tiere in ihrer Orientierung. Zudem locken zu helle oder streuende Lichtquellen Insekten an. Die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED-Technologie verringert diese Probleme.
Städte und Gemeinden, die nicht mit LED modernisieren, lassen große Einsparpotenziale ungenutzt. Kommunen in Deutschland haben beispielsweise erst rund 50 Prozent der Straßenbeleuchtung auf LED-Technik umgestellt — wobei es große regionale Unter schiede gibt: In Baden-Württemberg etwa sind die Kommunen auf der Rheinschiene von Lörrach bis Mannheim sowie Stuttgart deutlich weiter als etwa Kommunen im Schwarzwald oder dem Main-Tauber-Kreis.
Unterstützung, wenn Geld und Personal knapp sind
Wie man es dreht und wendet: Über kurz oder lang kommt keine Kommune an der Erneuerung der Beleuchtung herum. Vielen Gemeinden, gerade kleineren, fehlen jedoch Personal und ausreichend Know-how, um die Einspar- und Effizienzmaßnahmen umzusetzen. Oft liegt es auch am fehlenden Geld. Das Problem lösen könnte hier die Dienstleistung Contracting. Sie ist auch in Baden-Württemberg ein seit vielen Jahren etabliertes Geschäftsmodell für die Sanierung kommunaler Gebäude und der Straßenbeleuchtung.
Contractingmodelle für die Beleuchtungserneuerung zeichnen sich dadurch aus, dass ein Energiedienstleister, der Contractor, Planung, Umrüstung und auch die Finanzierung komplett übernimmt. Die dabei anfallenden Ausgaben und seinen Gewinn refinanziert der Anbieter während der Vertragslaufzeit über die gesparten Stromkosten. Man spricht hier vom Energiespar-Contracting.
Der Kniff ist genial: Der Contractor erneuert auf eigenes Risiko. Er wird seine Ausgaben nur refinanzieren können, wenn er die berechneten Einsparziele auch erreicht. Er ist somit an niedrigeren Stromverbräuchen interessiert und wird dementsprechend planen.
Der Contractor setzt an verschiedenen Hebeln an
Ein gutes Beispiel für eine Modernisierung der Beleuchtung per Contracting ist Meißenheim in Baden-Württemberg. Wegen der angespannten Haushaltslage und fehlender Personalkapazitäten der Gemeinde waren eine Finanzierung der Sanierung über Eigenmittel oder eine Kreditaufnahme nicht möglich. Die Verantwortlichen griffen daher zum Modell Contracting. Es beinhaltete die Erneuerung der Straßen- und der Innenbeleuchtung in einem Projekt. Hinzu kamen weitere Sanierungsmaßnahmen.
Die 4000-Einwohner-Kommune südwestlich von Offenburg stellte 568 Lichtpunkte auf LED um. Das senkte die Stromkosten um 80 Prozent. In der Förderschule samt Kindergarten, der Grundschule sowie einer Sporthalle baute der Contractor zusätzlich 678 LED-Leuchtmittel ein. Nicht nur die Leuchtmittel wurden ausgetauscht, man sanierte auch die Wärmeversorgung der Gebäude. Das wurde teilweise mit Hilfe der Mittel finanziert, die bei der Beleuchtung eingespart wurden.
Anders Berg
Der Autor
Anders Berg leitet den Fachbereich Contracting der Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW).
Unterstützung für das Umrüsten
Fördermittel, auf die Städte und Gemeinden aktuell zurückgreifen können:
- Kommunalrichtline: Investive Maßnahmen können gefördert werden (Innen- und Außenbeleuchtung) www.klimaschutz.de/de/foerderung/foerderkompass/beleuchtung
- Bundesförderung für effiziente Gebäude — Nichtwohngebäude (BEG NWG) — für Innenbeleuchtung. www.bafa.de/DE/Energie/Effiziente_Gebaeude/Sanierung_Nichtwohngebaeude/Anlagentechnik/anlagentechnik_node.html
- In Baden-Württemberg können Kommunen die Projektentwicklungskosten von Contractingprojekten gefördert bekommen. Die ProECo-Förderung ist ein Bestandteil des Förderprogramms Klimaschutz-Plus. um.baden-wuerttemberg.de/de/klima/informieren-beraten-foerdern/klimaschutz-plus
- Contracting: Die Landesenergieagentur KEA-BW unterstützt Kommunen im Südwesten unter anderem mit kostenlosen Erstberatungen. www.kea-bw.de/contracting