Bewerbungsprozess: Kommunales Recruiting von morgen

Die Akzeptanz für digitale Gesprächsformen ist gewachsen: Kennenlerngespräche per Videokonferenz sind während der Coronapandemie häufig zum Einsatz gekommen. Foto: Adobe Stock/New Africa

Die Digitalisierung gestaltet den Recrutierungsprozess völlig um. Altbekannte Bewerbungsmappen haben schon lang ausgedient. Aber die Entwicklung geht weiter. Wohin, beschreibt Gastautor Roland Matuszewski im Beitrag.

Das Thema Recruiting verändert sich immens durch die voranschreitende Digitalisierung und wird sich weiter verändern. Was bedeutet das konkret für den Recruiting-Prozess in Kommunalverwaltungen? Werden lediglich mehr Bewerbungsgespräche per Video geführt?

Der Status-Quo: Papierbewerbungen sind längst durch digitale Bewerbungen als Standard abgelöst geworden. Obgleich Bewerber zumeist eine Bewerbung via Mail bevorzugen, da hiermit ein geringer Aufwand verbunden ist, bieten viele Arbeitgeber Bewerbungen über Online-Formulare (Bewerbermanagementsoftware) an. Dies ist für den Arbeitgeber deutlich effizienter, da der Bewerber einige Schritte selbst ausführt. Die Akzeptanz eines solchen Formulars bei Bewerbern hängt allerdings stark von der Komplexität und dem damit verbundenen zeitlichen Aufwand ab.

Die Erwartung der Bewerber hat sich stark verändert

Das Nutzungsverhalten sowie die Erwartungshaltung im Internet haben sich in den letzten Jahren stark verändert. Dies hat auch Auswirkungen auf den Recruiting-Prozess. Bewerber sind es beispielsweise durch Bestellungen von Konsumgütern gewöhnt, zeitnah eine Rückmeldung zu getätigten Aktionen zu erhalten. Daher werden insbesondere automatisierte Eingangsbestätigungen von Bewerbern heutzutage erwartet. Ebenfalls sollten Bewerbungsseiten sowohl auf mobilen Endgeräten gleichwertig dargestellt werden (responsives Webdesign) als auch die Möglichkeit bieten, sich über ein mobiles Endgerät direkt zu bewerben.

Aber auch Arbeitgeber können von der Digitalisierung profitieren. Eine, wenn auch bislang wenig genutzte Variante sind Suchmaschinen. Auf der einen Seite besteht die Möglichkeit, Stellenanzeigen über Suchmaschinen (z. B. Google for Jobs) stärker zu verbreiten. Auf der anderen Seite bietet Suchmaschinenwerbung die Möglichkeit, Werbung sehr nutzerorientiert und zielgerichtet zu platzieren.

Zuvor nur in Ausnahmefällen eingesetzt, hat das Führen von Bewerbungsgesprächen via Video durch die COVID-19-Pandemie enorm an Akzeptanz gewonnen. Besonders aufgrund der hohen Flexibilität, der Beschleunigung des Bewerbungsprozesses sowie der Einsparung von Kosten werden Videogespräche auch zukünftig viel genutzt werden.

Siri auf Jobsuche

Das veränderte Nutzerverhalten im Internet und die damit einhergehenden Erwartungen werden dazu führen, dass der Bewerbungsprozess weiter beschleunigt und vereinfacht werden muss. Der Bewerbungsprozess wird immer stärker in Richtung einer One-Click-Bewerbung gehen, das heißt Bewerber werden sich vermehrt direkt über ein vorhandenes Social-Media-Profil (z. B. XING) bewerben oder über das reine Übermitteln von Bewerbungsunterlagen. Durch das sogenannte CV-Parsing werden die Daten dann von einer Software strukturiert ausgelesen und interpretiert. Das Ausfüllen von Formularen ist somit nicht mehr notwendig.

Digitale Sprachassistenten wie Siri oder Alexa haben in den vergangen Jahren Einzug in den Alltag vieler – vor allem junger – Bewerber gehalten. Diese selbstlernenden Systeme werden im Rahmen von Suchanfragen immer häufiger verwendet. Hieraus könnte der Wunsch entstehen, über den Sprachassistenten Jobsuchen zu starten oder den Erstkontakt zum möglichen neuen Arbeitgeber aufzunehmen. Standardfragen könnten den Bewerbern auf diese Weise z. B. unmittelbar beantwortet werden. Ähnlich gehen bereits sogenannte Chat-Bots bei Anfragen auf Internetseiten vor. Roland Matuszewski

Der Autor:
Roland Matuszewski ist Berater bei zfm – Zentrum für Management- und Personalberatung, Edmund Mastiaux & Partner in Bonn.