Wie lassen sich die Herausforderungen bewältigen, vor denen die kommunalen Betriebe im Zuge der Pandemie und des Klimawandels stehen? Martin Weißer vom Bundesarbeitskreis Baubetriebshöfe im VKU liefert Vorschläge.
Die Corona-Pandemie stellt die Baubetriebshöfe vor große Herausforderungen: Betriebliche Abläufe gilt es im Sinne von Schutz- und Hygienemaßnahmen zu optimieren. Die Einsatzpläne sind so zu gestalten, dass die Kontakte im Kollegenkreis reduziert werden und bei pandemiebedingten Personalausfällen redundante Teams für systemrelevante Bereiche zur Verfügung stehen. Die Aufrechterhaltung des Winterdienstes stellt eine besondere Herausforderung dar: Auch bei Personalausfällen durch Krankheit oder Quarantäne ist der Räum- und Streudienst zu gewährleisten.
Vorbeugend gilt es daher, Notfallpläne auszuarbeiten und gegebenenfalls Prioritäten bei den Räum- und Streuplänen neu zu definieren. Um das Infektionsrisiko vor Ort zu senken, können Arbeits- und Pausenzeiten der Baubetriebshofmitarbeiter flexibel gestaltet werden, Fahrzeug- und Maschinenbesatzungen können zusätzliche Hygiene- und Reinigungsarbeiten vornehmen und Umkleide- und Pausenräume mit mobilen Containerlösungen erweitert werden. Im Verwaltungsbereich wird teilweise aus dem Homeoffice gearbeitet.
Maschinelle Ressourcen für den Fuhrpark
Auch die Folgen des Klimawandels wie Starkregenereignisse oder Hitzewellen stellen die Mitarbeiter der kommunalen Baubetriebshöfe vor neue Herausforderungen: Pflegemaßnahmen der öffentlichen Grün- und Parkanlagen erfordern differenziertes Handeln, Gestaltung und Pflege von urbanem Grün sind den Klimabedingungen anzupassen, Pilzkrankheiten oder Trockenschäden dezimieren den Baumbestand. Die Baubetriebshöfe müssen sich außerdem vermehrt auf Sondereinsätze zur Unterstützung von Rettungskräften nach Extremwetterereignissen einstellen.
Neben der fachlichen Weiterqualifizierung des Personals erfordern derartige Einsätze auch die Bereitstellung von maschinellen Ressourcen im kommunalen Fuhrpark. Es müssen alternative Antriebstechniken gefunden werden, die zielführend, praktikabel und bezahlbar sind. Speziell im Nutzfahrzeugbereich verspricht die Weiterentwicklung der Wasserstofftechnik mittel- und langfristige Lösungen.
Alternative Antriebe bei Pkws und leichten Nutzfahrzeugen werden schon heute in diversen Bereichen eingesetzt. In den kommenden Jahren sind große Investitionen in die Ersatzbeschaffung von Nutz- und Sonderfahrzeugen mit alternativer Antriebstechnik und der dazu erforderlichen Infrastruktur zu erwarten, sofern die Entwicklung marktreifer Systeme Fahrt aufnimmt.
Digitale Anwendungen
Eine weitere Herausforderung für die Baubetriebshöfe: Das geänderte Freizeitverhalten der Bürger hat spürbare Auswirkungen auf die Stadtsauberkeit. Das sogenannte Littering stellt die Reinigungskolonnen vor große Aufgaben, denen kurzfristig mit zusätzlichen Reinigungsdurchgängen und erhöhtem Ressourceneinsatz zu begegnen ist. Ein weiterer Schritt sollte die Überarbeitung von Reinigungskonzepten sein, gekoppelt mit Müllvermeidungsstrategien und einer wirksamen Öffentlichkeitsarbeit.
Digitale Anwendungen erleichtern einige Aufgaben – sowohl im administrativen Bereich über Softwarelösungen für das Auftrags- und Abrechnungswesen als auch über digitale Techniken im operativen Geschäft. Tourenplanungen, Füllstandsensorik, Wetter- und Glättemeldeanlagen, Pegelmessungen, Baum-, Grünflächen- und Spielplatzkataster sind nur einige Anwendungsbeispiele.
Mitarbeiter weiterbilden
Der Fachkräftemangel und die Auswirkungen des demografischen Wandels auf den Arbeitsmarkt zwingen die Baubetriebshöfe dazu, neue Wege bei der Mitarbeitersuche und -bindung zu gehen. Mehr Weiterbildung und damit Weiterentwicklung jedes Einzelnen ist ein Schritt in die richtige Richtung. Viele Betriebe bieten attraktive Ausbildungsplätze in den klassischen Berufsbildern der Handwerks- und Baubranche an.
Der Arbeitskreis Baubetriebshöfe im VKU (Verband kommunaler Unternehmen) setzt sich für eine bundesweit anerkannte Meisterausbildung für Baubetriebshofmitarbeiter ein. Darüber hinaus verfolgt der Arbeitskreis den Gedanken, die Qualifizierungs- und Ausbildungsmöglichkeiten für Mitarbeiter kommunaler Baubetriebshöfe zu erweitern. Martin Weißer
Der Autor: Martin Weißer ist Vorsitzender des Bundesarbeitskreises Baubetriebshöfe im Verband kommunaler Unternehmen (VKU) und Betriebsleiter des Baubetriebshofs Bruchsal.