Anpassen an Hochwasser, Starkregen und Hitze

Beide Phänomene müssen zusammengedacht werden, so Stefan Bröker: Im Sommer 2021 war zu viel Wasser das Problem, 2022 erreichte die Ahr wegen Trockenheit kaum noch den Rhein. Foto: Adobe Stock/Christian

Starkregen und Hochwasser, aber auch Trockenheit und Dürre sind Folgen des Klimawandels. Eine intelligente wasserwirtschaftliche Anpassung ist möglich, sollte aber unbedingt jetzt beginnen, so DWA-Pressesprecher Stefan Bröker.

Die Jahresniederschläge werden sich in den meisten Regionen Deutschlands nicht verändern, da sind sich die meisten Studien einig. Die Sommer werden aber – meistens! – deutlich trockener, die Winter dafür nasser. Die Folge: Die Gefahr von Überflutungen durch Hochwasser oder Starkregen nehmen zu, gleichzeitig drohen aber auch langanhaltende Trockenphasen mit Wassermangel.

Im Fokus steht vor allem der Wasserrückhalt vor Ort. Dies ist die gute Nachricht: Die Wasserwirtschaft verfügt über ein breites Spektrum von Maßnahmen, die gleichzeitig die Gefahr vor Überflutungen mindern und Wasser für Trockenphasen vorhalten. Diese Maßnahmen müssen nur flächendeckend umgesetzt werden. Dabei sind alle gefordert: Wasserwirtschaft, Politik sowie Bürgerinnen und Bürger.

Zum Beispiel die Ahr: Kaum etwas verdeutlicht die Spannbreite der wasserwirtschaftlichen Extremereignisse wie sie. Sommer 2021: Jahrhunderthochwasser mit katastrophalen Folgen und Rekordwerten bei Abfluss und Pegelständen.

Zwei Seiten des Klimawandels

Sommer 2022: Die Ahr erreicht aufgrund der anhaltenden Trockenheit kaum noch den Rhein, sondern versickert bereits vor der Mündung. Hochwasser/Starkregen sowie Dürre/Trockenheit: Das sind die zwei Seiten der Medaille Klimawandel.

Es gilt, jetzt zu handeln. Maßnahmen zur Überflutungsvorsorge und zur Wasser-ressourcensicherung müssen zeitnah eingeleitet werden – eine flächendeckende Umsetzung benötigt viel Zeit. Nicht nur Geld ist knapp, es fehlen auch Fachkräfte und vor allem dringend benötigte Flächen.

Nach wie vor gelten die Beschaffung von Flächen für den Hochwasserschutz oder die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie – auch sie dient mit der Renaturierung von Gewässern der Hochwasservorsorge – als die größten Probleme.

Wasserwirtschaftliche Klimaanpassung

Im Fokus der wasserwirtschaftlichen Klimaanpassung steht vor allem der Wasserrückhalt mit dem Ziel eines natürlichen Wasserhaushalts. Notwendig ist ein stärkerer Wasserrückhalt in Böden, vor allem durch Wiedervernässung und den Schutz von Mooren. Notwendig sind auch die Ausrichtung der Flächennutzung am Wasserhaushalt sowie abflussbremsende und versickerungsfördernde Maßnahmen.

Wo es erforderlich ist, darf auch der Auf- und Ausbau von Wasserspeichern, wie beispielsweise Talsperren, kein Tabu sein. Sie sind Multifunktionsanlagen und dienen unter anderem sich grundsätzlich gegenüberstehenden Zielen: dem Freihalten von Kapazitäten für den Hochwasserschutz und dem Vorhalten von Wasser für die Versorgungssicherheit.

Diese Ziele müssen angemessen abgewogen und transparent kommuniziert werden. Regional muss aber auch ein zielgerichteter Aus- und Neubau gefördert werden, dies gilt ebenso für überregionale Verbundsysteme.

Das Prinzip Schwammstadt

Im urbanen Raum muss das Prinzip Schwammstadt konsequent umgesetzt werden. Eine blau-grüne Infrastruktur trägt mit Wasser und Stadtgrün maßgeblich zur aktiven Klimafolgenanpassung durch Überflutungsvorsorge, Hitzeanpassung sowie integriertem Regenwasser-und Ressourcenmanagement bei.

Gründächer speichern Wasser und geben es zeitversetzt wieder ab. Abflüsse werden so insbesondere bei Starkregenereignissen vermindert, gleichzeitig steht das Wasser anschließend in der Stadt zur Verfügung. Gleiches gilt für Versickerungsflächen. Für extreme Starkregen müssen multifunktionale Retentionsflächen zur Verfügung stehen.

Öffentlicher Raum, der im Starkregenfall als Zwischenspeicher genutzt werden kann, ansonsten aber für andere Nutzungen zur Verfügung steht. Spiel- und Sportplätze sind hierfür hervorragende Beispiele.

Gemeinsam reagieren

Klimaanpassung kostet Geld, auch in der Wasserwirtschaft – aber die Kosten extremer Wetterereignisse sind deutlich höher. Das Forschungsinstitut Prognos beziffert diese Schäden in einer aktuellen Studie im Auftrag der Bundesministerien für Wirtschaft und Umwelt für den Zeitraum 2018 bis 2021 auf 80 Milliarden Euro.

Allein auf die Flutkatastrophe 2021 entfallen 40 Milliarden. Aber auch die trockenen Sommer 2018 und 2019 schla-gen mit Hitze- und Dürreschäden in einer Gesamthöhe von 35 Milliarden zu Buche. Seit dem Jahr 2000 belaufen sich die durchschnittlichen jährlichen Schäden durch extreme Wetterereignisse auf gut 6,6 Milliarden, Tendenz deutlich steigend.

Schäden durch klimatische Extremereignisse lassen sich nie ganz verhindern, Überflutungen auch durch eine Vielzahl an Maßnahmen nie ganz vermeiden. Durch eine intelligente wasserwirtschaftliche Anpassung an den Klimawandel können die Folgen von Starkregen und Trockenheit aber deutlich minimiert werden. Das ist unsere gemeinsame Aufgabe. Stefan Bröker

Der Autor: Diplom-Volkswirt Stefan Bröker ist Pressesprecher der DWA Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall.