Was Kommunalfahrzeuge und -geräte können und wie zeitgemäß sie unterwegs sind, zeigt sich beim Innovationspreis des Branchenverbandes VAK. Geschäftsführerin Anna Breimer stellt die diesjährigen Sieger vor.
Der Verband der Arbeitsgeräte- und Kommunalfahrzeug-Industrie e.V. (VAK) vertritt eine Branche mit drei Milliarden Euro Umsatz und 25.000 Beschäftigten. Die rund 100 Mitgliedsunternehmen entwickeln und fertigen innovative, energieeffiziente und ressourcenschonende Arbeitsgeräte und Kommunalfahrzeuge.
Unsere Mitgliedsunternehmen haben die Herausforderungen in Sachen Klimaschutz und Nachhaltigkeit angenommen und arbeiten an entsprechenden Lösungen. Dazu gehören Kommunalfahrzeuge und -geräte mit alternativen Antrieben, also Fahrzeuge und Geräte, die möglichst CO2-neutral unterwegs sind. Die Unternehmen des VAK wollen die Kreislaufwirtschaft unterstützen und eine klimafreundliche und emissionsarme Abfallentsorgung in urbanen Gebieten sicherstellen.
Digitalisierung spielt dabei eine Schlüsselrolle. Sie gilt es in alle Prozesse zu integrieren. Beispiele dafür sind digitale Wertstoffscanner oder die Datenerfassung beim Einsatz des Fahrzeuges. Selbstverständlich setzt sich die Branche auch mit dem autonomen Fahren und der Künstlichen Intelligenz im Bereich Versorgung auseinander.
Ausgezeichnete Fahrzeuge
Was die Kommunalfahrzeugbranche zu bieten hat, wurde einmal mehr auf der diesjährigen IFAT deutlich, der Weltleitmesse für Recycling und Entsorgung. Der VAK ist immer als Aussteller vor Ort und verleiht dort seinen Innovationspreis: in den Kategorien Fahrzeug/Gerät sowie Baugruppe/Komponente. Eine hochkarätige Jury, bestehend aus Vertretern von Branchenverbänden und Fachmedien, hatte die Bewerbungen unter die Lupe genommen und bewertet.
Insgesamt waren 14 Unternehmen nominiert, die alle dem VAK angehören. In der Kategorie Fahrzeug/Gerät belegte die Kanalreiniger.eu Handelsgesellschaft mbH den ersten Platz. Der zweite Platz ging an die Jungo AG, der dritte an die Palfinger GmbH.
Der Gewinner, Kanalreiniger.eu, hatte sich mit einem vollelektrischen Saug- und Spülfahrzeug beworben. Es verfügt über ein intelligentes Antriebskonzept, bei dem sich Fahrgestell und Aufbau die Energie der 70 kW/h-Batterie teilen. Die IPM-Steuerung analysiert, optimiert und reguliert kontinuierlich den Arbeitsprozess, um den Energiebedarf für einen kompletten Arbeitstag zu gewährleisten. Mit einer Gesamthöhe von 1930 mm, einem kurzen Radstand sowie einem Geräuschpegel von 75 db eignet sich das Fahrzeug hervorragend für Tiefgaragen, enge Straßen sowie den innerstädtischen Bereich.
Trend zu alternativen Antrieben und Digitalisierung
Die Jungo AG erhielt den zweiten Platz für ihr vollelektrisches Multifunktionsfahrzeug mit Wechselbatteriesystem, Allradeinzelantrieb und Mikrohydraulik. Die Palfinger GmbH wiederum wurde mit dem dritten Platz für ihren eDrive Akku-Kran ausgezeichnet.
In der Kategorie Baugruppe/Komponente siegte die ViSy GmbH. Die Plätze zwei und drei belegten die Zöller-Kipper GmbH und die FAUN Umwelttechnik GmbH & Co. KG.
ViSy hatte sich mit dem Assistenzsystem ViSy RAS 2.0 beworben, das dem Fahrer eine aktive Unterstützung zur Beobachtung seiner Umgebung bietet. Dabei werden die Gefahrenbereiche rund um das Fahrzeug bewertet. Der Anwender erhält höchstmögliche Unterstützung durch akustische und optische Warnmeldungen. Das System greift bei Bedarf auch in die Fahrdynamik ein. Das Assistenzsystem ist von der DGUV/BG-Verkehr als Sicherheitskonzept zertifiziert.
Der Zweitplatzierte Zöller-Kipper hatte sich mit einem Assistenzsystem für Automatik-Lifter beworben, der Drittplatzierte FAUN Umwelttechnik mit einem intelligenten Entsorgungsfahrzeug für wirtschaftliche Entsorgungslogistik.
Innovative Lösungen für die Straße
In den Lösungen der ausgezeichneten Unternehmen spiegeln sich die aktuellen Entwicklungen der Branche wider: der Trend zu alternativen Antrieben, zu einer emissionsarmen Abfallentsorgung, zur Digitalisierung. Großartige Innovationen garantieren allerdings nicht per se den Geschäftserfolg.
Wir erleben immer wieder, wie sehr die Unternehmen der Kommunalfahrzeugbranche vom allgemeinen geschäftlichen Umfeld abhängig sind. Sie schätzen ihre gegenwärtige Situation und ihre künftigen Aussichten derzeit schlechter ein als noch vor einem halben Jahr. Das ergab die jüngste Konjunkturumfrage des VAK bei seinen Mitgliedsunternehmen.
Die Gründe für dieses Stimmungsbild liegen auf der Hand: Unsere Mitgliedsunternehmen sind in diverse Lieferketten eingebunden, bei denen es hakt. Hinzu kommen die steigenden Rohstoff- und Energiepreise sowie der Krieg in der Ukraine. Diese drei Punkte wurden in der Umfrage am häufigsten genannt. Trotz all dieser Schwierigkeiten werden unsere Mitgliedsunternehmen weiter an wegweisenden Innovationen für die Kommunalwirtschaft arbeiten. Anna Breimer
Die Autorin: Anna Breimer ist Geschäftsführerin beim Verband der Arbeitsgeräte und Kommunalfahrzeugindustrie e.V.