Mit dem „Food-to-go-Trend“ geraten immer mehr Einwegverpackungen und Einwegbecher in Umlauf – und als am Ende achtlos weggeworfener Müll in den öffentlichen Raum. Seit 2008 hat auf den Wegen und Plätzen in den Städten das sogenannte Littering stark zugenommen, zeigt eine Studie der Berliner Humboldt-Universität. Und: Wo es bereits dreckig ist, kommt schnell neuer Müll hinzu.
Littering, das bewusste oder auch unbewusste Wegwerfen oder Liegenlassen von Abfall im öffentlichen Raum durch Einwegverpackungen und Einwegbecher, ist ein Gesellschaftsphänomen – und zwar ein problematisches für die Städte und Gemeinden. Denn die Vermüllung des öffentlichen Raums wird stärker, wie die heute vorgestellte Langzeitstudie „Wahrnehmung von Sauberkeit und Ursachen von Littering“ der Humboldt-Universität, Berlin, darlegt. Demnach hat das Littering im Vergleich zu 2008 deutlich zugenommen, gleich, ob die Einwegverpackungen aus der Systemgastronomie, aus Supermärkten oder dem Einzelhandel stammen
Hauptverursacher von Littering sind dabei junge Erwachsene zwischen 21 und 30 Jahren, gefolgt von Jugendlichen (14 bis 20 Jahre) und älteren Erwachsenen (über 50 Jahre). Als Gründe für das Wegwerfen werden häufig Bequemlichkeit, Faulheit und Gleichgültigkeit genannt, so Dr. Rebekka Gerlach von der Humboldt-Universität. Hier spielen allerdings Unterschiede zwischen Geschlecht, Bildung, Wohnort oder Wohndauer keine signifikante Rolle, haben die Berliner Wissenschaftler herausgefunden.
Im Kampf gegen die Vermüllung des öffentlichen Raums dürfte aber die Erkenntnis wichtig sein, dass herumliegender Abfall weiteren Abfall anzieht. Vor allem bereits verschmutzte Orte, öffentliche Plätze, Gehwege, aber auch und vermehrt Grillplätze seien stark von Littering betroffen, unterstreicht Gerlach.
Für Dr. Tanja Wielgoß, Vorstandsvorsitzende der Berliner Stadtreinigung (BSR), ist klar, dass es eine stärkere Rolle der Ordnungsämter braucht, um unverbesserliche Litterer konsequent zu sanktionieren. Die BSR engagiert sich auf zwei Wegen, dem Müll im öffentlichen Raum Herr zu werden: Zum einen durch konsequente tägliche Stadtreinigungsmaßnahmen, zum anderen durch den Versuch, das Verantwortungsbewusstsein der Bürger zu steigern. Es gibt ein Umweltbildungsprogramm für Kita- und Grundschulkinder, regelmäßige Sauberkeitskampagnen und Ideen wie dem Abfalleimer-Roboter „Reiner“. Das Unternehmen ist zudem Mitinitiator der Mehrwegbecher-Bewegung „Better World Cup“.
Effektive Maßnahmen gegen Littering sind auch deshalb so wichtig, um den Reinigungsaufwand zu verringern und damit die steigenden Kosten zu verhindern, die durch Vermüllung entstehen. Das sagt Katherina Reiche, Hauptgeschäftsführerin des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), der die kommunalen Stadtreiniger in Deutschland vertritt. Reiche: „Sauberkeit ist ein Wohlfühlfaktor und trägt zur Wahrnehmung von Sicherheit bei. Stadtsauberkeit ist Lebensqualität.“