Abfall wertschätzen

Abfall; Elektronik; Recycling
Zum Beispiel Elektroschrott: Längst nicht alles muss entsorgt werden, oft ist es möglich, Altprodukte wiederzuverwenden. Foto: Adobe Stock/KPixMining

Müll richtig trennen, recyceln oder möglichst der Wiederverwertung zuführen: Kommunale Wertstoffhöfe spielen eine wichtige Rolle beim Umwandeln von Abfall, betont Andrea Kostrowski – und erklärt, welche Höfe von der Deutschen Umwelthilfe ausgezeichnet werden.

Kommunale Wertstoffhöfe spielen eine zentrale Rolle bei der Sammlung, Verwertung und Entsorgung von Abfall. Eine hohe Qualität der Unternehmen ist dabei entscheidend für die gesammelten Mengen an Problem- und Wertstoffen. Mit hohen Sammelmengen kann ein wichtiger Beitrag zur Reduktion von Umweltproblemen geleistet werden, die beispielsweise durch falsche Entsorgung in die Natur oder in den Hausmüll entstehen. Grundvoraussetzung dafür sind ein guter Service vor Ort und eine gute Informationsarbeit.

Auch über die Getrennterfassung und das Recycling hinaus haben Wertstoffhöfe ein hohes Umweltentlastungspotenzial. Entsprechend der Abfallhierarchie sollten Wertstoffhöfe ebenfalls die Abfallvermeidung und Wiederverwendung fördern. Mit dem kommunalen Wettbewerb „Grüner Wertstoffhof“ will die Deutsche Umwelthilfe (DUH) Konzepte bekannt machen, bei denen ein guter Service mit der praktischen Umsetzung der Abfallhierarchie vereint wird.

Mülldeponie; Abfall; Recycling
Müll ohne Ende? Damit es nicht so weit kommt, können – und sollten – Wertstoffhöfe für Ressourcenschutz und eine korrekte Abfalltrennung sensibilisieren. Foto: Adobe Stock/pusteflower9024

Mit Hilfe von Testbesuchen überprüft die DUH regelmäßig den Service der Schadstoffsammlung auf kommunalen Wertstoffhöfen. Nach Einschätzung des Umwelt- und Verbraucherschutzverban- des sind dabei arbeitnehmerfreundliche Öffnungszeiten, Gebührenfreiheit und ein breites Annahmespektrum für Schadstoffe entscheidende Qualitätsparameter. Nur durch entsprechend ausgestaltete Angebote kann sichergestellt werden, dass möglichst viele Bürgerinnen und Bürger sie regelmäßig nutzen und Schadstoffe nicht unsachgemäß entsorgen. Schadstoffmobile können stationäre Sammelstellen in ländlichen Regionen sinnvoll ergänzen, sie aufgrund limitierter Öffnungszeiten jedoch nicht ersetzen.

Wichtig ist zudem gut geschultes und freundliches Personal, das Bürgerinnen und Bürger über eine korrekte Entsorgung von Abfall berät. Die DUH hat zuletzt 2021 entsprechende Testbesuche in Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt durchgeführt. In etwa einem Drittel der untersuchten Kreise und Städte gab es keine Wertstoffhöfe, die Schadstoffe annehmen. Häufige Probleme waren zudem eingeschränkte Öffnungszeiten, Falschinformationen durch das Personal oder unzureichende Beschilderung.

Flohmärkte sind mehr als „nur“ Retro

Die Abfallhierarchie ist als grundlegendes Konzept zur Förderung des Umweltschutzes im Kreislaufwirtschaftsgesetz verankert und sollte daher auch im Konzept eines Wertstoffhofs im Mittelpunkt stehen. Denn wenn Abfall vermieden und Altprodukte wiederverwendet werden, ist dies in der Regel umweltfreundlicher als Recycling oder Entsorgung. Insbesondere im Bereich der Wiederverwendung haben Wertstoffhöfe ein enormes Potenzial.

Die praktische Umsetzung kann über die Einrichtung von Tauschbereichen auf dem Gelände, den Betrieb von Second-Hand-Kaufhäusern oder die Zusammenarbeit mit sozialen Initiativen geschehen. Auch Veranstaltungen wie Flohmärkte oder Tauschtage sowie auf der Webseite verlinkte Onlinebörsen können einen Beitrag zur Wiederverwendung leisten. Entsprechende Aktivitäten haben zudem eine wichtige Signalfunktion, um Bürgerinnen und Bürger für Abfallvermeidung zu sensibilisieren.

Wertstoffhöfe sollten auch über Bildungsarbeit wie Führungen und Workshops einen Beitrag zur Sensibilisierung für Ressourcenschutz und eine korrekte Abfalltrennung leisten. So können beispielsweise Hinweisschilder für Wiederverwendungsoptionen werben oder über die Verwertungswege verschiedener Abfallfraktionen informieren.

Mit guten Ideen für Abfall punkten

Mit dem Wettbewerb „Grüner Wertstoffhof“ zeichnet die DUH wegweisende Konzepte für die bestmögliche Erfassung von Wert- und Schadstoffen aus. Das Ziel: kommunales Engagement für mehr Klima- und Ressourcenschutz zu ehren und flächendeckende Verbesserungen anzuregen. Im Wettbewerb werden unter anderem Kriterien wie Öffnungszeiten, Service, Beschilderung, Beratungsangebote, Schadstoffannahme und Konzepte zur Abfallvermeidung und Wiederverwendung beurteilt.

Unterschiedliche regionale Gegebenheiten (zum Beispiel ländlich/städtisch) werden dabei berücksichtigt. Die bisherigen Gewinner sind das Wertstoffzentrum Sonthofen, das Rückkonsumzentrum Mettlach, der ZAK-Wertstoffhof Kaiserlautern und der Wertstoffhof Herne. Sie zeigen, dass innovative Wertstoffhofkonzepte bereits vorhanden und praktikabel sind.

Um bundesweit einen nachhaltigeren Umgang mit Abfall sowie eine bessere Erfassung zu erreichen, fordert die DUH Kommunen dazu auf, sich an den Preisträgern zu orientieren. Eine Orientierung, wie neue Wege der kommunalen Wertstofferfassung aussehen können, bietet auch das RAL-Gütezeichen 950. Es enthält zielführende Anforderungen, um den Beitrag zum Umweltschutz bei der Rückführung von Ressourcen zu maximieren.

Andrea Kostrowski


Die Autorin

Andrea Kostrowski ist Projektmanagerin Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe (DUH).

Die bisherigen Gewinner des Wettbewerbs „Grüner Wertstoffhof“ und ihre innovativen Ideen sind auf der Internetseite der Deutschen Umwelthilfe abrufbar.