Neue kommunale Nutzfahrzeuge

Hundertprozent elektrisch unterwegs ist der batteriebetriebene Allradtransporter aCar. Foto: Baywa

Geräuscharm, umweltfreundlich und mit digitalen Finessen: Die neuen kommunalen Nutzfahrzeuge sind leistungsstarke Allrounder. Sogar eine Kaffeemaschine für die Mittagspause kann man statt der Motorsäge anschließen.

Einer der wichtigsten aktuellen Trends in der Kommunaltechnik geht klar in Richtung Emissionsvermeidung. „Schon 2021 war die Nachfrage der Kommunen nach klimafreundlichen und leisen Produkten groß, und diese Entwicklung dürfte sich 2022 fortsetzen“, sagt Konrad Graul. Er ist Leiter des Bereichs Kommunal-/Forsttechnik beim Unternehmen Baywa.

„Der elektrische Antrieb eignet sich hervorragend in lärmsensiblen Bereichen, etwa in Wohngebieten oder im Forst“, unterstreicht Graul. „Ein weiterer Vorteil ist der gut kalkulierbare Energiebedarf, der an der eigenen Ladestation auf dem Bauhof oder dem Firmengelände jederzeit gedeckt werden kann.“

Batteriebetrieben unterwegs

Ein echtes Mehrzweckfahrzeug ist beispielsweise der batteriebetriebene Allradtransporter aCar des Herstellers Evum. Mit einer Reichweite von bis zu 200 Kilometern, einer Zulademöglichkeit von 1000 Kilogramm und 70 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit erweist sich das Fahrzeug mit vielfältigen Aufbaumöglichkeiten von der Ladefläche bis zum Kasten und vom Müllsammelbehälter bis zum Wasserfass mit Gießvorrichtung als Allroundtalent.

Ohne Lärm- und CO2-Emissionen kann das Fahrzeug auch jederzeit indoor betrieben werden. Im Gelände erleichtert der serienmäßige Allradantrieb die Fahrt. Ein weiteres Highlight des aCar: Ein externer Spannungsausgang ermöglicht den Anschluss eines beliebigen externen elektrischen Gerätes, sei es das Ladegerät für die akkubetriebene Motorsäge – oder die Kaffeemaschine für die Mittagspause.

Leise, leicht und emissionsfrei

Hundert Prozent elektrisch fährt auch die neue Kehr- und Saugmaschine Lynx Charge des Herstellers Rasco, die im April 2022 auf den Markt kommen wird. Sie erbringt dieselbe Kehr- und Saugleistung wie ihre Dieselvariante und kann ohne Zwischenladung acht Stunden durchgängig betrieben werden. Sie zeichnet sich zudem durch ein großes Zwei-Kubikmeter-Behältervolumen und eine hohe Saugleistung aus.

Kein Lärm und keine Abgase, wenn es darauf ankommt – das schafft der Husqvarna Hybridrasenmäher 535 HX. Der Mäher mit Dieselmotor schaltet bei Leerfahrten in den Elektrobetrieb um und bewegt sich damit leise und sauber. „Dies ist vor allem in lärmsensiblen Bereichen ein Vorteil, beispielsweise auf weitläufigen Geländen von Krankenhäusern“, meint Konrad Graul. Hervorzuheben sei zudem das geringe und damit bodenschonende Eigengewicht des Mähers.

Intelligente Fahrzeugkomponenten

„Stellen Sie sich vor, Sie steuern einen Lkw nachts im dichten Schneegestöber durch die Stadt“, skizziert Konrad Graul eine typische Arbeitssituation im Winter. „Ihr Fahrzeug hat einen Touchscreen als Bedieneinheit an einer bequemen Armauflage, alle wichtigen Einstellungen sind gespeichert. Der Arbeitsbereich vor Ihnen ist gezielt ausgeleuchtet. Den Schneepflug und den Streuer können Sie mit einem Finger bedienen, ohne den Blick von der Straße zu wenden. Dabei sorgt die automatische Steuerung dafür, dass das Salz exakt dosiert gemäß den Voreinstellungen für das jeweilige Gelände ausgebracht wird. Der gesamte Arbeitsvorgang wird automatisch dokumentiert.“

Er betont: „Dies ist kein Zukunftsszenario, sondern bereits in der Praxis angekommen.“ Der Hersteller Kugelmann zum Beispiel bietet dafür die Hydraulikanlage K-Tronic3 Kommunalhydraulik mit automatischer Steuerung inklusive Bedienterminal an, die in jeden Lkw ab Werk verbaut werden kann.

Kraftstoff einsparen

Immer digitaler geht es auch auf dem Schlepper zu: Die Firma Fendt stattet ihre Traktoren mit dem innovativen „Fendt One“-Bedienungskonzept aus, das den Fahrer entlastet und viele Abläufe ohne menschliches Eingreifen steuert. So können beispielsweise mehrere Mähwerke bedient werden, während die Software ständig die Fahrgeschwindigkeit an die Grashöhe anpasst.

Flexibel ist auch das kombinierte Getriebe- und Motormanagement: Es passt die Leistungsabgabe an den wechselnden Bedarf im Gelände an und verhindert unnötig hohe Motordrehzahlen und Verbrauch. Bis zu acht Prozent Kraftstoffersparnis lassen sich so erzielen.

Was wird sich in den kommenden Jahren tun? In der Testphase sind aktuell LNG-, LPG- und Wasserstoffantriebe für Nutzfahrzeuge. Diese Maschinen erfüllen höchste Ansprüche an Nutzlast, an die Dauer der Einsatzzeiten und kurze Wiederbetankung. „Wie sich hier Nachfrage und Einsatzmöglichkeiten entwickeln, wird von den gesetzlichen Rahmenbedingungen und der Tankstellendichte abhängen“, sagt Graul. Birgit Sigl

Die Autorin: Birgit Sigl ist Pressereferentin bei der Baywa AG in München.