Schritt für Schritt zum Karriereziel

Wer genau weiß, was er kann und was er will, kommt im Erwerbsleben leichter voran. Denn wichtiger als ein hohes Gehalt ist die Frage: Was treibt mich selbst an? Wer seine Motivation „leben“ kann, wird zufrieden arbeiten und Höchstleistung zeigen. Planen Sie Ihre Karriere mit unserem Leitfaden!

Die Berufswelt ändert sich rasant. Die Karriereleiter wird durch das Bild des beruflichen Klettergerüsts abgelöst. Es geht nicht mehr nur linear nach oben, sondern die Karrierevorstellungen werden variabler. Mitarbeiter in der öffentlichen Verwaltung stecken damit in einem Dilemma: Laufbahn- und Besoldungsregelungen bieten auf der einen Seite Geradlinigkeit und Sicherheit. Auf der anderen Seite kann dadurch nicht immer so flexibel auf Karrierewünsche reagiert werden, wie sich das vor allem Jüngere wünschen. Für den Einzelnen heißt das, innerhalb der bestehenden Regelungen die eigene Karriere zu gestalten. Wichtig ist hier, über die eigenen Vorstellungen und Wünsche strukturiert nachzudenken. Der nachfolgende Leitfaden hilft dabei.

1. Standortbestimmung

Wo stehen Sie beruflich? Was haben Sie bisher gemacht, von der Ausbildung bis zur aktuellen Position? Welche Funktionen, Aufgaben und Verantwortlichkeiten haben Ihren Weg begleitet? Wo gab es Höhen, wo Tiefen? Gibt es besondere Stärken, die Sie bisher auf Ihrem Weg nutzen konnten? Vielleicht sind Sie stellvertretender Fachbereichsleiter und stehen vor der Entscheidung, entweder im nächsten Jahr den Fachbereich zu übernehmen oder sich jetzt auf eine Stelle in einem neuen Projekt mit vielen Querschnittskontakten zu bewerben. Hier hilft Ihnen der Blick auf den bisherigen Weg. Er zeigt, ob Sie Kontinuität oder aber Veränderung brauchen.

2. Kompetenzprofil

Was können Sie eigentlich alles? Nicht nur anhand Ihrer Qualifikationsnachweise, Abschlüsse und Zeugnisse. Sondern: Welche Stärken und Fähigkeiten bringen Sie als Person mit? Sind Sie teamfähig und kommunikativ? Oder eher strukturiert, verbindlich und verantwortungsbewusst?

Wenn Sie sich selbst gut einschätzen können, haben Sie einen Kompass, welche Stellen und Tätigkeiten in der Verwaltung zu Ihnen passen. Scheuen Sie vor allzu viel direktem Kontakt mit Menschen zurück, ist die Servicestelle im Bürgeramt vielleicht nicht so gut geeignet. Benötigen Sie regelmäßig inhaltlichen Austausch mit Kollegen, kann eine reine Schreibtischtätigkeit für Sie auf Dauer frustrierend werden. Auch bei der nächsten Bewerbung wird heutzutage erwartet, dass Sie reflektiert über Ihre Stärken sprechen können und diese jenseits von Schlagworten mit persönlichem Inhalt füllen.

3. Werte und Motivation

Was ist Ihnen bei Ihrer beruflichen Tätigkeit eigentlich wichtig? Und was treibt Sie zu Höchstleistungen an? Werte bestimmen unbewusst unser Handeln. Ist Ihnen Verbindlichkeit und Planung wichtig, dann bringen Sie verschobene Termine auf die Palme. Hier haben Sie wenig Toleranz. Oder schätzen Sie Kreativität, Offenheit und Dynamik? Dann werden Ihnen manche Abläufe in einzelnen Verwaltungsbereichen zu lange dauern.

Die unbewussten Motoren für das eigene Handeln zu kennen, hilft, beruflich in die passende Richtung zu steuern. Und zu wissen, was Sie motiviert, ermöglicht eine größere Arbeitszufriedenheit: Sind es Position und Prestige? Oder Anerkennung und Sichtbarkeit? Persönliche Entwicklung und Lernen? Sinnhaftigkeit in Ihrem Tun? Oder doch Verantwortung und Leitung? Oder ist es die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Team oder Amt?

Wenn Sie das, was Sie motiviert, auf Dauer bekommen, werden Sie zufrieden arbeiten. Wenn Ihre Motivatoren zu kurz kommen, sollten sie eine Veränderung innerhalb des Bereichs oder darüber hinaus in Erwägung ziehen.

4. Vision und Ziel

Was wünschen Sie sich eigentlich an Tätigkeiten, Aufgaben, Umfeld und Rahmenbedingungen im Beruf? Wo zöge es Sie hin, wenn Sie könnten, wie Sie wollten? Wo stehen Sie in fünf Jahren? Könnte es eine Führungsfunktion sein? Eine Amtsleitung oder vielleicht sogar Dezernent oder Bürgermeister? Oder sind es eher die Zahlen und Daten in der Kämmerei, die Sie reizen? Ist es das Team mit Aufgabenteilung oder lieber die Einzelaufgabe, die Sie sich wünschen? Lieber viele Veränderungen und Herausforderungen – oder doch Kontinuität und Struktur? Ist es die Großstadtkommune oder lieber die überschaubare Verwaltung einer kleinen oder mittleren Stadt, wo man sich noch persönlich kennt?

Wenn Sie hier Klarheit haben, können Sie überlegen und recherchieren, wo es Stellen gibt, die Ihren Wünschen nahe kommen. Hundertprozentige Wunscherfüllung gibt es allerdings selten. Aber schon eine realistische Stellschraube zu identifizieren, die Ihre Arbeitszufriedenheit stärkt oder wiederherstellt, ist zentral in der Karriereplanung.

5. Entwicklung und Ressourcen

Jetzt können Sie definieren, was Ihr Ziel ist und was Sie in den nächsten Monaten, im nächsten Jahr und darüber hinaus konkret tun können, um diesem Ziel näher zu kommen. Was brauchen Sie für Ihre Zielerreichung? Was fehlt Ihnen auf dem Weg dorthin? Welche Fortbildungen, Kontakte und Erfahrungen müssen Sie noch machen? Wer oder was kann Sie unterstützen? Gibt es innerhalb Ihrer Verwaltung wichtige Personen für Ihre Zukunftspläne, die Sie einbeziehen möchten oder müssen? Haben Sie einen Mentor? Gibt es Coaching, Mentoring, Workshops oder berufsbegleitende Masterstudiengänge, die für Ihren weiteren Weg hilfreich sind? Machen Sie sich schlau – und dann kann es an die Konkretisierung gehen.

6. Strategie

Zum Schluss ist immer zu klären, wie Sie das Ganze jetzt konkret anpacken. Machen Sie sich einen Zeitplan für die nächsten Monate (oder Jahre). Er hilft zur Orientierung, lässt aber natürlich auch Umwege zu. Was und wo müssen Sie recherchieren? Mit wem sprechen? In welchem Zeitrahmen können Sie welchen Schritt gehen? Welche Reihenfolge haben Ihre Schritte überhaupt?

Zerlegen Sie Ihre Ziele in kleine, gangbare Maßnahmen und Schritte. Dann ist Karriereplanung kein Berg, den es mit schwerem Gepäck zu besteigen gilt, sondern ein Abenteuerspaziergang, der Kraft und Orientierung gibt.

Hanne Weisensee

Die Autorin
Dr. Hanne Weisensee, Berlin und Bamberg, ist Dozentin, zertifizierter Coach und Lehrcoach in Politik, Verwaltung und Wissenschaft