Moderne Beleuchtungskonzepte können mehr als nur Licht spenden. In Heilbronn kommen multifunktionale Lichtstelen zum Einsatz, die dank LED-Technologie nicht nur Kosten und Energieverbrauch senken, sondern durch Zusatzmodule auch öffentliches WLAN, umfassende Umweltsensorik sowie Lademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge bieten.
Licht gestaltet den nächtlichen Lebensraum einer Stadt. Es gibt Orientierung und Sicherheit, schafft Atmosphäre und sorgt für Wohlbefinden. Doch Licht ist nicht nur ein Sicherheits- und Erlebnisfaktor. Insbesondere für Kommunen gewinnt der Umwelt- und Kostenfaktor zunehmend an Bedeutung. Öffentliche Beleuchtung muss gesetzliche Vorgaben, Anforderungen des Klimaschutzes sowie wirtschaftliche Erfordernisse erfüllen.
Die Beleuchtung von Straßen, Verwaltungsgebäuden, Schulen und öffentlichen Einrichtungen nimmt etwa die Hälfte des gesamten Stromverbrauchs einer Kommune in Anspruch. Die Sanierung alter Beleuchtungsanlagen erschließt damit ein beachtliches Einsparpotenzial: Mit energieeffizienten Lichtlösungen, wie etwa durch LED-Technologie sowie einer intelligenten Steuerung, können mehr als 80 Prozent dieser Energie eingespart werden – bei gleichzeitig mehr Lichtqualität und weniger Kosten. Denn nicht nur der Stromverbrauch ist geringer. Auch die Wartungskosten sind durch die bis zu dreimal höhere Lebensdauer der Leuchtmittel deutlich günstiger.
Smarte Beleuchtung in Heilbronn
In Heilbronn (Baden-Württemberg, 126.500 Einwohner) kommt im Stadtquartier am Neckarbogen ein zukunftsweisendes Beleuchtungskonzept für den öffentlichen Raum zum Tragen. Das Areal war Teil der Bundesgartenschau 2019 und diente als Beispiel und Reallabor für moderne Stadt- und Quartiersentwicklung.
Als smartes Beleuchtungskonzept für die „Stadt der Zukunft“ wurden rund 180 multifunktionale Lichtstelen, sogenannte „Shuffle“ installiert. „Das Besondere dieser Leuchten ist das Design in zylindrischer Form in Kombination mit ihrer Funktionalität“, sagt Tim Vogelmann. Er ist bei der Heilbronner ZEAG Energie AG verantwortlich für das Lichtprojekt. Ausgestattet werden kann jede „Shuffle“ mit verschiedenen Leuchtmodulen: So werden die Straßen in einem 360-Grad-Radius beleuchtet, mit je einem Spot werden die rückwärtigen Geh- und Fußwege sowie die Bäume angestrahlt. In jedem Board befinden sich 20 LEDs. Entlang von Wasser- und Grünflächen im Quartier wurde insbesondere auf Insektenfreundlichkeit geachtet.
„Die Kommunikationsstelle, mit der jede der installierten Stelen verbunden ist, erlaubt, dass jede Leuchte separat – auch mit dem Smartphone – gesteuert werden kann“, nennt Vogelmann einen wichtigen Aspekt. „Wir können jede Leuchte individuell steuern und somit dem baden-württembergischen Naturschutzgesetz Rechnung tragen, indem wir einfach den sogenannten Brennstundenkalender anpassen und durch gezielte Dimmung und Abschaltung einen insektenfreundlichen Betrieb der öffentlichen Beleuchtung ermöglichen.“
Lichtstelen als E-Ladestationen
Die Multifunktionsleuchten können neben der 360-Grad-LED-Technologie für eine gezielte und effektvolle Beleuchtung von Gebäuden und Plätzen mit zusätzlichen Funktionen ausgerüstet werden, beispielsweise mit einem WLAN-Modul für Public Wifi, mit Signalleuchten, Kamera und Lautsprechermodul für höhere Sicherheit und weniger Kriminalität sowie mit Sensoren zur Sammlung und Übertragung von Messdaten – von Temperatur bis zu Feinstaubbelastung.
Zudem können die Lichtstelen durch entsprechende Aufrüstung auch als praktische E-Ladestationen für die Elektromobilität dienen. Bis zu fünf Module können pro Mast individuell kombiniert werden.
Smarte Beleuchtungskonzepte, die über Telemanagementsysteme gesteuert werden, böten für Kommunen weitere Vorteile. „Wenn sich die Bebauung ändert und neue Anforderungen an das Lichtprofil entstehen, etwa durch neue Fahrradwege und Fußgängerüberwege, lässt sich das in der Regel softwareseitig lösen ohne teure Baumaßnahmen für zusätzliche Masten“, sagt Vogelmann.
Energieeffizient, wartungsarm und nachhaltig
Auch die Allee, eine der wichtigsten Lebensadern in Heilbronn, erstrahlt seit Anfang September in neuem Licht. Die Sanierung der Beleuchtung war ein Gemeinschaftsprojekt der Stadt Heilbronn, der ZEAG Energie AG sowie der Trilux GmbH. Die neue Beleuchtung taucht die Allee nicht nur in ein angenehm gleichmäßiges Licht, sondern ist auch energieeffizient, wartungsarm und nachhaltig.
Schon bei der Umrüstung war Nachhaltigkeit die Devise: Die Masten der alten Großflächenleuchten haben lediglich einen neuen Anstrich bekommen und werden jetzt mit modernen LED-Leuchten weiter genutzt. Die Energieeinsparung mit rund 50.000 kWh im Jahr bringe eine deutliche Kostensenkung mit sich. Die optimierte Lichtverteilung erhöhe zudem die Verkehrssicherheit bei Dunkelheit.
Dirk Täuber