Radschnellwege für mehr Klimaschutz

In einer Machbarkeitsstudie für den Raum Heilbronn-Neckarsulm wurden die Querverbindungen zu der geplanten Radschnellverbindung zwischen Bad Wimpfen und Heilbronn eruiert. Das Ergebnis: Die West-Ost-Verbindungen, die in der Studie bewertet wurden, erfüllen alle notwendigen Standards.

Das Land Baden-Württemberg hat sich auf die Fahnen geschrieben, die Radinfrastruktur im Land massiv auszubauen. Nach der „Rad-Strategie“ des Landes sind vor allem Schnellverbindungen ein wirksames Instrument zur Radverkehrsförderung und deshalb als Leuchtturmprojekte mit hoher Signalwirkung besonders zu fördern und zu realisieren. Der neue Netztyp soll Kapazitätsengpässe im Straßennetz reduzieren und dazu beitragen, dass die Klimaschutzziele erreicht werden. Durch eine Kombination aus Bundes- und Landesmitteln kann eine Förderquote von bis zu 90 Prozent erreicht werden – ein attraktives Angebot für Kommunen.

Der Radschnellweg Heilbronn-Bad Wimpfen ist eines von sechs Pilotprojekten. Die Süd-Nord-Verbindung wird derzeit vom Regierungspräsidium Stuttgart und dem Amt für Straßenwesen der Stadt Heilbronn geplant. Nun haben die Städte Neckarsulm und Heilbronn sowie der Landkreis Heilbronn ergänzend eine vom Land geförderte Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Dabei sollen die Radschnellverbindungen in West-Ost-Richtung eruiert und weitere Teilstrecken in der Nord-Süd-Achse ausfindig gemacht werden. Die Radschnellverbindungen sollen als „Zubringer“ zur Radschnellverbindung Heilbronn-Bad Wimpfen dienen und Querverbindungen schaffen.

Die beauftragte BIT Ingenieure AG hat für die Studie potenzielle Korridore und Trassenverläufe für Radschnellverbindungen entwickelt und tiefergehend untersucht. Dabei wurden die folgenden Korridore betrachtet: Heilbronn–Leingarten–Schwaigern, Heilbronn–Weinsberg–Obersulm, Neckarsulm–Weinsberg–Obersulm, Heilbronn–Lauffen am Neckar und Bad Wimpfen–Offenau–Gundelsheim. Rund 100 Kilometer wurden dazu vor Ort befahren, Trassen bewertet, das Nutzerpotenzial abgeschätzt, Kosten-Nutzen-Analysen sowie Sensitivitätsanalysen durchgeführt. Eine Bewertungsmatrix mit 24 Kriterien zu Verkehr, Städtebau, Umwelt, Attraktivität und Wirtschaftlichkeit ordnete die einzelnen Streckenführungen ein. Schließlich kristallisierte sich für jeden der fünf Korridore jeweils eine Vorzugstrasse mit zusammen rund 40 Kilometern Länge heraus. Für diese Trassen wurden insgesamt 90 Steckbriefe für Teilabschnitte und Knotenpunkte mit Querschnittsdarstellungen und Kostenprognosen erstellt. Darin aufgeführt waren auch Maßnahmenempfehlungen, um die Teilstrecken nach den Qualitätsstandards für Radschnellverbindungen zu optimieren. Zu diesen Standards zählen beispielsweise eine Mindestlänge von fünf Kilometern, Potenzial für mehr als 2 000 Radfahrende in 24 Stunden, sichere Befahrbarkeit auch bei hohen Geschwindigkeiten, wenig Zeitverlust durch Anhalten und Warten, ausreichende Breite zum Überholen und Nebeneinanderfahren, umwegfreie Linienführung und hohe Belagsqualität.

Bürger einbinden

Entscheidend für die letztendliche Trassenfindung war die Einbindung und Beteiligung der Bürger. Die Planungsbetroffenen hatten bei einer Online-Umfrage die Gelegenheit, ihre Ortskenntnisse und alltäglichen Erfahrungen einzubringen, die vorgeschlagenen Trassenverläufe zu beurteilen, Vorschläge zu alternativen Routen zu unterbreiten und Hinweise auf Gefahrenstellen zu geben. Innerhalb von vier Wochen nahmen über 200 Bürger an der Umfrage teil. Die rund 450 Kommentare wurden geprüft und bei den weiteren Ausführungen der Studie berücksichtigt. So wurden Gefahrenstellen abgetragen und alternative Routen in die Varianten eingegliedert. Durch den Zusammenschluss von Stadt- und Landkreis war eine ganzheitliche räumliche Planung über kommunalen Grenzen hinweg möglich.

Die bewerteten West-Ost-Verbindungen erfüllen die notwendigen Qualitätsstandards für Radschnellverbindungen und erzielen einen gesamtwirtschaftlichen Nutzen. In der weiteren Planung erfolgt eine Optimierung der Konzeption. Bei den Nord-Süd-Trassen fehlt der Studie zufolge entweder das erforderliche Nutzungspotenzial oder die technischen Voraussetzungen für eine Radschnellverbindung sind nicht gegeben. Die Studie empfiehlt, die West-Ost-Radschnellverbindungen weiter zu verfolgen und die Potenziale der Nord-Süd-Trassen im Rahmen der überregionalen Radwegenetze zu bündeln.

Dr.-Ing. Volker Mörgenthaler, M. Sc. Mara Sefrin, BIT Ingenieure AG

Foto: Touristikgemeinschaft Heilbronner Land/Jan Bürgermeister