Lünne erzeugt Dynamik

Die kleine Gemeinde Lünne im Emsland hat ihrer Entwicklung ein Leitbild zugrundegelegt. Magdalena Wilmes stellt es in ihrem Beitrag vor und zeigt auf, was das große Engagement ehrenamtlich aktiver Bürger bewirkt.

Dicht nur angesichts des demografischen Wandels stehen die Dörfer heute vor großen Herausforderungen. Es gilt, die notwendigen Bereiche der Daseinsvorsorge abzudecken und eine hohe Lebensqualität zu schaffen, damit junge Familien sich für ein Leben auf dem Land entscheiden. Ausschlaggebend dabei sind unterschiedliche Gesichtspunkte wie günstiges Wohnbauland, attraktive Arbeitsplätze vor Ort, Nahversorgung, Kinderbetreuung und Bildung und sogenannte weiche Faktoren wie ein ansprechendes Freizeitangebot.

Die Gemeinde Lünne zählt etwa 2000 Einwohner, gehört zur Samtgemeinde Spelle und liegt im südlichen Emsland in Niedersachsen. Um sich schon heute auf künftige Herausforderungen vorzubereiten, wurde im letzten Jahr das Leitbild „EIN Lünne“ entwickelt. In diesem Prozess, fachlich begleitet durch das Büro Pro-t-in aus Lingen (Ems), wurden strukturiert die Stärken und Schwächen unserer Kommune herausgearbeitet. Etwa 150 Bürger haben sich an diesem Prozess mit vielen Ideen und großem Engagement beteiligt. So konnte ein realistisches Bild unseres Ortes entstehen, das die Sichtweisen der verschiedenen Altersklassen berücksichtigt.

Drei Themen im Vordergrund

Resultierend aus dem Beteiligungsprozess wurden insbesondere drei Themenfelder ausgearbeitet, die für die Zukunft der Gemeinde Lünne von Bedeutung sind, namentlich: Freizeit und Tourismus(-wirtschaft), Ortsentwicklung und (Land-)Wirtschaft sowie Dorfgemeinschaft, Kommunikation und Außendarstellung.

Insgesamt wurde deutlich, dass viele Initiativen und Projekte nur mit Unterstützung durch ehrenamtliche Kräfte möglich sind. Hier war eine große Bereitschaft in der Bevölkerung spürbar, etwas für den eigenen Ort zu entwickeln. Beispielsweise ist kurz nach Abschluss dieses Prozesses ein monatlicher Mittagstisch für Senioren entstanden. Die Regie liegt ausschließlich in ehrenamtlichen Händen von einigen Mitgliedern der Katholischen Frauengemeinschaft Lünne.

Darüber hinaus hat sich ein Arbeitskreis junger Menschen gebildet, der sich die Entwicklung einer Lünne-App auf die Fahnen geschrieben hat. Mithilfe dieser App können nun die Termine unserer rund. 40 Vereine und Verbände gepflegt und koordiniert werden. Zur Stärkung der Dorfgemeinschaft sollte ferner ein jährliches Open-Air-Kino initiiert werden. Mitte Juli hat dieses erstmals im Bürgerpark stattgefunden. Es wurden nachmittags eine Kindervorführung und abends ein Film für die ganze Familie gezeigt. Zur Stärkung des Tourismussektors wurden in kürzester Zeit zwei Flyer entwickelt und herausgegeben, die sowohl Touristen als auch Einheimischen die Vielfalt zur Erholung vorstellen.

Diese Beispiele lassen erahnen, welche Dynamik der Beteiligungsprozess entfaltet hat und mit welchem Elan Bürger bereit sind, sich für den eigenen Ort einzusetzen, wenn es um die Verbesserung der Lebensbedingungen geht. Die Gemeinde Lünne und die Samtgemeinde Spelle haben die Aufgabe, die ehrenamtlichen Initiativen zu unterstützen und falls notwendig, geeignete Impulse oder Rahmenbedingungen zu geben.

Jedoch ist den Ehrenamtlichen ein größtmöglicher Handlungs- und Entscheidungsspielraum zu geben, um die Eigenverantwortung und Motivation zu stärken. Wichtig ist eine angemessene Anerkennung des bürgerschaftlichen Dienstes. So würdigt die Gemeinde Lünne in regelmäßigen Abständen diesen Einsatz mit einem Tag des Ehrenamtes. Hier werden die Erfolge des vergangenen Jahres präsentiert in Verbindung mit einer Einladung zu einem gemeinsamen Abendessen und Austausch.

Angestoßen durch den Beteiligungsprozess ist eine erneute Dynamik im Ort entstanden. So wurde im vergangenen Jahr entschieden, am Kreiswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ teilzunehmen. Die etwa 40 Vereine und 350 Personen haben der zuständigen Jury einen imposanten Einblick in die Gemeinde vermittelt. Lünne ist als Sieger aus diesem Wettbewerb hervorgegangen und hat sich für den Vorentscheid zum niedersächsischen Landeswettbewerb qualifiziert. Auch in diesem Bewertungsverfahren konnte die Gemeinde punkten und wurde im Juni dieses Jahres als einer von insgesamt acht Orten aus der Region Weser-Ems für den Landeswettbewerb nominiert. Insgesamt haben in diesem Verfahren 21 Ortschaften teilgenommen. Ende August erwarten wir nun die Begitachtung im Rahmen des Landeswettbewerbes.

Für mich steht jedoch schon heute das Ergebnis dieser Teilnahme fest, unabhängig von der Beurteilung der Jury: Die Beteiligung an diesem Wettbewerb hat unseren Ort weiter zusammengeschweißt und neue Initiativen entwickeln lassen. Das ist schon jetzt äußerst gewinnbringend und wichtig für unsere Zukunft.

Magdalena Wilmes

Die Autorin
Magdalena Wilmes ist Bürgermeisterin der niedersächsischen Gemeinde Lünne (Samtgemeinde Spelle)