Mit Beginn der Sommerferien beginnt für viele Deutsche auch die Reisezeit. Und die meisten, deren Reiseziel außerhalb der EU liegt, benötigen hierfür einen Reisepass. Dass die Erstellung eines neuen Reisepasses aktuell quer durch Deutschland bis zu acht Wochen dauert, sorgt in vielen Bürgerämtern für Unmut und Unverständnis. Der Grund für die Verzögerung liegt indessen bei der Bundesdruckerei.
Normalerweise dauert die Lieferung eines beantragten Reisepasses zwei bis drei Wochen. Derzeit sind es sechs bis acht Wochen. Kein guter Zeitpunkt so kurz vor den bevorstehenden Sommerferien. Das sorgt verständlicherweise für Unverständnis bei vielen Bürgern.
Zwei Umstände sorgen für die derzeit überdurchschnittlich hohe Auslastung in der Bundesdruckerei in Berlin. Zum einen verreisen viele Menschen nach der Corona-Pandemie erstmals wieder außerhalb Europas und benötigen hierfür einen gültigen Reisepass. Der zweite, schwerwiegendere Grund liegt an einer gesetzlichen Änderung. Nach dieser müssen seit 1. Januar 2024 auch für Kinder „normale“ Reisepässe für Reisen außerhalb der EU beantragt werden, wenn die Gültigkeit des alten Kinderreisepasses abgelaufen ist oder sich Angaben geändert haben.
Express-Reisepass oder vorläufiger Reisepass
Wer den Reisepass dringend benötigt und keine acht Wochen warten kann, hat zum einen die Möglichkeit, einen Express-Reisepass zu beantragen – allerdings bleibt auch hier das Nadelöhr der hohen Ausladung der Bundesdruckerei. Alternativ ist für viele Reiseländer auch ein vorläufiger Reisepass ausreichend, der direkt vor Ort im Bürgerbüro ausgestellt werden kann. Eine Übersicht zu den Einreisebestimmungen in die jeweiligen Länder gibt es auf der Homepage des Auswärtigen Amtes.
Kritik, insbesondere am Prozedere der Abwicklung beim Antrag auf einen Express-Reisepass durch die Bundesdruckerei, übt indes Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND):
Kritik an doppelten Kosten bei zweitem Antrag
„In den Pass- und Ausweisstellen der Städte rumort es. Viele Bürgerinnen und Bürger werden kurz vor der Ferienzeit kalt davon erwischt, dass ihre beantragten Reisepässe nicht pünktlich vor ihrem Urlaub ankommen“, schildert Dedy die Situation in vielen Bürgerämtern. Das Problem: Komme der Reisepass nicht mehr pünktlich, würden sich viele Bürger für einen zweiten Antrag mit Expressbearbeitung entscheiden. Vor allem, wer bereits einen ersten Antrag ausgefüllt habe, bleibe, so Helmut Dedy, auf den doppelten Kosten sitzen: „Denn der erste Antrag lässt sich bei der Bundesdruckerei nicht stornieren und die städtischen Mitarbeiter haben keinen Einfluss auf den Ablauf und die Kosten.“ Kostenpunkt: Mehr als 100 Euro für den neuen Reisepass und die Expressbearbeitung plus die Kosten für den im ersten Anlauf bestellten Reisepass.
Schwierige Situation für Mitarbeitende in den Bürgerbüros
Damit gerieten die Städte als Ausgabestelle in eine schwierige Situation: Das Lieferproblem liege in der Bundesdruckerei, die berechtigte Kritik der Antragsteller bekämen aber die städtischen Mitarbeiter ab.
Dedy fordert: „Die Bundesdruckerei muss hier flexibler werden. Wenn ein zweiter Reisepass per Expressbearbeitung bestellt wird, sollte die Bundesdruckerei den Auftrag für den ersten Reisepass stornieren. So müssten die Betroffenen nicht für zwei Pässe zahlen. Und es wäre auch im Interesse der Bundesdruckerei selbst: Die stornierten Aufträge würden nicht mehr die Produktion überlasten.“
Sein Appell für due Zukunft: „Wenn die Bundesdruckerei die vereinbarten Lieferzeiten nicht einhalten kann, müssen die Städte sofort informiert werden. Nur dann können unsere Mitarbeiter die Bürger richtig beraten und beispielsweise sofort einen Expressantrag empfehlen.“
bk/red