Kommunen spielen eine Schlüsselrolle für die Solarenergie

Die grüne Wiese ist wichtig, betont Carsten König: „Die Klimaziele können nur erreicht werden, wenn der Solartechnikausbau nicht nur auf Gebäuden, sondern auch auf geeigneten Freiflächen erfolgt." Foto: Adobe Stock/Jess rodriguez

Solartechnik boomt: Das ist die aktuelle Zwischenbilanz des Bundesverbands Solarwirtschaft. Sehr viel mehr ist aber noch drin, so Hauptgeschäftsführer Carsten König – mit Hilfe der Kommunen.

Die Nachfrage nach Solarstromanlagen ist 2022 das sechste Jahr in Folge prozentual zweistellig gewachsen. 2022 wurden über 7,5 Gigawatt Photovoltaikleistung in Deutschland neu installiert, was einem Plus gegenüber dem Vorjahr von knapp 30 Prozent entspricht. Immer mehr Verbraucher und ganze Kommunen wollen sich mit Hilfe heimisch verfügbarer Solarenergie unabhängiger von steigenden Energiepreisen und fossilen Energiequellen machen.

Hält das solare Wachstumstempo über die kommenden Jahre an, so sind die jüngst verschärften Klimaschutz- und Energiewendeziele der Bundesregierung erreichbar. Sie sehen vor, den Anteil der Solarenergie an der Stromversorgung von derzeit gut 10 auf knapp 30 Prozent in nur zehn Jahren zu verdreifachen. Angezogen hat die Nachfrage zuletzt auch bei der Solarthermie. 2022 wurden rund 10 Prozent mehr Kollektorleistung installiert als im Vorjahr.

Um die Energiewende auch im Gebäude- und Wärmesektor zum Erfolg zu führen, muss die Solarenergie mit kommunaler Hilfe hier noch stärker entfesselt werden. Gut so, dass die Zeichen bei der Solartechnik weiter auf Wachstum stehen. Auch für 2023 erwarten wir eine weiter anziehende Solartechniknachfrage.

Nachholbedarf bei den Gewerbeimmobilien

Die seit dem Jahr 2005 vom BSW in Kooperation mit der Innovationsplattform „The smarter E Europe“ ermittelten Geschäftserwartungsindizes befinden sich auf einem Allzeithoch. Und drei Viertel aller privaten Hausbesitzer, die über ein geeignetes Dach verfügen, liebäugeln mit einer eigenen Solaranlage. Jeder Fünfte plant sie sogar bereits in den kommenden zwölf Monaten. Dies ergab eine vom BSW Ende 2022 in Auftrag gegebene YouGov-Repräsentativbefragung unter 1022 Immobilienbesitzern in Deutschland.

Gerade im Eigenheimsektor ist die Nachfrage infolge der Energiekrise nochmals sprunghaft gestiegen (plus 40 Prozent). Erfreulich sind auch zweistellige Zuwächse bei den Meldezahlen im Marktsegment großer Solarparks. Darunter befinden sich auch immer mehr PV-Projekte, die ohne Förderung zum Beispiel über Power-Purchase-Agreements finanziert werden (2022 gut jedes zehnte Megawatt).

Nachholbedarf besteht im Stromsektor hingegen insbesondere noch bei den Gewerbe-immobilien und im mehrgeschossigen Mietwohnungsbau. Nur auf jedem zehnten geeigneten Gewerbedach in Deutschland wird bislang Solarstrom geerntet, und solare Prozesswärme ist zu oft noch ein Fremdwort. Unverhältnismäßige Netzzugangs-voraussetzungen und Anforderungen an die solare Direkt- und Mieterstromversorgung bremsen hier die Nachfrage. Doch auch bei Unternehmen ist das Interesse an einer preiswerten Solarenergieversorgung grundsätzlich groß. Über ein Drittel von ihnen würden sich die Errichtung einer Solarstromanlage in den kommenden drei Jahren wünschen, wenn die Investitionsbedingungen stimmen.

Kommunen spielen wichtige Rolle bei der Solarisierung der Energieversorgung

Weniger Bürokratie und weniger restriktive Auktionsbedingungen wären die Voraussetzung dafür, dass auch die von der Bundesregierung stark angehobenen Auktionsvolumen im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in den kommenden Jahren vollständig gezeichnet werden. Derartige Marktbarrieren halten zahlreiche Unternehmen noch davon ab, ihr Firmendach tatsächlich mit Solarzellen zu bestücken oder zeitnah in einen Solarpark zu investieren. Die Bundesregierung ist hier gefordert, für Abhilfe zu sorgen.

Doch auch Städten und Gemeinden kommt eine große Bedeutung bei der Solarisierung der Energieversorgung zu. Sie sitzen an zentraler Stelle für den Ausbau der Photovoltaik vor Ort. Einerseits können sie in ihrer Vorbildfunktion der öffentlichen Hand vorangehen und auf ihren eigenen Liegenschaften Solaranlagen installieren. Gerade Solaranlagen auf Rathäusern, Schulen oder Kitas sensibilisieren die Bevölkerung.

Gemeinden können sie auch durch Informationsveranstaltungen direkt erreichen oder sogar die eine oder andere Förderlücke schließen, zum Beispiel bei der Unterstützung einkommensschwacher Haushalte. Eine Aufstockung von Bundesförderangeboten empfiehlt sich eher weniger, da kommunale Fördertöpfe dafür in der Regel zu klein sind und im Falle eines zu schnellen Leerlaufens Enttäuschungen vorprogrammiert sind.

Sonnige Aussichten für Freiflächen

Mit der Verantwortung über die Genehmigungsverfahren kommt Gemeinden gerade auch bei der Planung ebenerdig errichteter Solarparks eine Schlüsselrolle zu. Die Klimaziele können nur erreicht werden, wenn der Solartechnikausbau nicht nur auf Gebäuden, sondern auch auf geeigneten Freiflächen erfolgt und wenn sie unbürokratisch bereitgestellt sowie barrierearm an das Energienetz angeschlossen werden können.

Die vom Gesetzgeber eingeräumte und auf den Strompreis umlegbare kommunale Beteiligung von bis zu 0,2ct/kWh ist sicherlich nicht der einzige Motivator für kommunale Entscheider, Deutschlands preiswerteste Energiequelle in Zukunft noch deutlich stärker vor Ort nutzen zu wollen. Inzwischen ist der Wille längst nicht mehr nur in grünen Energiekommunen spürbar, die Energieversorgung stärker selbst in die Hand zu nehmen.

Immer mehr Kommunen wünschen sich eine solare Unabhängigkeitserklärung aus einem klugen Mix erneuerbarer Energien mit hohen Solarthermie- und Photovoltaikanteilen, flankiert von stationären Strom- und Wärmespeichern. Bereits für fünf Cent je Kilowatt-stunde lässt sich in Deutschland nicht nur Solarstrom, sondern im Kraftwerksmaßstab auch Solarwärme erzeugen. Carsten König

Der Autor: Carsten König ist Hauptgeschäftsführer des BSW – Bundesverband Solarwirtschaft e.V. in Berlin.